Den Puls der Politik gefühlt
12.11.2019 Politik«SpielPolitik!»: Wohler Bezklasse erarbeitete eine Initiative und reiste ins Bundeshaus
Eine eigene Initiative, eine Fragerunde mit Nationalrat Cédric Wermuth und eine Debatte im Nationalratssaal. Die Wohler Bezklasse 3a kostete die Stippvisite im Bundeshaus ...
«SpielPolitik!»: Wohler Bezklasse erarbeitete eine Initiative und reiste ins Bundeshaus
Eine eigene Initiative, eine Fragerunde mit Nationalrat Cédric Wermuth und eine Debatte im Nationalratssaal. Die Wohler Bezklasse 3a kostete die Stippvisite im Bundeshaus vollends aus.
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3a der Bezirksschule Wohlen nahmen mit ihrem Geschichtslehrer Matthias Hehlen am Staatskunde-Projekt «SpielPolitik!» in Bern teil. «SpielPolitik!» ist ein Staatskundespiel, bei dem die Ausarbeitung und Verhandlung von Volksinitiativen im Nationalrat simuliert wird. Das Herzstück des Spiels ist eine Debatte im Nationalratssaal. Die Schülerinnen Anja Moser und Stella Flury berichten nachfolgend über das Projekt und darüber, wie die Bezklasse den Puls der Politik gefühlt hat.
Treffen mit Sekundarklasse aus Berikon
Im Sommer begann die Arbeit an der eigenen Initiative. Neben zahlreichen anderen Ideen wie zum Beispiel der Einführung einer Pfandgebühr für PET-Flaschen entschied man sich für die Initiative «Solarland Schweiz». Die Initiative verlangt, dass alle neu erbauten Häuser in der Schweiz mit subventionierten Photovoltaikanlagen ausgestattet werden (siehe Kasten). Drei Monate lang arbeitete die Klasse an der Formulierung der Initiative, sammelte Argumente und Unterschriften und gründete eine eigene Partei, den «Schweizerischen Energiebund» (SEB). Jana Vock wurde zur Präsidentin gewählt, die die Fraktion in Bern leiten würde.
Und schon standen die eigentlichen Projekttage in Bern vor der Tür. Am Montag traf sich die Klasse auf der kanadischen Botschaft mit Mitarbeitern der Botschafterin, denen jede Menge Fragen rund um Diplomatie gestellt werden durften. Nachdem die Klasse am Dienstag im Parlamentsgebäude den Politiker und Nationalrat Cédric Wermuth mit Fragen gelöchert hatte, traf sie sich mit der Sekundarschulklasse aus Berikon, die ebenfalls am Projekt teilnahm. Nach dem Kennenlernen bekam die Klasse zunächst einen Input zum Thema Debattieren.
Im Sinne der Wohler Fraktion entschieden
Im Anschluss daran fanden die Kommissionssitzungen statt. Es wurde eifrig über die beiden Initiativen diskutiert und auch Gegenvorschläge entwickelt. Auch die Fraktion musste sich eine Meinung zu den Vorlagen bilden. Das war ganz schön anstrengend.
Am Mittwoch fand die Session im Nationalratssaal statt. Noch einmal wurden alle Initiativen und Gegenvorschläge vorgestellt und Kommissionen und Fraktionen bezogen Stellung. Ein letztes Mal hatte jeder die Gelegenheit, die anderen Nachwuchs-Nationalräte und -Nationalrätinnen mit Argumenten zu überzeugen.
Die Abstimmungen verliefen ganz im Sinne der Fraktion aus Wohlen. Sowohl der favorisierte Gegenvorschlag des Bundesrates zur eigenen Initiative wie auch der Kommissionsgegenvorschlag zur gegnerischen Initiative erzielten am meisten Stimmen und wurden angenommen. Nach der Session gab es für alle Beteiligten und Gäste einen Apéro in der «Galérie des Alpes».
«SpielPolitik!» macht eine Menge Spass
Die Tage in Bern waren für die Klasse nicht nur der Abschluss einer langen und intensiven Unterrichtsphase, sondern auch eine wundervolle und ereignisreiche Zeit. Auch Geschichtslehrer Matthias Hehlen zieht ein durchwegs positives Fazit. «SpielPolitik!» sei eine der besten Formen des Staatskundeunterrichts, so Hehlen, denn er sei nachhaltig und kompetenzorientiert und mache den Schülerinnen und Schülern erst noch eine Menge Spass.
Anja Moser und Stella Flury
«Solarland Schweiz»
Die Bezklasse aus Wohlen erarbeitete die Volksinitiative «Solarland Schweiz!». Diese wurde in der Form eines ausgearbeiteten Entwurfs bei der Bundeskanzlei eingereicht. Die Urheberinnen und Urheber der Initiative verlangen, dass der Energieartikel in der Bundesverfassung geändert und ergänzt wird.
Die konkrete Formulierung des Antrags: Neubauten sollen künftig zwingend mit Solaranlagen ausgerüstet werden, sodass diese Gebäude mit erneuerbarer Energie betrieben werden können. «Die Initiative greift somit ein aktuelles und ernst zu nehmendes Problem auf», heisst es im Initiativtext. Die Initiative schlägt zudem vor, die Zuständigkeit für den Energieverbrauch in Gebäuden von den Kantonen zum Bund zu verschieben.
Die Bezler schauen zwei Jahre zurück: Im Jahr 2017 wurde das revidierte Energiegesetz angenommen. Es dient dazu, den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen und die erneuerbaren Energien, darunter auch die Solarenergie, zu fördern. «Zudem wird der Bau neuer Kernkraftwerke verboten. Die Schweiz kann so die Abhängigkeit von importierten fossilen Energien reduzieren und die einheimischen erneuerbaren Energien stärken.»
Die Initiative entspreche somit den Zielen des Bundesrates. Mit der vorgeschlagenen Pflicht zur Ausrüstung von Neubauten mit Solaranlagen werde die Umstellung des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energie beschleunigt. --red