Christine Häusermann, Ottenbach.
Politikerin und Politiker werden ist ein lukrativer Job geworden und einigermassen sicher ist er auch, wenigstens für vier Jahre. Ein Hinweis dafür sind die vielen Wahllisten, die wir für die ...
Christine Häusermann, Ottenbach.
Politikerin und Politiker werden ist ein lukrativer Job geworden und einigermassen sicher ist er auch, wenigstens für vier Jahre. Ein Hinweis dafür sind die vielen Wahllisten, die wir für die National- und Ständeratswahlen erhalten haben. «Da häts für jede öppis.» Wie sich das für einen gut sortierten Supermarkt gehört.
Und die Haltbarkeit der Produkte ist ja auch nicht ohne, ganze vier Jahre! Zwar ohne Garantie, aber immerhin. Wer einmal gewählt ist und sich nicht mit tollkühnen Aussagen zur Persona non grata macht, darf in vier Jahren auch wieder mit der Wiederwahl rechnen.
Was ich aber marketing-psychologisch überhaupt nicht verstehe, ist, warum es die SP eine gute Idee findet, dass ich – eine Frau im «besten Alter» – von einer blutjungen Frau angerufen werde, die als Eröffnungssatz in etwa sagt: «Wir rufen Sie an, weil es ganz besonders wichtig ist, dass Sie auch wirklich wählen gehen.» Sorry, aber da sehe ich rot, nein, eben nicht SP-Rot. Ich verschaffte mir dann gleich Luft und antwortete ihr: «Ich wähle seit 40 Jahren und habe seither mein Wahlrecht noch immer ausgeübt. Ihr Anruf ist unnötig, anmassend und er beleidigt mich.» Ich nahm Fahrt auf: «Jetzt haben wir doch grad in der Zeitung wieder gelesen, dass die Jungen nicht wählen gehen, rufen Sie dort an und machen Sie nicht bei mir Geschirr kaputt.» Man hält mich also schon für so vertrottelt, dass ich vergessen könnte, dass Wahlen sind.
Die Grünliberalen ziehen mit: Per WhatsApp informierte mich der Grünliberale, dass meine Teilnahme an den Wahlen sehr wichtig sei, denn hier würde ich die Ausrichtung für die Schweiz für die nächsten vier Jahre bestimmen. Ja, so viel Staatskunde ist mir grad noch präsent. Wenigstens wurde er noch deutlich und bat darum, dass ich ihn zweimal wähle und seine Parteiliste in die Urne werfen solle.
Bei mir könnt ihr euch diese Erinnerungsanrufe allerdings sparen, macht einfach gute Politik in Bern. «Big sister is watching you», vier ganze Jahre lang! Und andere mit mir. Wir wissen schon, wofür ihr steht und was ihr macht. Wir sind ja nicht blöd, bitte denkt daran.