Experiment funktionierte nicht
04.10.2019 MuriDie Turboelemente verschwinden aus dem Kreisel, die Bypass-Elemente bleiben
Die Leistungssteigerung gabs. Aber es gab einige brenzlige Situationen, besonders für den Langsamverkehr. Diese Schlüsse ziehen Kanton und Gemeinde aus dem Versuchsbetrieb des ...
Die Turboelemente verschwinden aus dem Kreisel, die Bypass-Elemente bleiben
Die Leistungssteigerung gabs. Aber es gab einige brenzlige Situationen, besonders für den Langsamverkehr. Diese Schlüsse ziehen Kanton und Gemeinde aus dem Versuchsbetrieb des Turbokreisels. Für beide geht Sicherheit vor. Aus dem Turbowird ein ganz normaler Kreisel.
Annemarie Keusch
Eine Statistik gibt es nicht. Aber Beobachtungen. Und diese zeigten, dass es vermehrt zu kritischen Situationen kam. «Weil Verkehrsteilnehmer auf der falschen Spur in den Kreisel einfuhren oder diesen nicht spurtreu durchfahren haben», sagt Daniel Schwerzmann. Er ist im Verkehrsmanagement des Departements Bau, Verkehr und Umwelt beim Kanton Aargau tätig. Das Risiko sei insbesondere zulasten der Velofahrer gewesen. «Diese sind nicht geschützt, wie es Automobilisten sind. Das können wir so nicht verantworten.»
Es war die Gemeinde Muri, die im Zuge der Sanierung des Kreisels abklären wollte, ob eine Leistungssteigerung überhaupt möglich ist. Der geplante Turbokreisel löste im Dorf schon früh Diskussionen aus. Schwerzmann betont: «Dass dieser nur versuchsmässig installiert wird, war von Anfang an klar.» Auch, dass die Situation während des Versuchsbetriebs analysiert wird und die sicherheitstechnischen Fragen der Leistungssteigerung gegenübergestellt werden, war von Beginn weg so vorgesehen. Und klar ist, das Ziel der Leistungssteigerung wurde erreicht – vor allem auf der Aarauer- und der Luzernerstrasse nahm der Stau ab.
Teil der kantonalen Radroute
Dass die Entscheidung trotzdem gegen einen Turbokreisel fiel, versteht Muris Vizepräsidentin Milly Stöckli. «Es war ein Experiment, das nicht funktioniert hat. Es ist aber richtig, dass wir das Experiment zusammen mit dem Kanton gewagt haben.» Sie ist überzeugt, dass es sonst immer wieder Leute gegeben hätte, die meinten, der Gemeinderat habe verkehrstechnisch nicht das Maximum herausgeholt. «Nun hat der Kanton, aber auch der Gemeinderat, die Erkenntnis, dass der Langsamverkehr mit einem Turbokreisel in einem Zentrum den Kürzeren zieht», sagt Stöckli. Der Sicherheit des Langsamverkehrs solle aber mehr Rechnung getragen werden als der Leistungssteigerung. «Schliesslich ist der Weg über den Kreisel auch eine kantonale Radroute.»
Die Turbo-Elemente verschwinden. Heisst, die Fahrbahn im Kreisel wird nur noch einspurig geführt. «Die Turboelemente stellten sich für die Verkehrsteilnehmenden als zu anspruchsvoll heraus», hält Daniel Schwerzmann fest. Auch die Tatsache, dass der Turbokreisel nicht von allen Achsen aus gleich befahrbar ist, komme erschwerend dazu.
Bypasselemente bleiben
Ganz zum ursprünglichen Zustand kehrt man jedoch nicht zurück. Die Bypass-Elemente bleiben. Wer auf den Kreisel zufährt und ihn bei der ersten Ausfahrt wieder verlässt, hat weiterhin eine separate Spur dafür. «Damit haben wir im ganzen Kanton nur gute Erfahrungen gemacht», betont Schwerzmann. Und damit könne die Leistung im Vergleich zum ursprünglichen Kreisel auch etwas erhöht werden. «Zwar nicht so stark wie mit einem Turbokreisel, aber immerhin um durchschnittlich rund fünf Prozent.»
Die Bypässe werden auf der Luzerner-, der Aarauer- und der Zürcherstrasse markiert. Die Seetalstrasse bleibt wie bisher ohne.
Verkehrsinseln fix installieren
Nach gut einem Jahr Versuchsbetrieb wird der Turbokreisel also bald Geschichte sein. Der zuständige Projektleiter sei daran, die Arbeiten in die Wege zu leiten. Die provisorischen Verkehrsinseln werden fix installiert, das Material für die Randsteine bestellt. Die Markierungen werden definitiv aufgemalt und einzelne Beschilderungen angepasst. «Wir hoffen, dass wir diese Arbeiten im November anpacken können», sagt Daniel Schwerzmann.