Bürgerliche an der Spitze
22.10.2019 WahlenDie beiden Aargauer Ständeratssitze werden erst im 2. Wahlgang am 24. November vergeben
Favorit Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) holten im ersten Wahlgang die meisten Stimmen. Der Rückstand von SP-Kandidat Cédric Wermuth (SP) ...
Die beiden Aargauer Ständeratssitze werden erst im 2. Wahlgang am 24. November vergeben
Favorit Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) holten im ersten Wahlgang die meisten Stimmen. Der Rückstand von SP-Kandidat Cédric Wermuth (SP) präsentiert sich als doch beträchtlich.
André Widmer
Er war der Kronfavorit, hat den ersten Wahlgang der Ständeratswahl im Kanton Aargau auf dem ersten Platz beendet – aber das absolute Mehr verpasst: Thierry Burkart. Der FDP-Kandidat erreichte mit 82 515 Stimmen rund 6000 Stimmen weniger, als nötig gewesen wären. «Angesichts des breiten Kandidatenfeldes konnte bei Licht betrachtet niemand mit dem Erreichen des absoluten Mehrs rechnen. Ich bin daher über das Ergebnis hoch erfreut», äusserte Burkart sich. Dass er im zweiten Wahlgang nochmals antritt, dieser Entscheid dürfte am heutigen Parteitag in Bergdietikon wohl nur eine Formsache sein. Der zweite Wahlgang findet am Sonntag, 24. November, statt.
Für den zweiten Sitz in der Poleposition ist Hansjörg Knecht (SVP), er kam auf 72 574 Stimmen. Der Leibstädter holte – wenig überraschend – im Heimbezirk die meisten Stimmen von allen Kandidaten, zudem auch im benachbarten Rheinfelden. Und er konnte im ländlich geprägten Bezirk Muri mit 4457 Stimmen beinahe so viele erreichen wie Thierry Burkart (4552). Das drittbeste Resultat im Bezirk Muri gelang der CVP-Vertreterin Marianne Binder (2720), die dort Cédric Wermuth (SP) mit seinen 2229 Stimmen klar überflügelte.
Dennoch Positives
SP-Kandidat Cédric Wermuth klassierte sich zwar nicht unerwartet auf dem dritten Platz, mit rund 17 000 Stimmen weniger als Hansjörg Knecht ist der Rückstand aber doch beträchtlich. Dennoch konnte er dem Ergebnis etwas Positives abgewinnen. «Mit über 31 Prozent der Stimmen konnten wir uns im Vergleich zu den letzten Umfragen nochmals verbessern.» Und: «Das heutige Resultat zeigt, dass der Trend in die richtige Richtung geht.» Der Bezirk Aarau war die einzige Region, in der er sich direkt hinter Burkart und vor Knecht platzieren konnte. Im Bezirk Bremgarten erreichte Wermuth mit 5435 Stimmen gegenüber Marianne Binder (CVP) mit 4534 Stimmen in etwa den anteilsmässigen Abstand wie im Kanton.
In der Stimmenzahl ein grösseres Loch klafft hier von Wermuth (55 274) zu Ruth Müri (40 560). Auch die CVP wird heute an einer Delegiertenversammlung festlegen, ob sie nochmals antritt. Marianne Binder erreichte lediglich den fünften Platz hinter der Grünen Ruth Müri. Dass sich Müri vor Binder klassieren konnte, ist zwar eine Überraschung. Die hohe Stimmenzahl dürfte natürlich mit der «grünen Welle» zu tun haben. Zum Vergleich: 2015 holte Irene Kälin von den Grünen im ersten Wahlgang für den Ständerat lediglich 21 257 Stimmen; im zweiten Wahlgang trat sie dann nicht mehr an.
Wer unterstützt wen?
Dass die zweite Runde der Regierungsratswahl wie der zweite Wahlgang für den Ständerat im Kanton Aargau gleichentags, am Sonntag, 24. November, stattfindet, könnte die Stammwähler unterschiedlich mobilisieren. Eine Frage ist auch, ob sich Mitte-Rechts auf ein Paket Burkart/ Knecht und die Linke (SP und Grüne) auf einen einzigen gemeinsamen Kandidaten (Wermuth) oder doch eine Kandidatin (Müri) einigen können. Auch eine Kandidatur von Neu-Nationalrätin Marianne Binder (CVP) dürfte noch etwas Stimmen bündeln, auch wenn es für sie persönlich im zweiten Wahlgang sehr schwierig werden dürfte. 2015 scheiterte Binders Parteikollegin Ruth Humbel auch im zweiten Wahlgang deutlich. Verzichtet auf den zweiten Wahlgang hat bisher der Sechstplatzierte Beat Flach (GLP). Er hat immerhin seinen Sitz im Nationalrat verteidigt. Die weiteren Kandidaten Maya Bally (BDP), Roland Frauchiger (EVP), Jean-Pierre Leutwyler (Freie Wähler) und Pius Lischer (Neue Bundesverfassung) würden – wenn sie überhaupt nochmals antreten – auch im zweiten Wahlgang ohne Chance bleiben.
Resultate Nationalrat
SVP, 6 Sitze (–1)
1. Hansjörg Knecht (bisher), 73 587 Stimmen. 2. Benjamin Giezendanner (neu), 68 024. 3. Andreas Glarner (bisher), 64 053. 4. Thomas Burgherr (bisher), 63 155. 5. Martina Bircher (neu), 58 757. 6. Jean-Pierre Gallati (neu), 55 454. – 1. Ersatz: Stefanie Heimgartner, 55 361. 2. Ersatz: Alois Huber, 55 255. 3. Ersatz: Christoph Riner, 53 198. – Ferner: Nicole Müller-Boder, 46 736.
SP, 3 Sitze (+1)
1. Cédric Wermuth (bisher), 47 890. 2. Yvonne Feri (bisher), 46 241. 3. Gabriela Suter (neu), 36 867. – 1. Ersatz: Simona Brizzi, 28 652. – Ferner: Arsène Perroud, 21 044.
FDP, 2 Sitze (–1)
1. Thierry Burkart (bisher), 50 507. 2. Matthias Samuel Jauslin (bisher), 29 835. – 1. Ersatz: Maja Riniker, 29 022. – Ferner: Silvan Hilfiker, 18 952.
CVP, 2 Sitze (+1)
1. Ruth Humbel (bisher), 34 469. 2. Marianne Binder-Keller (neu), 27 202. – 1. Ersatz: Andreas Meier, 12 582. – Ferner: Daniel Käppeli, 9304.
Grüne, 1 Sitz
1. Irène Kälin (bisher), 34 501. – 1. Ersatz: Ruth Müri, 26 795. – Ferner: Magdalena Küng, 13 092. Markus Dietschi, 10 880.
Grünliberale, 1 Sitz
1. Beat Flach (bisher), 25 748. – 1. Ersatz: Barbara Portmann-Müller, 18 153. – Ferner: Dominik Marcel Peter, 10 129.
EVP, 1 Sitz (+1)
1. Lilian Studer (neu), 13 740. – 1. Ersatz: Roland Frauchiger, 7696. – Ferner: Raphael Mauch, 4470.
















