«Wir wurden kalt geduscht»
10.09.2019 MuriAn der 69. GV des FC Muri im «Chillout» Boswil stand nicht der Präsidentenwechsel im Zentrum, sondern der Finanzhaushalt
Der Schein trügt. Die Generalversammlung des FC Muri offenbarte entgegen aussenstehenden Wahrnehmungen ein akutes finanzielles ...
An der 69. GV des FC Muri im «Chillout» Boswil stand nicht der Präsidentenwechsel im Zentrum, sondern der Finanzhaushalt
Der Schein trügt. Die Generalversammlung des FC Muri offenbarte entgegen aussenstehenden Wahrnehmungen ein akutes finanzielles Problem. Finanzchef Daniel Meier sorgte für Transparenz. Mit Michael Stadelmann wurde ein neuer Präsident gewählt.
Willi Steffen
Eigentlich wäre der Präsidentenwechsel das grosse Thema an der Generalversammlung des FC Muri gewesen. Dieser ging ohne Nebengeräusche über die Bühne. Michael Stadelmann übernimmt für Erich Probst. Dass der ehemalige Gemeindeschreiber von Muri nach zwei Jahren sein Amt wieder zur Verfügung stellte, findet den Ursprung in dem Thema, das beim Jahresbericht von Finanzchef Daniel Meier zutage kam: die angespannte finanzielle Situation des FC Muri. «Nachdem ich an Sitzungen zur finanziellen Situation mehrmals deutliche Worte gewählt hatte, wurde mir zugetragen, dass es hintenherum deswegen Reaktionen gab», so Probst. Die Konsequenz davon war der frühzeitige Rücktritt, obwohl er laut eigenen Worten noch zwei bis drei Jahre geplant hatte.
Aussenstehende wähnten den Verein zwei Jahre nach der teuren und unübersichtlichen 1.-Liga-Zeit als saniert. Dem ist nicht so. Ans Licht kamen die Engpässe, als im Frühling einige grosse Zahlungen anstanden und dem Verein dafür die Mittel fehlten. Und dies obwohl das Highlight des Jahres, das Cupspiel gegen den Superligisten FC St. Gallen, 43 000 Franken Gewinn in die Kasse gespült hatte. Zur Beruhigung aller erwähnte Probst, dass zu Saisonende alle Rechnungen beglichen gewesen seien und der Verein liquid sei. Damit dies möglich war und die Jahresrechnung einen Gewinn von gut 600 Franken auswies, brauchte es Mittel, die unter anderem auch vom abtretenden Präsidenten und von Gönnern eingeschossen wurden. Faktisch offenbarte die Jahresrechnung einen Verlust von Franken 60 000.
Der Finanzchef spricht Klartext
Probst hielt bei seinem Jahresbericht fest, dass man sich beim Budget, hauptsächlich bei den Einnahmen, verkalkuliert habe. «Wir wurden kalt geduscht.» Finanzchef Daniel Meier machte reinen Tisch und sorgte für Transparenz: «Man liess sich von früheren Zahlen blenden. Ich habe das Gefühl, dass den Leuten in den vergangenen Jahren etwas vorgelogen wurde.» Bei den Budgetverfehlungen verwies er auf den Posten fehlender Jahresbeiträge, die kurzfristige Absage des Freiämter Cups und weitere Mindereinnahmen wie beim Clublokal oder beim Klosterball.
Auch Mittel, die buchhalterisch zur Verfügung hätten stehen sollen, waren nicht vorhanden. Der FC Muri sei sanierungsbedürftig, redete er nicht um den Brei herum. Beim Budget für die anstehende Saison wird mit einem Verlust von 20 000 Franken kalkuliert. Um trotzdem rote Zahlen zu verhindern, wurden Massnahmen ergriffen. Einerseits sollen Mitglieder, die ihre Jahresbeiträge nicht bezahlen, gesperrt werden. Deswegen will man die Beiträge in Zukunft vor dem Meisterschaftsstart einziehen. Des Weiteren wurden Sparmassnahmen beschlossen. Bei der ersten Mannschaft sind diese schon umgesetzt. «Auch in anderen Abteilungen gibt es Handlungsbedarf. Grundsätzlich müssen wir Mehreinnahmen generieren. Wenn wir es nicht schaffen, in einem oder zwei Jahren über Wasser zu kommen, sieht es schlecht aus», so Meier.
«Stadelmann make FC Muri great again»
Dass diesbezüglich bessere Zeiten kommen sollen, dafür steht der Name Michael Stadelmann. Seit neustem Präsident des FC Muri. Vor der GV waren Metallbuttons im Umlauf mit der Aufschrift «Stadelmann make FC Muri great again». Obwohl erst 32 Jahre alt und nur zwei Jahre im Vorstand traut sich der Fanionspieler dieses Amt zu. «Wenn man die Situation auf den ersten Blick betrachtet, schreckt es einen ab. Ich habe aber ein starkes Team im Rücken. Die Hoffnung beruht darauf, dass ich die junge Generation motivieren kann, Verantwortung zu übernehmen. Das ist aber unter den heutigen Umständen schwierig. Ich hoffe, dass es wenigstens teilweise gelingt», so der ehemalige Buttwiler.
Seine sportlichen Ziele sind realistisch. «Wenn wir mit diesem Budget aufsteigen, habe ich nichts dagegen. Realität ist aber, dass wir in der 2. Liga inter vorne mitspielen und einen Aufbau mit jungen Spielern vorantreiben wollen.» Stadelmann selber denkt noch nicht ans Auf hören. «Trainer Miga Dedic hat mich schon gefragt und ich habe ihm gesagt, dass ich weiterhin dabei sein werde und nicht daran denke zurückzutreten.» Er werde die Philosophie des Vereins den sportlichen Verantwortlichen vorgeben, sich aber im sportlichen Bereich so gut wie möglich zurückhalten.
Weitere Mutationen im Vorstand
Im Vorstand gab es weitere Veränderungen. Aus beruflichen Gründen ist Goran Gorgiev (PR / Veranstaltungen) zurückgetreten. Auch Jimmy Sagri verabschiedete sich aus dem Vorstand. Er hält aber das Amt als Leiter Sport inne. Neu dazu kam Peter Nietlispach, im Amt als Leiter Marketing, das er von Stadelmann übernimmt.
Aus sportlicher Sicht wurde das Cupspiel gegen den FC St. Gallen als Jahreshöhepunkt mehrfach erwähnt. Mit den sportlichen Leistungen der Aktiven, Frauen und Junioren ist man zufrieden. Dies war den Jahresberichten der Abteilungen zu entnehmen. Erwähnenswert dabei ist der Aufstieg in die 2. Liga und die Cupfinalteilnahme der Frauen. Ausser der 0:1-Cupfinal-Niederlage blieb die Mannschaft während der gesamten Spielzeit ungeschlagen.