Hübel auf dem Weg nach oben
17.08.2019 SportDer 16-jährige Marvin Hübel aus Tägerig ist Goalie beim FC Aarau
Der Tägliger Marvin Hübel gilt als grosses Goalietalent. Der Freiämter gehört zum Challenge-League-Kader des FC Aarau. Die Aarauer haben das jüngste Goalie-Trio im ...
Der 16-jährige Marvin Hübel aus Tägerig ist Goalie beim FC Aarau
Der Tägliger Marvin Hübel gilt als grosses Goalietalent. Der Freiämter gehört zum Challenge-League-Kader des FC Aarau. Die Aarauer haben das jüngste Goalie-Trio im Schweizer Profifussball. Hübels Weg führte über den FC Wohlen in die Kantonshauptstadt.
Josip Lasic
Vor dem Livespiel zwischen dem FC Aarau und dem Grasshopper-Club Zürich wird im Fernsehen ein Beitrag gezeigt. Drei junge Goalies marschieren in Aarau-Trikots auf die Kamera zu und stellen sich vor. Nicholas Ammeter, 18 Jahre alt, Anthony von Arx, 18 Jahre alt, und Marvin Hübel, 16 Jahre alt.
Für den Tägliger Hübel ist dieser Auftritt im Fernsehen eine Premiere. «Ich bin die mediale Aufmerksamkeit nicht gewohnt», sagt der ehemalige Junior des FC Tägerig. Im Gespräch mit dieser Zeitung wirkt er entspannt und sehr selbstbewusst, ist bei gewissen Themen aber unsicher, ob er sie ansprechen darf. Im Zweifelsfall antwortet er lieber nicht. Die grosse Welt des Fussballs und der Medien ist neu für Marvin Hübel.
Im April wurde bekannt, dass der FC Aarau den Freiämter mit einem Drei-Jahres-Vertrag ausstattet und er zum Challenge-League-Kader gehören wird. Seit dem Saisonstart ist klar, dass die Aarauer mit dem jüngsten Goalietrio im Schweizer Profifussball in die Saison gehen werden. Seither erhalten Hübel und seine Kollegen viel Aufmerksamkeit.
Goalie dank dem Vater
Marvin Hübel sitzt an einem sonnigen Tag im Garten seines Elternhauses in Tägerig. Er geniesst die wenige Freizeit, die ihm bleibt. Der junge Goalie besucht die Sportkanti in Aarau. Wenn Schulzeit ist, verbringt das Talent beinahe den ganzen Tag in der Kantonshauptstadt. Schule, Training, am Wochenende jeweils ein Spiel. «Ich gehe um 7 Uhr auf den Zug und bin gegen halb 9 am Abend wieder zu Hause», erzählt Hübel. «Es ist nicht immer einfach, aber wenn man einen Traum verfolgt, muss man Opfer bringen.»
Wie viele Jugendliche hat Hübel den Traum vom Profifussball. Mit sechs Jahren fing er beim FC Tägerig an. Sein Vater Oliver war früher Torwart beim FC Kloten. Ganz der Vater, steht auch der kleine Marvin Hübel im Tor. Bis zur U11 bei Tägerig, danach beim FC Wohlen. Bis zur U13 ist er fussballerisch im Freiamt unterwegs. Dann folgt der Weg über das Team Aargau nach Aarau. Schnell wird klar, dass Marvin Hübel viel Potenzial hat. Er spielt für die U15 des FC Aarau, als er zum ersten Mal mit den Profis mittrainieren darf. Mittlerweile ist er selbst Teil des Challenge-League-Kaders.
Hübels Goalietrainer beim FC Aarau ist Flamur Tahiraj, der von 2011 bis 2018 beim FC Wohlen im Tor stand. Hübel hat schon in seiner Zeit in Wohlen mit Tahiraj trainiert. Der Goalie-Trainer sagt: «Man konnte bei Marvin schon damals ein grosses Talent erkennen. Er hat mit elf Jahren schon vieles instinktiv richtig gemacht», so Tahiraj. «Er ist das grösste Goalie-Talent, das wir beim FC Aarau haben.»
Durch den Fussball gereift
Der 16-Jährige Hübel ist bodenständig geblieben. «Mein Ziel ist, eines Tages vom Fussball leben zu können», so Hübel. «Dazu muss ich ein gestandener Challenge-League- oder Super-League-Goalie werden.» Im Ausland zu spielen, nennt der junge Mann bewusst einen Traum und nicht ein Ziel.
Hübel war früher Teil der U15- und der U16-Nationalmannschaft, spielt aktuell für die U17. Zahlreiche seiner «Nati»-Kollegen haben den Sprung ins Ausland schon gewagt. Sie spielen im Nachwuchs von Vereinen wie Borussia Dortmund oder Juventus Turin. Auch am Tägliger haben Vereine im In- und Ausland Interesse. Der 16-Jährige möchte aber zuerst die Schule beenden, bevor er daran denkt. «Meinen Eltern und mir ist es wichtig, dass ich neben dem Fussball eine abgeschlossene Ausbildung habe.» Er fügt an: «Wenn man die Karriere der Schweizer Nationalmannschaftsspieler betrachtet, haben sich die meisten Spieler zuerst in der Schweiz durchgesetzt und sind dann ins Ausland gewechselt.»
Sehr reife Aussagen für einen 16-Jährigen. Er betont, dass er viel von seinen Goaliekollegen und von Goalie-Trainer Tahiraj gelernt hat. Dieser sagt dazu: «Ich habe mein erstes Spiel in der Challenge League mit 17 Jahren gemacht. Deshalb weiss ich, wie es den drei Torhütern geht», so Tahiraj. «An ihrem Talent gibt es keine Zweifel. Es geht darum, mental und emotional mit diversen Situationen umgehen zu können.»
Spielpraxis bei U18 sammeln
Die Ziele des Freiämters für die aktuelle Saison: «Ich will mich an den Männerfussball gewöhnen, mit der U18 gute Spiele zeigen und weiterhin für die Nationalteams aufgeboten werden.»
Läuft alles wie vom FC Aarau geplant, wird Nicholas Ammeter die Nummer 1 im Aarauer Tor sein, von Arx als Ersatz an den Spielen dabei sein und Hübel Spielpraxis beim Team Aargau U18 holen. «Einerseits würde ich mich freuen, wenn ich mein Debüt in der Challenge League geben könnte», sagt Hübel. «Andererseits wäre ich sicher sehr nervös.» Für ihn passt die aktuelle Situation. Die Hierarchie ist allerdings nicht in Stein gemeisselt. In zwei der ersten drei Challenge-League-Spiele der laufenden Saison sass Hübel auf der Bank. Tahiraj: «Es ist wichtig, dass er die Abläufe in der Mannschaft kennenlernt. Von Arx ist der Ersatzgoalie. Verletzt sich Ammeter aber längerfristig, würde Hübel spielen.»
Der FC Aarau hat in der Vergangenheit Torhüter häufig verliehen, damit sie Spielpraxis sammeln können. Nicholas Ammeter spielte vergangene Saison beim FC Baden. Aktuell ist der 17-jährige Joel Bonorand dorthin verliehen. «Ammeter hat jetzt eine Saison lang Männerfussball gespielt», so Goalietrainer Tahiraj. «Deshalb ist er schon etwas weiter als Hübel. Man könnte sagen, dass Ammeter in diesem Jahr erwachsen geworden ist.» Noch ist keine Ausleihe für Hübel geplant. «Ich weiss, dass ich mich auf jeden Fall noch in der Kommunikation steigern muss», sagt der junge Goalie. Tahiraj ergänzt: «Er darf ruhig noch böser werden und die Vorderleute dirigieren.»
Spiele gegen YB und mit der «Nati»
Der Tägliger kam in Testspielen bereits auf den Geschmack von Einsätzen in der 1. Mannschaft. Unter anderem durfte er gegen den Schweizer Meister Young Boys spielen. Vielleicht kann er das in Zukunft häufiger. Tahiraj: «Wenn er so weitermacht und sich kontinuierlich steigert, traue ich ihm den Sprung in die Super League definitiv zu.» Der Goalietrainer ergänzt: «Wenn wirklich alles stimmt, vielleicht sogar in den internationalen Fussball.»