Döbeli-Brüder vor dem ESAF
23.08.2019 SchwingenAm Wochenende findet in Zug das eidgenössische Schwing- und Älplerfest statt. Mit dabei sind total sechs Athleten vom Schwingklub Freiamt. Neben Joel Strebel aus Aristau gelten die beiden Brüder Lukas und Andreas Döbeli aus Sarmenstorf als grosse Hoffnung auf einen Kranzgewinn ...
Am Wochenende findet in Zug das eidgenössische Schwing- und Älplerfest statt. Mit dabei sind total sechs Athleten vom Schwingklub Freiamt. Neben Joel Strebel aus Aristau gelten die beiden Brüder Lukas und Andreas Döbeli aus Sarmenstorf als grosse Hoffnung auf einen Kranzgewinn am «Eidgenössischen». Es wär das erste Mal seit 2004, dass es einen «Eidgenossen» aus dem Freiamt zu feiern gibt. --red
Wie der Vater, so die Söhne
Die Brüder Andreas und Lukas Döbeli vor dem «Eidgenössischen» in Zug am Wochenende
Es ist ihre zweite Teilnahme an einem eidgenössischen Schwingfest. Die Döbeli-Brüder aus Sarmenstorf sind reif für den Kranz. «Sie sollen ihr Bestes geben», sagt ihr Vater Magnus Döbeli, der an den Schwingfesten eine kleine Attraktion ist.
Stefan Sprenger
Eines muss man über die Familie Döbeli aus Sarmenstorf wissen: Sie sind einfach gestrickt, höflich und ruhig. Vielleicht liegt dies an den harmonischen Eltern, vielleicht auch an der sagenhaften Aussicht auf ihrem Balkon. Man sieht den Hallwilersee, man blickt über Sarmenstorf, eine unglaubliche Kulisse. «Im Langenmoos» heisst der Bauernhof der Familie Döbeli. Dort sitzt Vater Magnus Döbeli (50 Jahre alt) mit seinen zwei Söhnen Lukas (19) und Andreas (21).
«I Schwingchäller grüehrt»
«Schwingen», so Magnus, «das ist für unsere Familie enorm wichtig.» Mit seiner Frau Käthi hat er viel investiert für die beiden Schwing-Söhne. «Gedrängt haben wir sie nie», so der Vater. Lukas nickt und sagt sanft: «Mit sechs Jahren ging ich erstmals in den Schwing-Keller. Ich wollte danach nichts anderes mehr machen.» Erinnerungen kommen hoch an die Anfänge von Magnus. Er erzählt von seinem Vater, der ihn «i Schwingchäller grüehrt het». Er sei zu gross, zu stark und zu breit gewesen, um Fussball zu spielen. «Also ging ich schwingen.» Das hat ihm gefallen. «Ich war gepackt vom Schwing-Virus. Und das gilt auf Lebzeiten.» Er holte 15 Kränze, davon einen am Brünig-Schwinget. In Chur und Bern war er am «Eidgenössischen». Später war er Funktionär – und ist es bis heute geblieben als technischer Leiter der Jungschwinger.
Apropos Jungschwinger: Seine beiden Buben «Res» und «Luki» räumten als Jugendliche ordentlich im Sägemehl auf. Besonders Lukas hatte körperlich grosse Vorteile und holte Zweige und Festsiege am Laufmeter. «Er musste bei den aktiven Schwingern erstmals lernen zu verlieren», sagt Vater Magnus.
«Res» will Betrieb übernehmen
Auch Andreas war ein starker Jungschwinger, doch er musste viel mehr tun, um zu Erfolg und Muskelmasse zu kommen. «Er musste mehr trainieren und mehr essen als sein Bruder.» Heute, so meint der Vater, sind seine Söhne gleich stark. «Lukas ist der Verspielte, Andreas der Perfektionist.» Übrigens: Seit die beiden Döbelis grosse Erfolge feiern, gibt es immer mehr Jungschwinger in Sarmenstorf, wo sie leben. «Das hat vielleicht etwas mit uns zu tun», lacht «Res». Ganz sicher hat es mit ihnen zu tun.
Denn die beiden sind bereits in ihren jungen Jahren sackstarke Schwinger. Andreas, 15 Kränze, davon zwei Teilverbandskränze und ein Kranzfestsieg. Am «Nordwestschweizerischen» vor zwei Wochen siegte er. Sensationell und überraschend. «Die Konstellation hat gepasst und er legte einen tollen Lauf hin», meint der Vater. Der Bruder ergänzt: «Da hat er gezeigt, was in ihm steckt.» Lukas hat zehn Kränze, ebenfalls zwei Teilverbandskränze. Und schaut man auf die Leistungen dieser Saison, dann hat «Res» die Nase leicht vorn gegenüber seinem Bruder.
Vater war am «Eidgenössischen»
Beruflich ist Lukas im letzten Lehrjahr als Zimmermann. Andreas arbeitet in einer Kükenbrüterei und ist für das Qualitätsmanagement zuständig. Er hilft zudem zu Hause auf dem Bauernhof. «Im Langenmoos» bei den Döbelis hat es Hühner, Mutterkühe und Ackerbau wird betrieben – das alles auf rund 24 Hektaren. «Ein mittelgrosser Betrieb», sagt Andreas und fügt an: «Ich möchte den Familienbetrieb irgendwann mal übernehmen.»
Doch bevor das Gespräch abschweift ins Berufliche und Private, widmen wir uns dem Thema Nummer 1, das momentan bei den Döbelis herumschwirrt: das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest an diesem Samstag und Sonntag in Zug. Der Vater wird sie – wie immer – mit dem Auto nach Zug fahren. Vielleicht erzählt er ihnen die Geschichte, als er 1995 in Chur selbst beim «Eidgenössischen» vor mehreren 10 000 Fans antrat. «Puh. Mir lief es kalt den Rücken runter. Ich wäre am liebsten wieder aus der Schwing-Arena gerannt. Meine beiden Söhne sind da wesentlich cooler.» Und das sind sie auch, weil sie nach Estavayer-le-Lac 2016 bereits zum zweiten Mal am schwingerischen Grossanlass teilnehmen.
Beide setzten sich einen Kranz als Ziel. Beide werden vor dem «Eidgenössischen» alles machen wie sonst auch. Andreas meint: «Das Sägemehl ist gleich, die Zwilchhose ist gleich, die Gegner sind die gleichen. Nur die Umgebung und die vielen Fans sind anders. Aber das packen wir.» Lukas, der sich freut, dass er zwischen Samstag und Sonntag zu Hause schlafen kann, sagt: «Wir nehmen Gang für Gang, wir geben alles, das Ziel ist der Kranz.»
Vater Magnus hört gespannt zu. Er atmet tief ein. «Er ist jetzt schon nervös», stichelt Andreas. Magnus Döbeli versucht sich zu erklären. «Ich rede ihnen nicht rein, das kommt nicht gut. Aber ich bin da schon ziemlich heftig dabei auf der Tribüne.» Es heisst, er sei selbst eine kleine Attraktion während den Kämpfen seiner Söhne im Sägemehl. «Es gibt Leute, die auf ihn schauen, nicht auf uns», erzählt «Res». Wieso? Er schwingt mit. Wie ein Skifahrer, der seine Piste im Kopf durchgeht und auch körperlich improvisiert, gerät Magnus Döbeli bei den jeweiligen Schwüngen seiner Söhne selbst in Bewegung und sorgt für Aufsehen. «Das ist mir egal. Erst recht an einem ‹Eidgenössischen›.» Denn da fiebert er noch mehr mit als sonst.
Sechs Freiämter und ein « Auswärtiger»
Der Schwingklub Freiamt ist mit sechs Schwingern am «Eidgenössischen» in Zug vertreten
Erstmals seit 1995 in Chur sind so viele Freiämter an einem Eidgenössischen Schwingfest. Die Hoffnungen auf den ersten Kranz seit 2004 sind gross.
Über Joel Strebel aus Aristau wurde letzte Woche in dieser Zeitung eine grosse Geschichte veröffentlicht. Der 22-Jährige, der in dieser Saison sechs Kränze gewann, gilt als heissester Anwärter auf einen Kranz. Ebenfalls grosse Kandidaten, ein «Böser» zu werden, sind die Döbeli-Brüder (siehe Bericht oben).
Die anderen Freiämter in Zug heissen Yanick Klausner, Lukas Schwenkfelder und Reto Leuthard. Der Benzenschwiler Klausner hat in dieser Saison vier Kränze gewonnen und ist bereits an seinem dritten «Eidgenössischen» dabei. Er ist – wenn er einen Lauf hat – durchaus für eine Überraschung gut. 1.-Liga-Handballer Lukas Schwenkfelder (ein Kranz in dieser Saison) aus Muri und der Merenschwander Reto Leuthard (zwei Kränze 2019) werden am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest wertvolle Erfahrungen sammeln. Als «Auswärtiger» ist Roman Zurfluh aus Dietwil dabei. Der 24-Jährige, der für die Ringerstaffel Freiamt oft als Schwergewicht im Einsatz steht, geht aber für den Schwingklub Oberhabsburg an den Start. --spr