Glücksgefühle auf dem Gornergrat
09.07.2019 JonenLaufen: Roger Huber aus Jonen bewältigt am Gornergrat-Zermatt-Marathon die Ultra-Distanz in 6:07.53,4 Stunden
42,195 Kilometer sind ihm nicht genug: Der passionierte Läufer sucht besondere sportliche Herausforderungen – und meistert sie auch dann, wenn er ...
Laufen: Roger Huber aus Jonen bewältigt am Gornergrat-Zermatt-Marathon die Ultra-Distanz in 6:07.53,4 Stunden
42,195 Kilometer sind ihm nicht genug: Der passionierte Läufer sucht besondere sportliche Herausforderungen – und meistert sie auch dann, wenn er wie am Samstag früh schon von
Krämpfen geplagt wird.
Der Tag beginnt für Roger Huber mehr oder weniger nach Plan. Er geht in St. Niklaus auf 1116 m ü. M an den Start, das Ziel befindet sich auf 3089 Metern. Dazwischen liegen 45,595 Kilometer, mehrheitlich geht es bergauf, viele Passagen sind ziemlich steil. Bis Zermatt hat der Mann aus Jonen keine Probleme, aber dann setzen Krämpfe ein.
Aufhören? Kein Thema, sagt sich Huber, und es ist auch keines, als er die Riffelalp passiert. Seine Frau rät ihm, bei anhaltenden Beschwerden aufzuhören. Er winkt ab. Er bewältigt Höhenmeter um Höhenmeter, kommt dort vorbei, wo für die Marathon-Läuferinnen und -Läufer Schluss ist und nimmt die 3,4 zusätzlichen Kilometer Richtung Gornergrat in Angriff.
Als er oben ankommt, dort, wo die Temperaturen merklich tiefer liegen, zeigt die Uhr 6:07.53,4 Stunden an. «Cool», sagt Huber, «es hat sich gelohnt durchzubeissen.» Hinter ihm erhebt sich das majestätische Matterhorn, rund um ihn herum hat er eine Kulisse, die für ihn Entschädigung genug ist: «Es ist ein unbeschreibliches Panorama. Und ein enorm gutes Gefühl, es geschafft zu haben.»
Huber hat eine nächste sportliche Herausforderung in beeindruckender Manier gemeistert und eine weitere Bestätigung erhalten, dass ihm der Laufsport viel gibt, bei allen Strapazen eben auch eine tiefe Zufriedenheit. Und als er oben auf dem Gornergrat steht, kündigt er an: «In einem Jahr will ich wieder an den Start gehen.»
Joggen statt Fussball
In jüngeren Jahren war Huber nicht Läufer, sondern Fussballer. Allerdings ist er dadurch auch an Trainings- und Spielpläne gebunden. Er hört auf und fängt an zu joggen, weil er sportlich dann aktiv werden kann, wenn er Zeit und Lust hat. Aus dem Joggen entwickelt sich eine Leidenschaft. Huber schreibt sich für die ersten Wettkämpfe ein, absolviert mit dem Greifenseelauf seinen ersten Halbmarathon und wagt sich mit 25 an den ersten Bergmarathon in Davos heran.
Einmal bringt er die 42,195 Kilometer auch in einer Stadt hinter sich, auf einem flachen Kurs also. In New York nimmt er am legendären Marathon teil – den Startplatz hat er am Greifenseelauf gewonnen. Gewiss hat es seinen Reiz, durch die Wolkenkratzerschluchten zu rennen, einer von zig Tausenden zu sein. Aber ihm sagt es mehr zu, in die Höhe zu rennen, die Natur zu erleben, saubere Luft einzuatmen. «In der Umgebung mit den Bergen gefällt es mir besser als in den Städten», sagt Huber.
Er zählt sich nicht zu den Schnellsten, hat aber «eine unheimliche Ausdauer». Das erklärt auch, warum er etwa in Zermatt nicht «nur» den Marathon bewältigt, sondern die Ultra-Distanz. Das heisst: noch 3,4 Kilometer weiter und zusätzliche 514 Höhenmeter. Huber investiert viel Zeit in die Vorbereitung auf einen Anlass, bis zu 15 Stunden pro Woche sind es, wenn es auf den Gigathlon zugeht. Für ihn ist das kein Muss, sondern ein willkommener Ausgleich zum Alltag, der ihn beruflich fordert: Der 45-Jährige ist bei der Emil Frey AG in Altstetten Leiter des Rechnungswesens. «Beim Laufen kann ich meine Gedanken neu ordnen oder einfach abschalten.»
Trainieren mit seiner Frau
Sein Glück ist es, dass er die Passion mit seiner Frau teilen kann. Auch sie ist eine begeisterte Läuferin, mit ihr hat er unlängst den Gigathlon als Duo bestritten. Ausserdem sieht er sie auch tagsüber immer wieder: Die beiden sind bei der gleichen Firma angestellt. Und wenn es um die Frage geht, wo die nächsten Ferien stattfinden sollen, sind sie sich meistens schnell einig: «Eine Woche am Strand liegen, das ist für uns schlicht undenkbar. Wir zwei haben Lust, uns auch in den Ferien zu bewegen.»
Inzwischen hat der Mann aus Jonen eine neue Herausforderung gefunden: Triathlon. Anfang Juni erlebte er in Rapperswil beim Ironman seine Premiere über die Halbdistanz. Und der Wettkampf war für ihn ein Vergnügen.
Gewiss, auch er muss beissen, auch er leidet, wenn er steile Passagen hinter sich bringen muss. Aber Huber ist nicht jemand, der es mit dem Ehrgeiz übertreibt. «Ob ich ein paar Minuten schneller oder langsamer bin, tut nichts zur Sache», sagt er, «mir geht es nicht um die Klassierung, sondern um meine Fitness.»
Und wer viel leistet, darf sich auch etwas gönnen. Dann kommt schon einmal ein Cordon bleu mit Pommes frites auf den Teller. Wie sagt Huber doch: «Das Leben ist zu kurz, um ständig nur zu verzichten.» --bp
Von Zermatt begeistert
Für Rudolf Hunziker begann alles mit einem Ski-Weekend in St. Moritz, natürlich in geselliger Runde. Jemand kam auf den Zermatt-Marathon zu sprechen, worauf Hunziker dachte: «Das schaffe ich doch auch.» Der Hobbysportler, der in Wohlen arbeitet, erhöhte ab März seinen Trainingsumfang, ging am letzten Samstag in Zermatt an den Start – und brachte die 42,195 Kilometer bergwärts in 6:18.18,6 Stunden hinter sich. Es war der erste Marathon, den der 55-Jährige überhaupt bestritt. Und Hunziker bereute nichts, im Gegenteil. Er genoss die Ambiance, die aufmunternden Zurufe der Zuschauer, und er war so begeistert, dass er das Hotel für nächstes Jahr gleich wieder buchte: «Der Anlass war absolut perfekt organisiert, das Erlebnis war grossartig. Da muss ich unbedingt wieder dabei sein.» --bp