Die doppelten Thalers
12.07.2019 Beinwil/FreiamtAuftakt zur Sommerserie «Zwillinge im Freiamt»
Es war «praktisch», dass die Thaler-Brüder Marco und Luca Zwillinge sind. So hatten sie immer den besten Kumpel dabei.
Zwillinge – ein Zufallsprodukt der Natur. Und die ...
Auftakt zur Sommerserie «Zwillinge im Freiamt»
Es war «praktisch», dass die Thaler-Brüder Marco und Luca Zwillinge sind. So hatten sie immer den besten Kumpel dabei.
Zwillinge – ein Zufallsprodukt der Natur. Und die Zwillingsgeburten werden immer häufiger. Heute gibt es einmal Zwillinge auf zirka 52 Geburten. Die Redaktion widmet sich in einer der Sommerserien den Zwillingen. Die enge Bindung, die Umstände, die skurrilen Details. Den Anfang der Serie machen Luca und Marco Thaler aus Wohlen. --spr
Kleiner Buddha, kleiner Rebell
Sommerserie «Zwillinge im Freiamt»: Luca und Marco Thaler aus Wohlen
Sie sind beide angenehme und offene Typen: Luca und Marco Thaler, die Fussball-Zwillinge aus Wohlen. Während Marco beim FC Aarau Profifussballer ist, will Bruder Luca nichts davon wissen. «Das ist nicht meine Welt», sagt er.
Stefan Sprenger
Überraschung beim Treffen mit den Thaler-Zwillingen. Im Restaurant «Lockentopf» in der Aarauer Altstadt sitzt noch ein dritter junger Mann am Tisch. Mats Hammerich, Fussballprofi beim FC Aarau und Freund der beiden Wohler. Ihm könnte man nachsagen, dass er ebenfalls aussieht wie ein Thaler. «Eine gewisse Ähnlichkeit mit uns ist sicher da», lacht Teamkollege Marco Thaler.
«Den besten Freund immer dabei»
Hammerich sitzt beim Gespräch gespannt daneben. «Ich erfahre hier ja Dinge, die ich gar nicht wusste», meint der 21-Jährige. Luca und Marco Thaler erzählen vom 28. Juni 1994. Luca wurde zuerst geboren. 26 Minuten später kam Marco. Die Zwillinge kamen auf natürlichem Weg zur Welt. «Von da an hatte ich meinen besten Freund immer dabei», sagt Marco. Luca lächelt und sagt: «Ich auch.» Den Lebensweg bestreiten die Thalers fortan gemeinsam. Ob sie eineiige oder zweieiige Zwillinge sind, wissen sie bis heute nicht. «Ein Arzt meinte, wir seien eineiige aufgrund der gleichen Ohrmuschel. Ein anderer Arzt teilte diese Meinung nicht. Es ist aber eigentlich egal», meint Marco Thaler. Auf Wunsch der Eltern gingen sie in unterschiedliche Schulklassen in der Primar- und später der Bezirksschule.
Etwas, das die Zwillinge sehr stark verbindet, ist der Fussball. Luca ist Torhüter beim FC Wettswil-Bonstetten in der 1. Liga classic. Marco ist Verteidiger beim FC Aarau in der Challenge League. Und das, obwohl er eigentlich unbedingt Torhüter werden wollte. «An unserem ersten Turnier als kleine Kicker standen wir beide ein Spiel lang im Tor», erzählen sie. Als Luca zwischen den Pfosten stand, siegten die Junioren des FC Wohlen mit 31:0 – und Marco schoss ein Tor. Fortan war Luca der Torwart und Marco der Spieler.
Von der U7 bis zur U15 kickten sie gemeinsam beim FC Wohlen und wechselten dann zur U16 des Teams Aargau. Beide Thalers starteten dann in die Sportkanti in Aarau. Luca flog raus, wegen seiner «körperlichen Konstitution», wie er erzählt. Oder anders gesagt: Er war gemäss den Regeln zu klein für einen Torwart. Rückblickend kann er lachen, doch damals war es ein herber Schlag.
Denn dies war der Augenblick, der vieles veränderte. Marco zog die Sportkanti durch. «Und ich hatte die Nase etwas voll vom Leistungssport», sagt Luca, der später nach Wohlen zur U23 zurückkehrte und dort im Tor stand – und manchmal auch auf dem Feld spielte. Luca erzählt lachend: «Von diesem Moment an musste mich Marco nicht mehr durchschleppen und konnte seinen eigenen Weg durchziehen.» Marco schaffte über den FC Baden den Sprung zum FC Aarau und ist heute ein vielversprechender Innenverteidiger und Fussballprofi. In der Vergangenheit wurde er von Verletzungen geplagt. «Ich bin nun wieder ganz fit und freue mich auf die Vorbereitung. Nächste Saison wollen wir angreifen in der Challenge League.»
Der Musterprofi, der Amateur
Marco Thaler, er ist ein Musterprofi, der immer akribisch auf die Ernährung und den Trainingsplan achtet. Luca Thaler rümpft die Nase. «Das wäre nichts für mich.» Er ist Torwart beim FC Wettswil-Bonstetten in der 1. Liga classic. «Ein familiärer Verein mit guten Jungs, die nach den Spielen gerne ein Bier miteinander trinken». Im Schweizer Cup wurde vor wenigen Tagen ausgelost. Lucas Team trifft auf den FC Wohlen. «Das ist natürlich eine spannende Sache. Ich freue mich sehr, Wohlen muss sich warm anziehen», meint er lächelnd.
Im Gespräch mit den Thaler-Zwillingen (die mit Matteo noch einen Bruder haben) fällt schnell auf: Luca sagt seine Meinung und nimmt kein Blatt vor den Mund. «Das hat mir schon einige Diskussionen mit Trainern beschert», sagt er. Marco ist eher diplomatisch. Als Kleinkind wurde er «kleiner Buddha» genannt. «Ich sass einfach nur da und schaute mir die Umgebung an», sagt er lachend. Und Luca war eher der Rebell. «Ein kleiner Rebell», wie er meint.
Sie haben viele Parallelen. Sie mögen beide gutes Essen und den Fussball. Sie sind herzliche Menschen, offen, ehrlich und enorm freundlich. «Die Bindung, die wir haben, ist enorm», sagen die Zwillinge, die den gleichen Coiffeur haben. Optisch sind sie heute gut zu unterscheiden. «Auf Kinderfotos wissen wir manchmal selbst nicht genau, wer drauf zu sehen ist.»
Heute studiert Luca «Banking und Finance» in Zürich. Momentan ist er an der Bachelorarbeit und hat mit dem Master begonnen. Er wohnt nach wie vor in Wohlen im Elternhaus. Marco ist nach Aarau gezügelt, studiert Wirtschaft und ist Profi beim FC Aarau. Beide haben eine Freundin. Lucas Partnerin ist aus Wohlen, Marcos Freundin stammt aus Oberlunkhofen.
Sie haben beide einen ähnlichen Kollegenkreis. Dazu gehört auch Mats Hammerich, der neben Marco Thaler in der Garderobe sitzt. Hammerich fällt ein abschliessendes Urteil: «Sie sind unterschiedliche Typen, sind sich aber in gewissen Dingen sehr ähnlich. Egal ob Marco oder Luca, sie sind sehr angenehme Menschen.»