Horrender Wasserverlust in Tägerig
12.06.2019 TägerigTägerig ist wirtschaftlich im Elend. Das schleckt keine Geiss weg: Über die letzten vier Jahre beträgt das operative Defizit 1,933 Millionen Franken bei 12,3 Millionen Franken Einnahmen aus Einkommens- und Vermögenssteuern. Das entspricht im Durchschnitt 18,2 ...
Tägerig ist wirtschaftlich im Elend. Das schleckt keine Geiss weg: Über die letzten vier Jahre beträgt das operative Defizit 1,933 Millionen Franken bei 12,3 Millionen Franken Einnahmen aus Einkommens- und Vermögenssteuern. Das entspricht im Durchschnitt 18,2 Steuerprozent. Den Gemeinderat beunruhigt das aber offenbar nicht wirklich.
Tägerig hat aber nicht nur Schwierigkeiten, mit seinen finanziellen Mitteln auszukommen: Auch das Wasser fliesst ihm davon: Der Rechenschaftsbericht zeigt auf, dass über 40,4 Millionen Liter Wasser im trockenen Jahr 2018 als «Verlust» verbucht wurden, bei gleichzeitig lediglich 86,6 Millionen Liter «verkauftem» Wasser.
Dieser Verlust ist gegenüber dem Vorjahr um die Hälfte, das heisst um 13 Millionen Liter angestiegen. Dies ist umso bedauerlicher, als deshalb 23 Millionen Liter Wasser zugekauft werden mussten – und dies in einer Zeit, in welcher auch in Mellingen das Wasser knapp war und man allerorten sparen musste.
Der Gemeinderat erklärt den horrenden Verlust einerseits damit, dass alte Zähler Kleinstmengen eben nicht genau zählen würden. Das kann aber keine Erklärung sein für den gegenüber dem Vorjahr massiv gestiegenen Verlust.
Den Zusatzverlust erklärt der Gemeinderat damit, der Friedhof habe im trockenen Jahr 2018 eben sehr viel Wasser benötigt und der Brunnenmeister habe immer wieder laufende Wasserhähne schliessen müssen. Ältere Mitbürger seien eben vergesslich. Ist das plausibel? Man darf davon ausgehen, dass der Wasserbedarf auf dem Friedhof in den Monaten Dezember bis Februar vernachlässigbar gering ist. Verteilt man die 13 Millionen Liter auf den Rest des Jahres, so macht das fast 48 m³ pro Tag aus.
Geht man weiter davon aus, dass das Wasser bloss während 12 Stunden pro Tag läuft – der Brunnenmeister bemüht sich ja um eine stete Schliessung – so sind dies 4000 Liter Wasser pro Stunde. Jeden Tag, bei Sonnenschein und auch bei strömendem Regen und bei Kälte. Ein normaler Wasserhahn fördert 15 bis 25 Liter pro Minute. Das wären also vom 1. März bis am 30. November jeden Tag während 12 Stunden drei bis fünf voll laufende Wasserhähne.
Es sei daran erinnert, dass wir bloss vom Zusatzverbrauch im Jahr 2018 sprechen und ich bezweifle, dass wir überhaupt so viele Wasserhähne auf dem kleinen Friedhof haben. Der bepflanzte Teil umfasst bloss ca. 1700 m².
Wer dem Tägliger Gemeinderat Vertrauen schenken und diese Erklärung glauben will, darf das tun.
Meines Erachtens ist diese Erklärung offensichtlich unwahr und es wäre angebracht, den Wasserdieb zu ermitteln. Immerhin sprechen wir von einem Deliktsbetrag in Höhe von über 40 000 Franken und auch wenn dies den Gemeinderat nicht beunruhigt: Die Gemeinde kann sich dies nicht mehr leisten.
Urs Schuppisser, Tägerig