Zwei Sportler, eine Familie
03.05.2019 SportDer Nati-Fussballer Loris Benito und seine besondere Beziehung ins Freiamt
Loris Benito wurde gerade Schweizer Meister mit den Young Boys und steht vor einem Wechsel in eine der Top-5-Ligen Europas. Sein Daddy ist beim FC Muri eine Legende. Und er selbst schaut sich ...
Der Nati-Fussballer Loris Benito und seine besondere Beziehung ins Freiamt
Loris Benito wurde gerade Schweizer Meister mit den Young Boys und steht vor einem Wechsel in eine der Top-5-Ligen Europas. Sein Daddy ist beim FC Muri eine Legende. Und er selbst schaut sich manchmal in der Wohler Hofmattenhalle die Spiele der Handballer an. Grund dafür ist Trainer Daniel Lehmann.
Stefan Sprenger
Wenn sie sich ansehen, dann spürt man die vertraute Beziehung. Loris Benito, Star-Kicker bei den Young Boys, und Daniel Lehmann, Trainer der Wohler Handballer. Doch wie stehen sie zueinander? «Er ist nicht mein Vater, er ist nicht mein Freund, er ist etwas dazwischen. Er gehört zur Familie», sagt Loris Benito. Als Lehmann diesen Satz hört, muss er lächeln. Er wird fast schon ein wenig verlegen.
Beides Nati-Spieler
Mariluz Souto ist beim Treffen ebenfalls dabei. Sie ist die Mutter von Benito und die Ex-Freundin von Lehmann. Vor fast 10 Jahren wurden die beiden ein Paar. Mittlerweile sind sie nicht mehr zusammen, aber nach wie vor gute Freunde. Durch die gemeinsamen Zeiten wurde Lehmann ein Teil der Familie. «Und darüber sind wir sehr froh», sagt Benito.
Genau wie der 27-jährige Profifussballer war auch Lehmann einst in der höchsten Schweizer Liga aktiv. Und auch er war Teil der Schweizer Nationalmannschaft. Allerdings im Handball. Der 52-Jährige, der früher das Tor der Schweizer Nati hütete, diskutiert manchmal mit dem Fussballer über dessen Spiele – denn die beiden Sportarten haben gewisse Parallelen. Dies hat Loris Benito auch gemerkt, als er in der Wohler Hofmattenhalle ein Spiel der Handballer anschaute. Doch Lehmann ist nicht der einzige Grund, warum das Freiamt für den Aarauer besonders ist: Sein Vater Rico Benito war in den 90er-Jahren der Knipser beim FC Muri. Damals wurde der Goalgetter Rico erstmals Vater. Der Name des Sohnes: Loris.
Den Stammplatz im Herzen
Fussball/Handball: Young-Boys-Spieler Loris Benito und Handball-Wohlen-Trainer Daniel Lehmann
Er ist in der Schweiz ein absoluter Fussball-Star: Loris Benito. Der Aargauer hat starke Bindungen zum Freiamt. Wegen seinem Vater, seinem Onkel und wegen Daniel Lehmann, Trainer der Wohler Handballer.
Stefan Sprenger
Ein Montagabend in der Aarauer Altstadt. Im Café Tuchlaube sitzen Daniel Lehmann und Loris Benito. Sie überlegen, wie lange sie sich schon kennen. «9 Jahre?», fragt Loris Benito. «Ich glaube, es sind etwa 8 Jahre», meint Daniel Lehmann. Die beiden Männer wissen es nicht mehr so genau. Aber die Frau am Tisch weiss es. Und zwar sehr genau. «Es war am 27. Februar 2011», sagt Mariluz Souto und ist sich sehr sicher. Die Mutter von Loris Benito und Ex-Freundin von Daniel Lehmann erklärt weiter: «Loris spielte beim FC Aarau. Sie hatten ein Auswärtsspiel in Delémont. Und ich habe ihm meinen neuen Freund vorgestellt.» Sohn Loris und der neue Partner Daniel Lehmann verstehen sich auf Anhieb. Und nun kommen auch die Erinnerungen an dieses Spiel zwischen Delémont und Aarau wieder. 3:3 endete es. «Ich holte eine Rote Karte», sagt Loris. «Es regnete die ganze Zeit. Und da wusste ich wieder, wieso ich lieber Handball in der Halle spiele», lacht Daniel Lehmann.
Lehmann fehlte manchmal in den Trainings wegen Benito
Denn zuvor hatte Lehmann mit Fussball nicht viel am Hut. Doch jetzt war er der Freund eines Fussballers, der zu einer Mega-Karriere ansetzt. Von Aarau ging es zum FC Zürich (2012 – 2014), wo der Aussenverteidiger den Cup-Sieg feierte. Es ging weiter zu Benfica Lissabon. 2015 ging er zu den Young Boys nach Bern. Es folgte sein Tiefpunkt: der Kreuzbandriss. «Daniel war in dieser Zeit für mich da», sagt Loris Benito. Nach dem Tiefschlag folgen die Höhepunkte. Im Herbst 2018 folgt das Debüt in der A-Nationalmannschaft. Sein erster Pflichtspieleinsatz war am 18. November beim 5:2-Erfolg über Belgien in der Nations League. 2018 und jetzt – vor wenigen Wochen – feierte Benito mit den Young Boys den Schweizer-Meister-Titel. Auch da war Lehmann an seiner Seite. Auch wenn er mittlerweile nicht mehr mit Mariluz Souto zusammen ist, so hat er nach wie vor engen Kontakt und «er gehört zur Familie», wie Loris Benito und auch Mariluz Souto sagen. Der Profifussballer ergänzt: «Dani ging mit mir durch die Höhen und die Tiefen meiner Karriere», sagt Loris Benito, heute 27 Jahre alt. «Das schweisst zusammen.»
Denn bei den Wohler Handballern wurde es zum «Running Gag», wenn Lehmann an einem Mittwochstraining nicht da war. Denn dann wussten die Spieler, es war Champions-League-Zeit. Benito spielte und Lehmann war im Stadion. «Ansonsten fehlte ich nur wenig wegen den Spielen von Loris», so Lehmann lächelnd. Und doch war er an sehr vielen Spielen seit dem 27. Februar 2011 live mit dabei. «Ein wichtiger Ansprechpartner, ein Familienmitglied», das ist Lehmann für Benito. «Und für mich war wichtig, dass es meiner Mutter gut geht. Und dafür hat er gesorgt», lächelt er.
Auch wenn Handball und Fussball zwei verschiedene Sportarten sind, so tauschen sich die beiden Männer nach den Spielen aus. Trainer Lehmann sagt: «Ich hätte Loris noch nie ausgewechselt. Aber ich sehe die Spiele nicht mehr ganz so objektiv.» Lehmann habe aber gesehen dank Loris Benito, wie viel es benötigt, um ganz vorne in der Fussballwelt mitzumischen. «Der Fussball hat viel mehr Geld als der Handball. Aber ein Profifussballer muss auch auf sehr viel verzichten. Und Loris hat für seinen Traum viel geopfert», meint Lehmann.
Benito beim Handball: «Habe Dani genau beobachtet»
Loris Benito meint über den Handball-Trainer: «Ich war schon in Wohlen an einem Handballspiel dabei und habe Dani natürlich an der Seitenlinie genau beobachtet. So wie ich es beurteilen kann, ist er ein guter Trainer. Er hatte ja grossen Erfolg in Wohlen.» In der Tat: Daniel Lehmann erreichte mit dem 3. Rang im Jahr 2016 die beste Platzierung einer Wohler 1.-Liga-Mannschaft der über 50-jährigen Vereinsgeschichte.
Und er bleibt treu und geht 2019/20 in seine fünfte Saison als Trainer der Wohler Handballer. «Wir haben mit Christoph Schraner und Robert Konecnik zwei Routiniers, die aufhören. Es braucht nun vermehrt junge Spieler, die nachrücken.» Und wo geht der Weg von Loris Benito hin? Nach dem Meistertitel mit den Young Boys läuft sein Vertrag in der Hauptstadt aus. «Ich möchte in eine der fünf Top-Ligen von Europa wechseln», sagt er selbstbewusst.
«Transfermarkt ist langsam, abwarten»
Italien, England, Deutschland, Spanien, Frankreich. «Mit seiner Art zu spielen sehe ich ihn in England», sagt Daniel Lehmann, der früher selbst in der NLA spielte und das Tor der Schweizer A-Nationalmannschaft hütete. Loris Benito, der «Aargauer Sportler des Jahres 2018», der beim Treffen einen sehr gelassenen und sympathischen Eindruck hinterlässt, meint: «Der Transfermarkt ist momentan noch sehr langsam. Es gilt abzuwarten».
Vater Rico war Torjäger und Trainer beim FC Muri
Übrigens ist Daniel Lehmann nicht die einzige Person, die Loris Benito eine Beziehung zum Freiamt beschert. Sein Onkel Ivan Benito war in der Saison 2013/14 beim FC Wohlen im Tor. Und sein Vater Rico Benito war in den 90er-Jahren – just zu der Zeit, als Loris zur Welt kam – der Goalgetter des FC Muri. Mutter Mariluz Souto erinnert sich: «In Muri fühlten wir uns zu Hause. Und Rico wurde für seine vielen Tore gefeiert.» Dies bescherte ihm im Jahr 2012 auch den Trainerjob beim FC Muri. Damals sprach man von der Legende Rico Benito, der zum FC Muri zurückkehrt. Sein Engagement dauerte nicht lange. Er wurde damals entlassen.
Daniel Lehmann hat mit Handball Wohlen den Ligaerhalt gepackt. Nun hat der 52-Jährige vier Wochen Handball-Pause. Loris Benito, der mit YB schon seit einigen Tagen Schweizer Meister ist, spielt die Saison zu Ende und wird dann den Verein wechseln. Wohin, ist unklar. «Aber klar ist, dass ich mit meinen engsten Leuten den Entscheid abklären werde. Dazu gehört natürlich auch Dani.» Und wieder lächelt Dani Lehmann, der im Herzen von Loris Benito wohl längst einen Stammplatz hat – und umgekehrt.