Käfer frisst den Wald nicht
21.05.2019 EggenwilSpannender Waldumgang mit drei Programmpunkten
Am Waldumgang in Eggenwil durften sich die Teilnehmer drei Themen widmen. Es wurden Geburtsbäume gepflanzt, verschiedene Aspekte der Waldbewirtschaftung erläutert und 30 Jahre Waldhütte ...
Spannender Waldumgang mit drei Programmpunkten
Am Waldumgang in Eggenwil durften sich die Teilnehmer drei Themen widmen. Es wurden Geburtsbäume gepflanzt, verschiedene Aspekte der Waldbewirtschaftung erläutert und 30 Jahre Waldhütte gefeiert.
Roger Wetli
Seit 2005 kommen in Eggenwil junge Familien alle zwei Jahre in einen besonderen symbolischen Genuss. Für ihre neugeborenen Kinder dürfen sie einen Geburtsbaum pflanzen. Die Baumart richtet sich nach dem jeweiligen «Baum des Jahres». «Heuer ist des die Flatter-Ulme», erklärte Revierförster Urs Huber. Er warnte gleich. «Wir pflanzen heute viele Bäume etwas eng. Ziel ist nicht, dass aus jedem ein grosser Baum wird. Einige werden wohl eingehen.»
Mit Eifer dabei
Das störte die Familien wenig. Mit viel Eifer wurden im Wald Löcher gegraben und die Sprösslinge eingepflanzt. Noch kurz ein Foto für die Erinnerung, dann wurden die Bäumchen mit Plastikhüllen eingepackt. Diese dienen dem Schutz vor Rehen. «Eigentlich ist momentan nicht der richtige Zeitpunkt, um Bäume zu pflanzen», beteuerte Huber. «Normalerweise machen wir dies im Herbst oder im Frühling. Für diesen besonderen Anlass machen wir aber eine Ausnahme.» Die Familien waren mit Eifer dabei und schätzten diese Aktion sichtlich.
Vielfalt ist Trumpf
Ebenfalls nicht der richtige Zeitpunkt war für die Auslichtung, die Lehrling Serafin Gretener demonstrierte. Wo bei Beginn des Waldumgangs die Bäume noch dicht standen, war es eine Stunde später viel lichter. «Wir haben vorgängig dieses Waldstück extra nach Vogelnestern abgesucht. Sonst hätten wir die Demonstration nicht gemacht», so Huber. Er wies auf die Herausforderungen im Forst hin. «Das Eschensterben durch einen eingeschleppten Pilz trifft uns zusammen mit weniger Regen und höheren Temperaturen. Somit sind viele hiesige Baumarten gestresst.» Er brach mit dem Mythos, dass Borkenkäfer den ganzen Wald fressen. «Es geht immer ein Ereignis voraus. Der Käfer ist erst dann erfolgreich, wenn die Bäume bereits geschwächt sind.»
Nur noch alte Eichen
Jeder Baum habe seinen eigenen Käfer. «Die Eiche bildet da eine Ausnahme. Aber bei der heutigen Globalisierung kann es gut sein, dass irgendwann ein solcher Gegenspieler eingeschleppt wird.» Die Eiche erträgt Trockenheit besser als andere Arten. Deshalb werden diese zurzeit durch den Forst gefördert. «Es wäre jetzt aber falsch, nur auf diese Baumart zu setzen. Denn Monokulturen sind sehr anfällig auf Probleme. Deshalb setzen wir auf eine Vielfalt an Baumarten.»
Kreisförster Rolf Fankhuser erklärte seine Funktion im Forst. «Meine Aufgabe ist es, die Holzschläge zu bewilligen. Ich schaue, dass nicht zu viel genutzt wird und wir möglichst wenige Setzlinge pflanzen. Die Natur soll es selber richten.» Auch der Naturschutz im Wald gehört zu seinen Aufgaben. Aber auch die Unterstützung der Jungwaldpflege. «Wollen wir viele verschiedene Baumarten im Wald, müssen wir bei einigen Arten die Konkurrenten wegfällen.» Er ergänzte, dass der Kanton die Eichen nicht nur wegen des Klimawandels fördert, sondern auch, weil es im Aargau praktisch nur noch alte Eichen gibt. «Es fehlen mehrere Generationen, was sehr schlecht ist.»
Huber wies darauf hin, dass im Wald ein nachhaltiger Rohstoff liegt. «Diesen haben wir direkt vor Ort. Es ist für mich unverständlich, wieso wir im Häuserbau Holz immer noch sehr zurückhaltend nutzen.» Er wies darauf hin, dass der CO2-Ausstoss bei der Verarbeitung von Stahl oder Glas massiv höher ist als beim Holz.»
6000 Fronstunden
Mit viel Holz wurde vor 30 Jahren die Eggenwiler Waldhütte gebaut. Fritz Hausherr erläuterte deren Entstehung ausführlich. «Ursprünglich stand hier ein Jägerhaus aus den 50er-Jahren. Dieses wurde später den Ortsbürgern übergeben, die darin ihre Versammlungen abhielten.» Mit dem Frauenstimmrecht wurde es in der Hütte aber zu eng. «Anfang der 80er-Jahre gab es zwei Anläufe zur Vergrösserung der Waldhütte. Es fehlte aber an Geld. Erst beim dritten Mal konnte man das Projekt umsetzen.»
Da das Geld der Ortsbürger immer noch knapp war, wurde vieles im Ehrenamt gemacht. «Rund 40 Personen leisteten während eineinhalb Jahren rund 6000 Arbeitsstunden.» Hausherr wurde damals ins Projekt miteinbezogen und half sehr oft tatkräftig mit. «Ich bin auch heute noch stolz auf das, was wir alle gemeinsam erschaffen haben», freute er sich.