«Mit meiner Musik berühren»
10.05.2019 MuriDer Murianer Pianist Lou Hägi tritt im Festsaal des Klosters auf
Am 22. Mai, 14 Uhr, ist das Seniorenorchester Luzern in Muri zu Gast. Mit dabei ist auch der 16-jährige Pianist Lou Hägi. Der Murianer erzählt von seinem bisherigen Weg. Egal ob Klassisch, Pop, Rock oder ...
Der Murianer Pianist Lou Hägi tritt im Festsaal des Klosters auf
Am 22. Mai, 14 Uhr, ist das Seniorenorchester Luzern in Muri zu Gast. Mit dabei ist auch der 16-jährige Pianist Lou Hägi. Der Murianer erzählt von seinem bisherigen Weg. Egal ob Klassisch, Pop, Rock oder Blues – er lässt sich vielseitig inspirieren.
Hannah Dobbertin
Als Lou Hägi drei Jahre alt war, begann er Schlagzeug zu spielen. Doch das Klavier, das im Wohnzimmer stand, faszinierte ihn, und er bettelte so lange bei seinen Eltern, bis sie ihn mit fünf Jahren zum ersten Mal für Klavierunterricht anmeldeten. Von da an drehte sich für ihn alles nur noch um die weissen und schwarzen Tasten. «Man kann fast alles damit spielen», schwärmt er. Praktisch jede Stimme eines Stückes könne man übernehmen – vom Bass bis zur Solostimme.
Von Muri nach Basel
Mit 12 Jahren absolvierte er die Aufnahmeprüfung für die FAB (Freiburger Akademie der Begabtenförderung), ein Institut der Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau. Seit der positiven Antwort besucht er jeden Freitag das Vorstudium der Hochschule und wird durch Professor Christoph Sischka im Klavier unterrichtet. Im vierten Jahr der Bezirksschule wechselte er von Muri zur Kunst- und Sportklasse in Cham. Dies machte es für ihn einfacher, die Schule mit dem Vorstudium und seinem intensiven Üben zu verbinden, da der Unterricht darauf ausgerichtet ist, den Schülern genügend Zeit für ihre künstlerischen oder sportlichen Aktivitäten zu lassen.
Unterricht in Paris
Nun ist er im zweiten Jahr in den Kunst- und Sportklassen am Gymnasium Bäumlihof in Basel, seit seine Familie nach Riehen gezogen ist. Auch diese Schule ermöglicht ihm, weiterhin an jedem Freitag zu fehlen und gibt ihm den nötigen Freiraum fürs tägliche Üben.
Neben seinem Hauptunterricht besucht Lou Hägi private Masterklassen in Paris bei Jean-Marc Luisada, einem Preisträger des renommierten internationalen Chopin-Wettbewerbs. Dies ist für ihn mit einem riesigen Aufwand verbunden. «Es ist nicht immer leicht, zwischen den Unterrichtsstilen der Lehrer zu wechseln. Doch der Unterricht beim Meisterpianisten eröffnet mir neue technische und musikalische Perspektiven, welche für den Eintritt in den internationalen Wettbewerb unerlässlich sind.»
Konzert mit Seniorenorchester Luzern
Bei den Förderkonzerten des Kantons Aargau war Hägi etliche Male dabei, fürs Hochschulkonzert in Freiburg im Breisgau qualifizierte er sich mehrfach, auch spielte er an verschiedenen Konzerten in der Schweiz, Deutschland und Italien. Unter der Leitung von Anne-Cécile Gross (Dirigentin) trat er 2015 mit dem Jugendorchester Freiamt (JOF) und 2017 mit dem Orchester Bülach als Solist auf.
Vor sechs Jahren wurde Josef Waltenspühl aus Muri, der Organisator des Seniorenorchesters Luzern, von der Gemeinde zum Seniorenessen eingeladen. Hägi solierte dort. «Er ist so talentiert», erzählt Waltenspühl. «Ich wusste, ich würde alles in die Wege leiten, damit er mal ein Konzert mit uns spielen kann.» Vor zwei Jahren hat er Hägi schliesslich für ein Konzert angefragt. Hägi durfte dem Dirigenten Josef Gnoss vorspielen und wurde als Solist für das Klavierkonzert in a-Moll op. 16 von Edvard Grieg ausgewählt.
Dieses Konzert findet nun im Mai statt, nicht nur in Luzern, sondern auch in Muri. Hägi freut sich besonders, dass er bereits zum dritten Mal als Solist für ein Orchester angefragt wurde. Klassische Pianisten, besonders in seinem Alter, bekommen eher selten solch eine Chance. «Es ist eine grosse Ehre», sagt er.
Ein Stück Jugend geopfert
Die vielen Konzerte fordern aber auch ihren Preis. 28 Stunden pro Woche übt Lou Hägi am Klavier – während den Ferien sogar noch ein bisschen mehr. «Ich bin froh, dass er das aus seiner Überzeugung macht», sagt seine Mutter Sandra Hägi. Durch seine Zielstrebigkeit lerne er etwas fürs Leben. Dafür opfere er aber auch ein Stück Jugend, meint sie. «Mittlerweile kann er sich seine Zeit so einteilen, dass er auch mit Freunden etwas unternehmen kann.»
Das viele Üben bedeutet auch, dass er oft zu Hause ist. Dafür, dass seine beiden Schwestern die konstante Klaviermusik aushalten, ist er sehr dankbar – besonders, wenn sie lernen müssen und er vier Stunden lang seine Akkorde übe, meint er. «Ich bin stolz auf ihn», sagt die 14-jährige Banshy, die im Jugendorchester Freiamt Geige spielt. «Aber ich mag nicht alle Stücke, die er spielt», fügt sie verschmitzt hinzu. Sie möchte später biomedizinische Technik studieren. Lou Hägis ältere Schwester Kyra schliesst gerade ihre Lehre als Chemielaborantin ab und ist eine begeisterte Kletterin. Ihre Mutter schmunzelt über die unterschiedlichen Leidenschaften ihrer Kinder. «Es ist schön, zu sehen, wie sich Lous Begabung entwickelt», erzählt Sandra Hägi. Sie fände nur schade, dass Musik, anders als Sport, eher eine Einzelbeschäftigung ist.
Menschen bewegen
Hägi träumt davon, eines Tages Konzerte in grossen Sälen wie dem KKL Luzern oder vielleicht sogar in der Carnegie Hall New York zu halten. Doch vor allem wünscht er sich, viele Menschen mit seiner Musik berühren zu können. Eine seiner bewegendsten Erinnerungen ist, als er im Altersund Pf legeheim Reusspark fürs Schweizerische Rote Kreuz spielte. Ein alter Mann begann zu weinen, als er sich bei Hägi für das Konzert bedankte. «Es ist so schön, nach dem Konzert mit den Zuschauern zu reden und zu hören, wie sie es fanden», lächelt er.