Annemarie Keusch, Redaktorin.
Braeburn-Äpfel, süss-sauer, aus der Region. An ihnen vorbeizugehen fällt mir mal für mal schwer. Ich liebe Früchte. Ihre Frische ist nicht zu übertreffen. Durch die Himbeerstauden zu gehen und die reifen Früchte in ...
Annemarie Keusch, Redaktorin.
Braeburn-Äpfel, süss-sauer, aus der Region. An ihnen vorbeizugehen fällt mir mal für mal schwer. Ich liebe Früchte. Ihre Frische ist nicht zu übertreffen. Durch die Himbeerstauden zu gehen und die reifen Früchte in den Mund zu stecken, anstatt dafür vorgesehenen Behälter zu sammeln. Zu Hause angekommen, bei der grossen Rebe vor dem Haus ein paar Trauben abzunehmen. Oder unter dem Birnenbaum durchzugehen und die weichsten Birnen für den sofortigen Verzehr finden. Selbst Johannisbeeren kommen direkt vom Strauch in den Mund, auch wenn die Säure für das eine oder andere Zucken sorgt.
Das Leben auf dem Bauernhof, die Mutter mit einem grünen Daumen – wie schön das war. Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren und neu Heidelbeeren, alles wuchs in 20 Metern Umkreis. Von Frühling bis Herbst reichte ein Gang in den Garten, um Vitamin-bepackt den Tag in Angriff zu nehmen oder sich vom strengen Arbeitsoder Schultag zu erholen.
Den grünen Daumen habe ich nur halbbatzig geerbt. Aber ich gebe mir Mühe. Das WG-Gartenexperiment geht in die zweite Runde. Die Erde ist gelockert, zur Ansaat oder zum Anpflanzen bereit. Die harte Zeit hat ein Ende, die Früchte- und Gemüsevielfalt kommt wieder. Die Kohlzeit ist vorbei, Zucchetti und Tomaten rufen. Natürlich, in den Regalen der Grossverteiler lagen sie den ganzen Winter hindurch – aus Spanien, aus Südamerika oder aus dem Nahen Osten. Das passt mir nicht. Nur schon die verbrauchte Energie, bis die Ware hier ist, lässt mich vom Kauf absehen. Die fehlende Frische – das Gegenteil vom Gang in den eigenen Garten – kommt hinzu. Alles zu seiner Zeit, nie passt das Sprichwort wohl besser, als wenn es um Saisonalität geht.
Gut für mich, dass es die Braeburn-Äpfel das ganze Jahr hindurch gibt. Wöchentlich kaufe ich ein paar von ihnen, will sie mir für die kommenden Tage aufsparen, esse aber trotzdem alle an einem Abend. Gut, dass jetzt wieder mehr wächst, besser, dass ich immer noch einiges an Gemüse und Früchte auf dem heimischen Bauernhof holen darf und am allerbesten, dass auch vor der WG eine Rebe mit saftigen Trauben wächst. Diese lassen sich nämlich wunderbar roh essen oder nicht weniger wunderbar in gebrannter Form als Grappa trinken.