Joner mischt in Bundesbern mit
12.04.2019 KelleramtSandro Covo ist neues Mitglied der Geschäftsleitung der Juso Schweiz
Vor fünf Jahren trat Sandro Covo der Juso bei. Jetzt wurde er in die Geschäftsleitung der Partei gewählt. Und das, obwohl die Charakterzüge der Partei und jene von ...
Sandro Covo ist neues Mitglied der Geschäftsleitung der Juso Schweiz
Vor fünf Jahren trat Sandro Covo der Juso bei. Jetzt wurde er in die Geschäftsleitung der Partei gewählt. Und das, obwohl die Charakterzüge der Partei und jene von Covo kaum anders sein könnten.
Chantal Gisler
Sie ist laut, dynamisch, provokant. Er gelassen, eher ruhig und wählt seine Worte mit Bedacht. Ungleicher könnten die Charaktere der Juso und ihres neuen Geschäftsleitungsmitglieds kaum sein. Weltfremd sei die Juso mit ihren idealistischen Vorstellungen, heisst es von Kritikern. Die Partei wagt es, über die Abschaffung von Weihnachten zu debattieren. Mit Aktionen wie der Verbrennung von BHs provoziert sie. Die Tochterpartei der SP ist laut und dynamisch. Sie kämpft gegen die soziale Ungerechtigkeit und organisiert Klimademonstrationen in der ganzen Schweiz. «Wir müssen laut sein», erklärt Covo ruhig. Nur so könne man als kleine Partei überhaupt wahrgenommen werden. Auffallen und Aufmerksamkeit um jeden Preis, das ist das Credo der Jungsozialisten.
Doch wie passt der ruhige Covo da hinein? «Ich unterstütze die Ansichten der Juso und bringe mich ein», erklärt er. Um Unterschriften – beispielsweise vor dem Spittelturm in Bremgarten – zu sammeln, muss man nicht laut sein. Sondern den Interessenten in aller Ruhe erklären, worum es geht. Auf die Menschen eingehen. Und zeigen, dass die Partei auch anders kann.
Früh an Politik interessiert
Für Politik hatte sich Covo schon ein der Schulzeit interessiert. «Es fing in der Bezirksschule an.» Während andere im Bus von Jonen nach Bremgarten einander die Hausaufgaben abschrieben oder sich über den neusten Klatsch auf dem Pausenhof informierten, las Covo Zeitung. Besonders ein Thema dominierte die damalige Berichterstattung: Die Wirtschaftskrise. «Mir wurde bewusst, dass es so mit der Welt nicht weitergehen kann», so der 22-Jährige. Als einer von wenigen besuchte er das Wahlfach Politik in der Bezirksschule. Das Wissen, dass jeder einzelne etwas verändern kann, faszinierte ihn. Mit 18 trat er der Jungpartei bei. Für ihn ein logischer Schritt, denn «nur zusammen kann man etwas verändern». Die Partei passt zu ihm, sie vertritt seine Vorstellungen für eine bessere Welt. Von da an ging es für ihn steil bergauf. 2016 übernahm er das Co-Präsidium der Juso Aargau. Und nun wurde er in die Geschäftsleitung der Juso Schweiz gewählt.
Beeindruckt von Schicksalen
Über den Entscheid, für die Geschäftsleitung zu kandidieren, hat er viel nachgedacht. Ausschlaggebend war aber die Reise an die Balkanroute mit SP-Kollege Stefan Dietrich. Dort sprach er mit Menschen aus aller Welt, die nur eines wollen: ein Leben in Frieden. «Es war sehr eindrücklich», sagt Covo. Die Flüchtlingscamps vor der kroatischen Grenze seien menschenunwürdig. «Es ist dreckig und die Menschen haben keine Perspektive. Sie sitzen dort fest.» Hunderte Menschen zusammengepfercht in einem winzigen Camp. Vor allem die Kinder leiden unter der Situation. Sie können nicht zur Schule, der Weg zu Bildung bleibt ihnen verwehrt. «Und das, obwohl das Recht auf Bildung international gilt», stellt er klar. Und genau um diese sozialen Werte geht es Sandro Covo. «Wir müssen denjenigen eine Stimme geben, die Hilfe brauchen.» National wie international. Dafür will er sich in Bundesbern einsetzen. Es sind die gleichen Ziele, die auch die Mutterpartei SP verfolgt. «Aber wir wählen einen anderen Weg, um an unsere Ziele zu gelangen.» Genau dafür braucht es die Jungparteien.
Eine Stimme für diejenigen, die sie brauchen
«Wir haben die gleichen Ziele wie die SP, aber wir sprechen untereinander eine andere Sprache.» Und diese ist eben laut und provokativ. Und sie haben den Mut, der Wut über die Ungerechtigkeiten freien Lauf zu lassen. «Natürlich sind wir hässig», sagt er. «Besonders, wenn man sieht, was alles falsch läuft in der Welt.» Beispielsweise wie die Umwelt weiter durch Grosskonzerne belastet wird. Oder wie viele Frauen noch heute von Sexismus betroffen sind. «Wir leben im 21. Jahrhundert und haben immer noch mit solchen Problemen zu kämpfen.» Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, will er handeln. «Es ist Zeit, sich dagegen zu wehren. Zu kämpfen.» Für eine bessere Zukunft und eine bessere Welt. Denn: «Wenn wir uns nicht dafür einsetzen, wer denn?»