Joel, der Breite
26.04.2019 SchwingenTitelverteidiger Joel Strebel aus Althäusern vor dem Guggibad-Schwinget ob Buttwil am Sonntag
Vor einem Jahr war er der grosse Sieger am Heim-Event auf dem Guggibad: Joel Strebel. Damals war er noch voller Tatendrang. Es folgte eine Saison, die sein ...
Titelverteidiger Joel Strebel aus Althäusern vor dem Guggibad-Schwinget ob Buttwil am Sonntag
Vor einem Jahr war er der grosse Sieger am Heim-Event auf dem Guggibad: Joel Strebel. Damals war er noch voller Tatendrang. Es folgte eine Saison, die sein Leben veränderte – und ihn stärker machte.
Stefan Sprenger
Auf dem Meldeblatt zum Guggibad-Schwinget steht 95 Kilogramm. Es ist nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Joel Strebel revidiert: «Letztes Jahr war ich 107 kg. Jetzt bin ich 113 kg schwer.» Und das bei einer Grösse von 1,92 m. Joel Strebel, der Brocken aus Althäusern, ist die grösste Hoffnung des Schwingklubs Freiamt in dieser so ereignisreichen Saison.
Ohne Alkohol in diesem Jahr, dafür mit spezifischem Training
Am Sonntag geht er als Titelverteidiger in den Sägemehlring am Guggibad-Schwinget ob Buttwil. Ist Druck da? «Nein, wieso auch? Wichtig ist für mich, dass ich gesund bleibe.» Das vergangene Jahr hat den 22-Jährigen reifer gemacht. 22. April 2018: Beim 57. Guggibad-Schwinget kommt es vor 1420 Zuschauern zum Schlussgangduell zwischen dem Freiämter Joel Strebel und Eidgenosse Mario Thürig. Es gibt einen Gestellten. Doch Strebel hat Vorsprung – und gewinnt. Endlich wieder ein Freiämter Sieger. Es schien, als wäre es der Startschuss in eine grandiose Saison von Joel Strebel.
Wenige Wochen später sieht die Schwing-Welt plötzlich düster aus. 6. Mai 2018: Am Zürcher Kantonalen tritt Joel Strebel gegen den bekannten Armon Orlik an. Im Kampf verletzt sich Strebel schwer. «Ich spürte, dass etwas kaputt ist, ich wollte aber weitermachen und den Kranz holen.» Diesen verpasst er um einen Viertelpunkt. Noch heftiger als das knapp verpasste Eichenlaub ist die Diagnose: Schulter ausgekugelt, Bizepssehne angerissen, Knorpelschaden. Joel Strebels Schuler ist kaputt. Er muss operiert werden. «Von da an lag der Fokus auf dem Jahr 2019.»
Er habe noch nie so viel gemacht wie im vergangenen Winter. «Ich habe noch mehr und noch härter trainiert.» Dazu trank er im Jahr 2019 noch keinen Schluck Alkohol und trainierte spezifisch – Kraft, Kondition und auch im mentalen Bereich. Joel Strebel 2019, es ist die beste Ausgabe, die es je gegeben hat. Das sagt auch Schwingklub-Freiamt-Präsident Andreas Ender: «Ich bin beeindruckt von seinem Trainingsfleiss. Er ist parat.»
Nicht nur Strebel ist gut drauf
Die bisherige Saison unterstreicht diese Aussage. Am Hallenschwinget Lenzburg vor rund zwei Wochen schaffte es der achtfache Kranzgewinner Joel Strebel in den Schlussgang – und verlor dort gegen Nick Alpiger. Es wurde der 2. Rang. «Ich fühle mich besser als 2018», sagt der Althäuserer.
Dass die Hoffnungen aber nur auf ihm liegen, dies will er korrigiert haben. «Da gibt es noch andere Freiämter, die gut drauf sind.» Andreas Döbeli ist neben Strebel sicherlich der beste Schwinger in den Reihen der Freiämter. Yannick Klausner kämpft mit Hüftproblemen, Lukas Döbeli steigt nach einer Handverletzung erst in den nächsten Tagen wieder voll ins Training ein und Reto Leuthard darf man als Wundertüte bezeichnen. Ein einheimischer Sieger am Guggibad, ein Kranz am eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Zug, Kranzgewinn an einem «Kantonalen», die Hauptkandidaten dafür heissen nun mal Joel Strebel und Andreas Döbeli.
Der Guggibad-Schwinget-Sieger von 2018 erzählt, dass er im letzten Jahr «viel nervöser» gewesen sei. Heute – ein paar Tage vor dem Heim-Event – ist er gelassen. Er arbeitet im Geschäft seines Vaters in Althäusern als Landschaftsgärtner, trainiert täglich und ist zuversichtlich, dass er ein gutes Resultat holt. Von Titelverteidigung will er aber nichts wissen. «Wir schauen dann am Sonntag», meint er lächelnd – und voller Selbstvertrauen.
Das «Eidgenössische» im Hinterkopf
Nach dem letzten, schwierigen Jahr mit der Verletzung, sind ihm andere Dinge wichtig: «Ich will gesund bleiben, das ist das Wichtigste.» In der Prioritätenliste kommt dahinter wohl bald das «Eidgenössische» im August in Zug. «Das ist im Hinterkopf, ja. Aber die Saison dauert noch lange, wir haben noch Zeit. Und ich will mir keinen Druck machen. Was sicher ist: Wir Schwinger aus dem Freiamt, wir geben alles.» Und dies wird für Höchstleistungen reichen, sofern alle Freiämter unverletzt die Saison überstehen.
Nur noch vier Eidgenossen
94 Schwinger waren vor zwei Wochen angemeldet, darunter fünf Eigenossen. Da damals wegen Schlechtwetter das Verschiebedatum in Anspruch genommen wurde, gab es nun einige Abmeldungen – auch, weil in Hitzkirch der Seetaler Schwinget stattfindet. Nun sind noch 74 Schwinger am Guggibad-Schwinget dabei. Der Innerschweizer Pirmin Reichmuth, der als «Star» galt, ist nicht mehr dabei. Es bleiben noch vier Eidgenossen des Nordwestschweizerischen Schwingverbandes, die am Guggibad dabei sind: Nick Alpiger, Christoph Bieri, Patrick Räbmatter und David Schmid. Vom Freiamt sind 12 Schwinger, darunter der Vorjahressieger Joel Strebel, angemeldet. Auf den Sieger am Guggibad-Schwinget wartet das 14 Monate junge Rind Blenara (gesponsert von Toni Huwyler aus Wohlen und Holzbau Koch AG, Büttikon).
«Wir hoffen auf akzeptables Schwingwetter», sagt OK-Präsident Rolf Schmid. Dass man das Schwingfest verschoben hat, sei der richtige Entscheid gewesen. «Am 14. April hatte es Schnee auf dem Guggibad». Nun herrscht zwar nicht bestes Wetter, aber besser als vor zwei Wochen.
Um 10.30 Uhr ist die Jodlermesse im geheizten Festzelt. Um 11.30 Uhr ist Anschwingen. Der Schlussgang ist auf 16.30 Uhr vorgesehen. Es hat eine Festwirtschaft mit Musik. --red