Fit dank 50 Jahren turnen
24.04.2019 TurnenJubiläum des Männerturnvereins Waltenschwil
Woche für Woche – und das seit 50 Jahren. August Gauch und Albert Steimen sind Gründungsmitglieder des Männerturnvereins Waltenschwil.
Das Knie streikt, turnen kann er ...
Jubiläum des Männerturnvereins Waltenschwil
Woche für Woche – und das seit 50 Jahren. August Gauch und Albert Steimen sind Gründungsmitglieder des Männerturnvereins Waltenschwil.
Das Knie streikt, turnen kann er nicht. Es sind einige der wenigen Proben, die Albert Steimen je verpasst hat. Schon 50 Jahre lang besucht er die wöchentlichen Trainings des Männerturnvereins – vor einem halben Jahrhundert als Männerriege gegründet. Geprägt ist die Vereinsgeschichte auch von den jährlichen Reisen. August Gauch weiss gar noch, was es wo zum Mittagessen gab. --ake
Seit der ersten Turnstunde dabei
Vor 50 Jahren wurde der Männerturnverein Waltenschwil gegründet – zwei Gründer turnen immer noch mit
August Gauch ist 90 Jahre alt, Albert Steimen 80. Beide waren sie dabei, als 1969 in der «Sonne» in Büelisacker die Männerriege als Untersektion des Turnvereins gegründet wurde. «Es war eine schöne Zeit», blicken die beiden zurück.
Annemarie Keusch
Es ging nach Hornbach, ins Berner Oberland. August Gauch weiss es noch genau. Berner Platte gabs zum Nachtessen. Fruchtsalat zum Dessert. «Die Schale war fast so gross, wie eine Salatschüssel», sagt Gauch und lacht. Das war die Jubiläumsreise, zehn Jahre lang gab es die Männerriege Waltenschwil damals. Heute sind es 50 Jahre, viele tolle Reisen kamen dazu. Etwa jene ins Bündnerland, wo mit Nummern zugelost wurde, wer mit wem das Zimmer teilt. «Pech, wer einen schnarchenden oder schlafwandelnden Kollegen zog.» Immer wieder lacht August Gauch. Er weiss noch alles ganz genau. Auch Albert Steimen schmunzelt. Präsent hat er nicht mehr alles. Mit Gauchs Erzählungen kommen aber viele Erinnerungen hoch.
13 Jahre als Aktuar im Vorstand tätig
Jakob Meier und Hansruedi Hirsbrunner. Sie waren die Initianten. Nachdem ein Jahr zuvor die Waltenschwiler Turnhalle eröffnet wurde, kamen sie auf die Idee, eine Männerriege zu gründen. August Gauch und Albert Steimen gehören zu den Gründungsmitgliedern. «Ich war als Schulhausabwart tätig und hatte alle Schlüssel für die Hallen. Darum haben sie mich wohl angefragt, ob ich mitmache», blickt August Gauch zurück. Angefragt wurde auch Albert Steimen und schon nach einem Jahr hiess es: «Du kannst den Aktuar machen.» Steimen machte, 13 Jahre lang.
Alles wie geplant, alles ohne Zwischenfälle – so verliefen vor allem die ersten Jahre des Vereins nicht. «Es ist damals einiges kaputt gegangen», sagt Steimen rückblickend. Meinungsverschiedenheiten führten zu Austritten, es gab Grabenkämpfe. «An der GV musste bei den Wahlen stets der eine oder andere den Raum verlassen», ergänzt Gauch, «Die Versammlungen haben immer lange gedauert.»
Immer lange Diskussionen an Versammlungen
Der Verein schaffte die Wende. Von anfänglich 14 Mitgliedern bei der Gründung – «nicht alle davon turnten aktiv mit» – konnte die Zahl massiv gesteigert werden. Heute sind es rund 60, aufgeteilt in die Seniorengruppe und die Männerturner, «die Jungen». «Sonst wären die Altersunterschiede zu gross», sagt Karl Brunner. Er ist seit 35 Jahren im Verein dabei, seit fünf Jahren als Präsident. Gemeint ist nicht, dass sich Ältere nicht mit Jüngeren arrangieren könnten und umgekehrt. Gemeint ist vielmehr die sportliche Leistungsfähigkeit.
Stets machten die Waltenschwiler Männerturner an Turnfesten, Faustballmeisterschaften, Turnervorstellungen und bei Dorffesten mit grossem Engagement mit. «Wir zeigten auch am Barren unser Können – ich war damals 40 Jahre alt. Heute machen das die 40-Jährigen nicht mehr», sagt August Gauch. «Vergiftet» sei er gewesen. Gefehlt hat er in den Trainings nur selten. Ambitioniert war auch Albert Steimen. Seine Leidenschaft galt dem Faustball. «Schade, dass wir das heute nicht mehr können», sagt er.
Schuhe einlaufen vor den Reisen
Heute ist es mehr Gymnastik, vielleicht eine halbe Stunde Spiele, die die Turnstunde prägen. Faustball geht noch, aber in geänderter Form und mit weichem Ball. «Nicht dasselbe», urteilt Steimen. Den unbedingten Siegeswillen, den haben die beiden nicht mehr. Aber den Spass am Bewegen. «Wer rastet, der rostet», sagt Gauch. «Wer sich bewegt, wird alt», fügt Steimen an.
Kegeln, Jassen, Spiessbraten-Abend, die Vereinsreise – Geselligkeit ist bei den Turnern wichtig. Seit 1994 tritt die Männerriege als selbstständiger Männerturnverein auf. Nachschauen muss Gauch auch diese Jahrzahl nicht. Er studiert kurz, Karl Brunner blättert im Vereinsordner. Wer wie lange im Vorstand tätig war, alles ist dort festgehalten. «1994, dann wurde ich pensioniert. Stimmt, die Abspaltung war in diesem Jahr. Das musste so gewesen sein», schiesst es Gauch durch den Kopf.
Die Reisen, nicht nur für Gauch und Steimen waren und sind sie die Höhepunkte im Vereinsjahr. «Früher begaben wir uns eine Woche vor der Reise auf den Ausmarsch, anstatt eine normale Trainingsstunde abzuhalten,» erinnern sich die beiden. Zum Schuhe-Einlaufen war das. Mittlerweile brauchen sie das nicht mehr, die Märsche auf Reisen sind kürzer geworden – zumindest für die älteren Semester. Vielmehr ist es das Geniessen, das zählt.
Spalier stehen bei Hochzeit
Auf der Reise ins Appenzell seien sie spontan bei einer Hochzeit Spalier gestanden. Die Gerstensuppe in der Beiz «gsehni no vormer». Auch dass einmal drei Turner zu später Stunde eine Kuh mit drei Augen gesehen haben wollen – August Gauch weiss noch alles. Und wenn nicht, blättert er in seinem Ordner, alle Einladungen und Berichte der Reisen feinsäuberlich einsortiert. Albert Steimen lächelt. «Ich bewundere dich», sagt er zu August Gauch.
Verein ist stark gewachsen
Ein Lächeln auf den Lippen hat auch Karl Brunner. Als Präsident des Männerturnvereins hat er die Aufgabe, die Interessen sowohl der Männer als auch der Seniorenturner wahrzunehmen. «Nicht immer einfach», sagt er. Steimen und Gauch bestätigen: «Unser Verein ist stark gewachsen, das bringt auch mehr Arbeit mit sich.» Nicht verändert habe sich hingegen das Turnen. Das mögen die beiden Waltenschwiler noch immer, auch wenn mit weniger Ambitionen, weniger schnell und mit weniger Kraft – aber immer noch mit gleich viel Leidenschaft. Während August Gauch sich bereits auf die nächste Turnstunde freut, hofft Albert Steimen nach einer Knieoperation auf baldige Besserung, um wieder voller Elan mittun zu können.