Einzigartige Mauer saniert
26.04.2019 ZufikonAltes Kulturgut wird erhalten
Die alte Zürcherstrasse verband einst Bremgarten mit den Mutscheller Gemeinden. Im Zuge einer neuen Überbauung wurde jetzt eine Bruchsteinmauer saniert, welche es weitherum nur hier ...
Altes Kulturgut wird erhalten
Die alte Zürcherstrasse verband einst Bremgarten mit den Mutscheller Gemeinden. Im Zuge einer neuen Überbauung wurde jetzt eine Bruchsteinmauer saniert, welche es weitherum nur hier gibt.
Roger Wetli
«Mir ist keine ähnliche Mauer bekannt», erklärt Cornel Doswald, Fachexperte für historische Verkehrswege. Er hat die Mauer im Auftrag des Kantons beurteilt und sanieren lassen. Die Kosten übernahm ein Bauunternehmen, das auf derselben Parzelle zurzeit 20 Terrassen-Eigentumswohnungen baut.
Mindestens 1000-jährige Strasse
Einzigartig ist die Mauer, weil sie aus sehr grossen Steinen gebaut wurde, zwischen denen sich viele kleine befinden. «Die grossen wurden aus Findlingen gesprengt. Teilweise sind noch die handgefrästen Bohrlöcher zu sehen, in die das Dynamit eingebracht wurde», erklärt Doswald. Wann genau die Mauer gebaut wurde, ist für den Experten schwierig zu sagen. «Es muss aber irgendwann zwischen 1800 und 1900 gewesen sein. Wobei die Sprengung von Findlingen irgendwann unterbunden wurde.»
Häufig trifft man hinter Bruchsteinmauern ein dickes Fundament. Dies ist in Zufikon nicht der Fall. «Der Hang dahinter ist sehr stabil und drückt fast nicht.» Die Mauer diente zur Stützung der Böschung. «Bereits im Jahr 1830 wurde die neue Mutschellenstrasse gebaut. Die alte Zürcherstrasse dient seit damals der reinen Quartiererschliessung.» Doswald schätzt, dass die Strasse seit mindestens 1000 Jahren hierdurch verläuft. Sie ist im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz als «von nationaler Bedeutung» aufgelistet. Die Mauer selbst ist ein kommunales Schutzobjekt von Zufikon. Die Strasse stellt auch die Grenze zwischen Bremgarten und Zufikon dar.
Ursprüngliches Bild erhalten
Eine Sanierung der Bruchsteinmauer wurde aber nicht nur wegen des Neubaus nötig. «Sie wurde schon lange nicht mehr saniert und wies teilweise Löcher auf», so Doswald. «Zudem wurde sie durch Baum- und Strauchwurzeln beeinträchtigt.» 30 Meter misst die Mauer. Sie folgt der Hangkante in einer Höhe von rund 70 cm bis 2,5 Meter. Zwei Wochen dauerten die Arbeiten, die durch Markus Müller, Gartenbauer in Bünzen, und Mathias Schneider durchgeführt wurden. Müller ist Trockenmauer-Spezialist. Die Mauer musste aber nicht komplett ab- und wieder aufgebaut werden. «Es genügte, sie vom Pflanzenwuchs zu befreien, einzelne Steine zu ersetzen und zu ergänzen.» Dazu verwendeten die Gartenbauer auch Steine, die sie beim Abbruch von alten Häusern erhalten hatten. «Sie fallen zurzeit noch durch ihre helle Farbe auf. In zehn Jahren wird man aber nichts mehr sehen.»
Saniert wurde sie vor Baubeginn der Siedlung. «Sie bleibt damit stabil und hält auch mögliche Erschütterungen während der Bauzeit aus», ist Doswald überzeugt. Mit dem Resultat ist der Experte sehr zufrieden. «Die Mauer erfüllt ihren Zweck. Trotzdem konnten wir das ursprüngliche Bild erhalten.»
Überprüfung alle vier bis fünf Jahre
Durch wen diese selten anzutreffende Mauer künftig unterhalten wird, wird zurzeit geprüft. Cornel Doswald empfiehlt, ein bis zweimal pro Jahr Bäume, Sträucher und Stauden zu entfernen. «Andere Pflanzen wie Mauerpfeffer, Fetthenne oder Hopfen beeinträchtigen das Mauerwerk nicht.» Eine Überprüfung der Steine sei alle vier bis fünf Jahre nötig. Auf einer kleinen Tafel wird erläutert, welchen Wert diese Mauer für Tiere und Pflanzen hat. «Die Gartenbauer wurden während der Sanierungen immer wieder darauf angesprochen. An sonnigen Tagen kann man hier Eidechsen sehen.»