Wie 23-Jährige eben tanzen
19.03.2019 Boswil«Früehligsobig» der Volkstanzgruppe Lindenberg Boswil
Jö-Effekt, pure Tanzfreude, hoher Unterhaltungswert und Gänsehaut bescherender Gesang – der «Früehligsobig» der Volkstanzgruppe setzte sich aus diesen vier ...
«Früehligsobig» der Volkstanzgruppe Lindenberg Boswil
Jö-Effekt, pure Tanzfreude, hoher Unterhaltungswert und Gänsehaut bescherender Gesang – der «Früehligsobig» der Volkstanzgruppe setzte sich aus diesen vier Bestandteile zusammen. Und das Motto «Früehlig» passte bestens zum Wetter.
Annemarie Keusch
Drei- bis neunjährig sind sie. Und trotz ihres jungen Alters bieten sie die beste Show. Natürlich, in Sachen Schrittsicherheit, Ausdruck und tänzerische Fähigkeiten hinken die Kinder den Tänzerinnen und Tänzern der Volkstanzgruppe Lindenberg noch weit hinterher. In Sachen Unterhaltungswert punkten sie aber mit ihrer Natürlichkeit, auch mal mit ihrer Tollpatschigkeit und sicherlich mit ihrem Stolz, von der Bühne den Eltern oder Grosseltern zuzuwinken.
«Das ist eine riesige Aufgabe», sagt einer der «Früehligsobig»-Besucher und meint das Leiten der Kindertanzgruppe. Käthi Stocker und Erika Saint Paul übernehmen diese Aufgabe, mit viel Geduld und viel Einsatz sowie Verständnis. So präsentierten sie die Tänze «Polka à 4 temps», «Alpenröslischottisch», «Klarinetten-Muckl», «L’inverno è passato» und «Guggernäscht».
Frauen übernehmen Männerrollen
Schwierigere Schrittfolgen, die mit viel mehr Jahren Üben angeeignet wurden, präsentierte die Volkstanzgruppe. Auf den Tag genau an ihrem 23. Geburtstag treten sieben der Gründungsmitglieder noch immer mit auf. Beim «Früehlig am Thunersee» spüren die Besucher förmlich den Föhn durch die Tannenwipfel ziehen oder beim «Tulpenwalzer» die Blüten auf- und zugehen.
Auch einen Dreiertanz gaben die Tänzerinnen und Tänzer mit «Uf de Wernisegg» zum Besten. Ansagerin und Tänzerin Annemarie Halter meinte dazu schmunzelnd: «Wir sind sowieso weniger Männer im Verein, dann geht es besser auf.» Beim «Veilchen-Walzer» und beim «Coucou valse» waren die Rollen wieder klassischer verteilt. Dass dabei eine Frau mal eine Männerrolle übernahm, gehörte eben dazu.
Von Jodel bis a cappella
Aber nicht nur fürs Auge, auch fürs Ohr boten die Volkstanzleute einiges. Und das nicht nur mit der vierköpfigen Formation, die die Tanzstücke zum Besten gab. Für viel Gefühl sorgte das «Chörli Beinwil». Ob in traditioneller Tracht und mit Jodelliedern wie «Älplerzyt» oder «I wett e Rose finde» oder im optisch moderneren Auftritt und mit A-cappella-Versionen von Songs von Elvis Presley oder Adriano Celentano – den «Früehligsobig»-Besuchern gefiel das Gesungene.
Zackige Oberrichterin fordert den Friedensrichter
Wie es sich für einen Unterhaltungsabend gehört, wurden auch die Bauchmuskeln nicht geschont. Das Theater «Sältsaami Methode» sorgte für viele Lacher. Friedensrichter Fritz Fridli (Thomas Müller) kommt seinen eigentlichen Tätigkeiten schon länger nicht mehr gewissenhaft nach. Die äusserst neugierige Hausangestellte Alma Nef (Isabella Müller) und die zackige, neu gewählte Oberrichterin Doktor Regula Honegger (Melanie Stutz) sorgen nicht für Entspannung der Situation – im Gegenteil. Fridlis konsumsüchtige Frau Monika (Eveline Tschopp) treibt die finanziellen Engpässe auf die Spitze. Der Friedensrichter sieht einen Ausweg: seinen Freund und Metzgermeister Albert Stark (Ruedi Halter) mit Geld begünstigen.
Beinmuskulatur auch noch gefordert
Nur, Oberrichterin Honegger darf das auf keinen Fall erfahren. Unter der Regie von Röbi Moser überzeugten die Theaterspieler in ihren überspitzten Rollen und entlockten dem Publikum, wie es sich für einen Schwank gehört, so manchen Klopfer auf die Schenkel. Schwarzarbeiter Pedro Morano (Florian Moser) als Metzgersgehilfe und Botengänger – für den Friedensrichter und den Metzgermeister im Einsatz – sorgt immer wieder für skurrile Situationen. Gleiches gilt für die von der Haushälterin eingeladene Hausiererin Selma Honegger (Käthi Stocker), die Friedensrichter Fridli als Wiederverkäufer von spiritueller Literatur in schweren Lebenslagen gewinnen will. Säcke mit weissem Pulver im Aktenkoffer der Richterin sorgen für das komplette Chaos und Lacheskapaden im Publikum.
Ohren, Augen und Bauchmuskeln waren damit gefordert. Mit der Kapelle «Glück im Stall» wurde es auch noch die Beinmuskulatur.




