Schon bald Premiere
15.03.2019 TheaterAlle drei Jahre lädt die Kanti Wohlen zum Theaterabend. Und alle drei Jahre wird dem Publikum auf der Bühne ein Klassiker präsentiert. Diesmal hat sich die Freifachklasse an Schillers «Räuber» gewagt. Die Geschichte darin ist zwar schon 200 Jahre alt, die Fragen ...
Alle drei Jahre lädt die Kanti Wohlen zum Theaterabend. Und alle drei Jahre wird dem Publikum auf der Bühne ein Klassiker präsentiert. Diesmal hat sich die Freifachklasse an Schillers «Räuber» gewagt. Die Geschichte darin ist zwar schon 200 Jahre alt, die Fragen aber, welche der Autor im Text stellt, sind noch immer aktuell. In einer Woche ist Premiere – noch wird intensiv am Stück gearbeitet. Ein Probenbesuch. --chh
Einem Klassiker auf der Spur
Theatergruppe der Kantonsschule führt «Die Räuber» nach Friedrich Schiller auf
Bruderkonflikt, Liebesdrama, Räuber ausser Rand und Band – all das steckt im Drama «Die Räuber», das Friedrich Schiller vor über 200 Jahren geschrieben hat. Auf der Bühne der Kanti Wohlen wird der Klassiker wieder zum Leben erweckt. Premiere ist am 22. März.
Chregi Hansen
«Der Besuch der alten Dame» im Jahr 2010, «Andorra» im Jahr 2013, «Der Sommernachtstraum» drei Jahre später. Die alle drei Jahre stattfindenden Aufführungen an der Kanti Wohlen haben sich auf Klassiker spezialisiert. Und finden diesmal mit den «Räubern» nach Friedrich Schiller die passende Fortsetzung.
«Die Auswahl der Stücke erfolgt zwar aus Zeitgründen durch die Lehrpersonen, aber es zeigt sich, dass die Schüler und Schülerinnen sich sehr gerne mit diesen Werken beschäftigen», erklärt Lehrerin Patricia Farahmand, die zusammen mit Kollegin Susanne Stocker das Freifach Theater leitet. Das bestätigt auch der Wohler Theaterpädagoge Andreas Bürgisser, der dieses Jahr zum zweiten Mal Regie führt. «Die Geschichte mag zwar alt sein, aber sie berührt die jungen Menschen von heute durch die kraftvolle und radikale Sprache noch immer», so seine Erfahrung.
Seit den Sommerferien wird geprobt
Zentrales Motiv des Werkes von Schiller ist der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, zentrales Thema das Verhältnis von Gesetz und Freiheit. Es geht auch um die Frage: Was braucht es, um auf die schiefe Bahn zu geraten? «Von dieser Welt sind unsere Lernenden weit entfernt. Umso spannender ist die Beschäftigung damit. Die Schüler und Schülerinnen verlassen ihre Komfortzone, lernen Verzweiflung, Hass und Gewalt kennen», erklärt Farahmand. «Sie können durch das Stück nachvollziehen, was jemanden zum Verbrecher werden lässt», ergänzt Bürgisser. «Aber sie erkennen auch, dass dies seine Taten nicht entschuldigt.» In dieser Hinsicht sei das Stück noch immer aktuell, obwohl es mehr als 200 Jahre alt ist.
36 Lernende der Kanti Wohlen haben sich dieses Jahr für das Freifach eingeschrieben. Seit den Sommerferien wird einmal pro Woche geprobt. Dazu kommen zwei Intensivwochen – eine vor den Sportferien, eine vor der Premiere vom kommenden Freitag. «Anfang Schuljahr denken alle, es dauert ja noch ewig. Aber je näher der Abend der Premiere kommt, desto grösser wird die Nervosität», berichtet die Lehrerin.
Wenn dann Regisseur Bürgisser kurz vor Schluss noch Änderungen ausprobiert wie diese Woche, dann kommt schnell Unruhe auf. «Ja, heute war es nicht optimal», lacht er, «aber mir war es wichtig, diese Szene ganz neu zu gestalten», erklärt er nach der Probe. Dabei bindet er die Schüler ein, gibt zwar Inputs, lässt aber auch mal ausprobieren und improvisieren. Für Farahmand ist das kein Problem. «Wir sind schon recht weit. Und in der kommenden Intensivwoche wird noch viel passieren», weiss sie aus Erfahrung.
Echtes Teamwork
Dazu kommt, dass die ganze Gruppe sehr motiviert ist. «Da ist etwas zusammengewachsen», spürt die Lehrerin, «alle unterstützen einander gegenseitig.» Die Lernenden schlüpfen dabei nicht nur in die verschiedenen Rollen, sondern kümmern sich auch um die Musik, das Licht, das Bühnenbild. Zwei Schülerinnen sind zudem als Regieassistentinnen im Einsatz. Der Aufwand sei gross, erklärt die Lehrerin, aber alle seien mit Herzblut bei der Sache. Und das sei nicht selbstverständlich. «Es ist nicht immer einfach, nach einem strengen Schultag noch die Theaterprobe zu besuchen. Und dafür dann den Kopf frei zu bekommen», weiss sie.
Kommt dazu, dass sich das Theaterspielen stark vom Unterricht an der Kanti unterscheidet. In den meisten anderen Fächern erhalten die Schüler klare Vorgaben und Aufgaben. Im Freifach Theater müssen sie sich mit sich selbst beschäftigen. «Es nützt nichts, einfach seinen Text auswendig zu lernen. Man muss in seine Rolle schlüpfen, eine neue Identität annehmen und diese auf der Bühne leben. Damit tun sich die meisten zu Beginn schwer», erklärt Farahmand. Dass sich trotz des grossen Aufwandes alle drei Jahre so viele für das Freifach anmelden, wundert sie hingegen nicht. «Hier im Theater machen sie Erfahrungen, die weit über den Schulstoff hinausgehen und ihnen wohl immer in Erinnerung bleiben.»
Theater hat Tradition an der Kanti Wohlen
Bestes Beispiel dafür: Auch Regisseur Andreas Bürgisser und die musikalische Leiterin Daniela Larkin haben einst auf der Bühne der Kanti-Aula Theatererfahrung gesammelt. Auch Rektor Matthias Angst hat einst mitgespielt. Gut möglich, dass die Schule auch darum dem Projekt so positiv gegenübersteht. «Natürlich haben die Aufführungen Tradition. Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass wir gleich zwei Intensivwochen im Schuljahr einbauen dürfen», sagt Farahmand. Dies umso mehr, als an der Schule auch sonst sehr viel läuft.
Musik im Stück integriert
Die Probe in dieser Woche, sie verlief hingegen alles andere als perfekt. Doch die Verantwortlichen lassen sich dadurch nicht beunruhigen – in der kommenden Woche bleibt genug Zeit, um das Stück zu perfektionieren. Und nachdem die Schauspieler die Bühne verlassen haben, üben Bürgisser und Larkin mit den Musikern weiter. «Die Musik wird in diesem Jahr nicht von einer separaten Band gespielt, die Schauspieler singen und musizieren selber», erklärt die Lehrerin stolz. Und: «Es ist einfach beeindruckend, wie talentiert die Teilnehmer sind.»
«Die Räuber» nach Friedrich Schiller: Theaterprojekt der Kanti Wohlen. Freitag/ Samstag/Sonntag, 22./23./24. März, jeweils 20 Uhr, Aula. Eintritt frei, Kollekte. Keine Reservationen.