Erika Obrist, Redaktorin.
«An solch eine Kiste werde ich mich nie freiwillig setzen», habe ich unmissverständlich kundgetan nach meinem ersten Computerkurs. Unförmig war das Ding. Klein der Bildschirm. Schwer das Gerät. Weit langsamer als ich mit ...
Erika Obrist, Redaktorin.
«An solch eine Kiste werde ich mich nie freiwillig setzen», habe ich unmissverständlich kundgetan nach meinem ersten Computerkurs. Unförmig war das Ding. Klein der Bildschirm. Schwer das Gerät. Weit langsamer als ich mit meiner Schreibmaschine.
«Prüfungen werden hier vor Ort auf dem Computer geschrieben», hiess es bei der Fortbildung, die ich kurze Zeit später besucht habe. «Das Gerät müssen Sie selber mitbringen.» Woher nehmen? Im Fachgeschäft wurde ich beraten und für sündhaft viel Geld mit einem tragbaren Computer ausgestattet. Fürs richtige Verbindungskabel zum einzigen Drucker im Seminarraum musste ich dann nochmals hin.
Das Nie hat nicht lange angedauert. Mit dem Laptop daheim habe ich mich nach einiger Zeit arrangiert. Gezwungenermassen. Am Arbeitsplatz mache ich seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht viel anderes, als vor dem Compi zu sitzen und ihn mit Buchstaben und Bildern zu füttern. Ungesund für den Bewegungsapparat, ungesund für die Augen. Aber so etwas von praktisch.
Ich scheine mich schwerzutun mit Neuem. Lieber abwarten. Vielleicht ist es ja nur ein Spleen, von dem morgen schon keiner mehr spricht. Beobachten, wie andere Menschen mit diesem Neuen umgehen. Bis es alle haben und es nicht mehr ohne geht. Auch für mich nicht. So war es bei der Stereoanlage, der Spielkonsole, beim Handy 1 (zum Telefonieren), beim Handy 2 (dem Alleskönner), beim Router – und bei der Kaffeemaschine.
Nun bin ich ernsthaft am Überlegen, ob ich mir eine Haushaltshilfe anschaffen soll. Nicht eine aus Fleisch und Blut, sondern einen Roboter. Einer, der durch meine Wohnung mäandert, während ich beruflich unterwegs bin. Der stundenlang, ohne müde zu werden, hölzerne Beine umkurvt, damit ich genüsslich auf dem Balkon nichts tun kann. Der in jede Ecke kriecht und den Staub vertreibt.
«Nie werde ich so ein Ding anschaffen», habe ich vor wenigen Monaten noch voller Überzeugung zu meiner Kollegin gesagt, die mir vom Staubsaugroboter vorgeschwärmt hat. Aus dem Nie ist inzwischen eine ansehnliche Prospektsammlung geworden. Ein Lieblingsstück habe ich ins Auge gefasst. Nur anschaffen muss ich es noch.