† Ruth Aerne, Arni
26.02.2019 Nachrufe† Ruth Aerne, Arni
S’stoht alles no am gliche Platz und doch isch s’Stübli leer. Als ob am heiterhelle Tag d’Sonn ondergange wär.
Sophie Haemmerli-Marti
Dieser sinnige Vers wurde der Todesanzeige von Ruth Aerne vorangestellt und die wenigen Worte ...
† Ruth Aerne, Arni
S’stoht alles no am gliche Platz und doch isch s’Stübli leer. Als ob am heiterhelle Tag d’Sonn ondergange wär.
Sophie Haemmerli-Marti
Dieser sinnige Vers wurde der Todesanzeige von Ruth Aerne vorangestellt und die wenigen Worte gaben schon viel preis über einen Menschen, der bis zuletzt, ja über den Tod hinaus für viele grosse Bedeutung hatte. Und wer an der würdigen Abschiedsfeier teilnehmen konnte, bekam den Eindruck, Ruth sei mitten unter den vielen Menschen dabei.
Eine grosse Schar von Verwandten und Freunden gaben ihr bereits auf dem Friedhof das letzte Geleit und eine halbe Stunde vor der Trauerfeier waren die meisten Plätze in der ökumenischen Johanneskirche schon besetzt. So mussten denn einige Trauergäste stehen oder gar im Vorraum an der Trauerfeier teilnehmen. Pfarrer Bühler, ein Wegbegleiter der Verstorbenen, gab auf eindrückliche Weise wider, dass gerade Ruth Aerne viel zum Entstehen dieses ökumenischen Begegnungsortes beigetragen hatte und dass es ihr immer ein grosses Anliegen war, das Gemeinsame, Verbindende der beiden Konfessionen zu fördern.
Ruth, wohnhaft gewesen im Seegaden, einem etwas erhöht gelegenen Hof oberhalb Arni, mit wunderbarem Blick zum Zugersee und in die Alpen, hat diese Landschaft, die Natur, ihren Bauerngarten mit all den herrlichen Blumen und die Tiere sehr geliebt. Solange ihr gesundheitlicher Zustand es erlaubte, hegte und pflegte sie alles rundum. Und gerne gab sie ihr Wissen und Können an andere weiter, sei es in der Familie, den Kindern und Enkeln, ihren Landdienstmädchen oder wer auch immer an Ruths grossem Erfahrungsschatz teilhaben wollte.
Den Landfrauenverein Arni und Islisberg prägte sie als Präsidentin während Jahren mit, sodass ihr der Verein für die wertvollen Verdienste die Ehrenmitgliedschaft verlieh. Auch im grösseren Verbund des Bezirks wirkte Ruth im Vorstand mit Herzblut mit.
Die wache Zeitgenossin verstand es aber auch, über ihren Tellerrand hinauszublicken. So verfolgte sie täglich in der Zeitung und an Radio und Fernsehen, was in der Welt geschah. Sie bildete sich in Diskussionen eine eigene Meinung und brachte diese öfter ein, immer wieder auch mal schriftlich.
Wer Ruth kannte, schätzte neben all ihrer Ernsthaftigkeit auch ihr geselliges Wesen, ihre Freude an Festen und ihre Leidenschaft, das Jassen. Sie war mit ihrem Mann zusammen immer gerne in Gesellschaft, sei es auf Ausflügen mit Landwirten, am Mittagstisch der Pro Senectute oder an den Seniorennachmittagen der ökumenischen Kirche. Und bei sehr vielen Anlässen durften dann die anderen Teilnehmer einem der unzähligen Gedichte lauschen, die Ruth auswendig, treffend und innig vortrug, so dass es die Herzen berührte.
Schon früh in ihrem Leben und während vielen Jahren beeinträchtigte eine lebensbedrohliche Krankheit die tätige Frau. Die gesundheitlichen Beschwerden machten ihr zu schaffen. Trotz vieler Rückschläge und starker Schmerzen verlor sie ihren Lebenswillen nicht und sie konnte zur Freude aller immer wieder genesen und sich am Leben erfreuen. Nach einem Sturz im August war Ruth zu langem Liegen gezwungen, sie setzte aber geduldig alles daran, wieder auf die Beine zu kommen. Trotz kurzfristiger Erholungsphasen liessen ihre Kräfte jedoch mehr und mehr nach. Dankbar nahm sie die umsorgende Hilfe vieler, besonders aber ihrer liebevollen Familie an. Sie genoss die wunderbaren Herbsttage und freute sich bis zuletzt an der Fülle dieser Jahreszeit und den stimmungsvollen Sonnenuntergängen.
Würdevoll, wie sie gelebt hat, ist diese einzigartige Frau Ende Oktober gestorben. In den Herzen derer, die sie gekannt haben, wird sie unvergesslich bleiben. R.B.