Olympiasieger von nebenan
01.02.2019 SkiSandro Viletta lebt im Freiamt
2014 gewann der Engadiner Sandro Viletta an den Olympischen Winterspielen in Sotschi die Goldmedaille in der Superkombination. Jetzt lebt der 33-Jährige in Besenbüren.
Sein grösster sportlicher Erfolg ist ...
Sandro Viletta lebt im Freiamt
2014 gewann der Engadiner Sandro Viletta an den Olympischen Winterspielen in Sotschi die Goldmedaille in der Superkombination. Jetzt lebt der 33-Jährige in Besenbüren.
Sein grösster sportlicher Erfolg ist erst knapp fünf Jahre her. Die Goldmedaille an den Olympischen Winterspielen in Sotschi. Dennoch ist Sandro Viletta mittlerweile vom aktiven Spitzensport zurückgetreten. Dem Skisport will er erhalten bleiben. Sein Ziel ist, sich zum Berufstrainer ausbilden zu lassen.
Für seine Weiterbildungen, bei denen er diverse Kurse an verschiedenen Orten in der Schweiz besuchen muss, ist eine zentrale Lage von Vorteil. Diese hat Viletta im Freiamt, genauer gesagt in Besenbüren, gefunden. Im Vorfeld der alpinen Ski-Weltmeisterschaften im schwedischen Åre spricht Viletta über die Medaillenchancen der Schweizer Athleten, den Rückstand zu Österreich, seine Karriere, seine Zukunftspläne sowie über seine zwei Heimaten, das Engadin und das Freiamt. --jl
«Ein grossartiger Moment»
Serie zur alpinen Ski-Weltmeisterschaft: Olympiasieger Sandro Viletta geniesst das Freiamt
2014 holte der Engadiner Sandro Viletta in Sotschi die Goldmedaille in der Superkombination. Heute lebt der 33-Jährige in Besenbüren und bereitet seine zweite Laufbahn vor. Im Hinblick auf die alpine Ski-WM im schwedischen Åre rechnet er den Schweizern sehr gute Chancen aus.
Josip Lasic
Ende 2018 gab Sandro Viletta seinen Rücktritt vom aktiven Leistungssport. «Die letzten zwei Verletzungen waren zu viel», sagt er. «Ich habe das Vertrauen nicht mehr gefunden. Mit 25 Jahren kann man ein halbes Jahr pausieren und sich Zeit nehmen, um fit zu werden. Wenn man über 30 Jahre alt ist, hat man diese Zeit nicht mehr», sagt Viletta.
Der Höhepunkt seiner aktiven Karriere war der Olympiasieg 2014 in Sotschi in der Superkombination. Viletta liess dabei grosse Namen des Skisports wie den Kroaten Ivica Kostelic, den US-Amerikaner Bode Miller oder Carlo Janka hinter sich. «Als Sportler trainierst und lebst du für einen Event wie die Olympischen Spiele», so Viletta. «Es war ein grossartiger und sehr emotionaler Moment», beschreibt er den Gewinn der Goldmedaille. «So etwas erlebt man nur einmal.»
Training mit der RS Freiamt
Bei einem Sportler auf Vilettas Niveau könnte man davon ausgehen, dass er froh ist, keinen Druck mehr zu spüren nach dem Ende der Karriere. «Im Gegenteil. Ich habe den Druck zu Beginn sehr vermisst», so der Engadiner. «Im Hochleistungssport kann man tief fallen, aber auch enorme Euphorie erleben. Zu Beginn habe ich mich oft gefragt, was im Leben überhaupt noch spannend ist.» Mittlerweile hat er sich eine neue Herausforderung gesucht. «Ich lasse mich in Magglingen zum Berufstrainer ausbilden», so Viletta. Weitere Fortbildungen, beispielsweise Sporternährungsberatung, sind ebenfalls in Planung. Diese sind ein Grund, wieso Viletta im Freiamt geblieben ist. «Für meine Weiterbildungen muss ich häufig nach Magglingen, Zürich oder Winterthur. Das Freiamt ist sehr zentral gelegen. Ich bin schnell an jedem dieser Orte.»
Seit drei Jahren lebt Viletta in der Region. «Ich war zu meiner aktiven Zeit noch viel mehr unterwegs. Die zentrale Lage war von Anfang an ein wichtiger Faktor.» Viletta hat sich in der Region gut eingelebt. Er hat Kontakte geknüpft. Auch zu Sportlern. Beispielsweise zur Ringerstaffel Freiamt. In erster Linie mit dem Trainer der Freistilringer Reto Gisler. «Er ist ein sehr guter und sehr engagierter Typ», sagt Viletta. Dank Gisler konnte der Olympiasieger ein Intervall-Training bei der RS Freiamt leiten. «Ich wusste, dass ich mich zum Trainer ausbilden lassen will. Das war eine gute Vorbereitung.»
Sport geht in richtige Richtung
Am Dienstag, 5. Februar, beginnen die alpinen Ski-Weltmeisterschaften im schwedischen Åre. Die Chancen für die Schweizer stehen gemäss Viletta sehr gut. «Wir haben in jeder Disziplin die Möglichkeit, eine Medaille zu holen. Und das nicht nur durch einen Athleten, sondern durch mehrere», so Viletta. «Mit Loic Meillard und Marco Odermatt haben wir ausserdem zwei unglaubliche Talente.»
Aus Vilettas Sicht hat sich der Skisport in der Schweiz gut entwickelt. «Meine Generation war vielleicht noch talentierter als die aktuelle. Immerhin gehören Carlo Janka und Beat Feuz auch zu meiner Generation», so Viletta. «Allerdings werden die heutigen Athleten besser an die Aufgabe herangeführt. Die Sportwissenschaft hat sich entwickelt, sodass Verletzungen nicht mehr nur symptomatisch behandelt werden.» Ebenso hebt Viletta hervor, dass die Unterstützung der Athleten in den Bereichen Militär oder Ausbildung besser geworden ist. «Ich habe ein Sportgymnasium in Österreich besucht. Die Schweiz ist in diesem Bereich aber mittlerweile sehr gut aufgestellt.»
Der Engadiner hat ebenfalls eine Idee, wie man die Lücke zu Österreich schliessen kann. «Wir brauchen bessere Trainingsstätten», sagt er deutlich. «Wir haben in der Schweiz tolle Berge, müssen aber mit verwässerten Pisten und anderen Widrigkeiten bei den Trainingsmöglichkeiten kämpfen. In diesem Bereich haben wir Aufholbedarf gegenüber Österreich und anderen Nationen.»
Sehnsucht nach dem Engadin
Die Ski-Weltmeisterschaften wird Viletta voraussichtlich zu Hause in Besenbüren im Fernsehen verfolgen. Er ist ein Kind der Berge, fühlt sich aber im Mittelland sehr wohl. «Die Region hier ist sehr schön. Der Hallwilersee und der Zugersee sind sehr nah, ebenso die Innerschweiz. Ich mag die Natur.»
Wie lang bleibt der Olympiasieger dem Freiamt erhalten? «Ich könnte mir vorstellen, fünf bis zehn Jahre hierzubleiben und dann wieder zurück ins Engadin zu gehen», so Viletta. «Je nachdem, wie mein beruflicher Werdegang aussieht, könnte es auch sein, dass ich hierbleibe. Für mich wäre es aber schlimm, wenn ich gar nicht mehr ins Engadin zurückkönnte.»