Der stürmende Goalie
08.02.2019 SportFussball, Serie «Goalies der Freiämter Regionalligisten»: Simon Zimmermann, FC Niederwil
Er ist seit 21 Jahren beim FC Niederwil. Simon Zimmermann hat nie für einen anderen Verein gespielt. Die Nummer 1 im Tor der Niederwiler wurde aber ...
Fussball, Serie «Goalies der Freiämter Regionalligisten»: Simon Zimmermann, FC Niederwil
Er ist seit 21 Jahren beim FC Niederwil. Simon Zimmermann hat nie für einen anderen Verein gespielt. Die Nummer 1 im Tor der Niederwiler wurde aber lange auf einer anderen Position eingesetzt.
Josip Lasic
«In der Juniorenabteilung war ich immer Stürmer», erzählt Simon Zimmermann. Ein ungewöhnlicher Werdegang für einen Goalie. Der 28-jährige Niederwiler wollte in seinem ersten Training in den F-Junioren ins Tor. «Ich kann mich nicht mehr erinnern warum. Es hat mich gereizt», so Zimmermann. Nach einem Turnier, in dem er als Feldspieler eingesetzt wurde, blieb es allerdings dabei. Erst im B-Junioren-Alter kam Zimmermann wieder im Tor zum Einsatz. «In einem Spiel hat uns ein Torwart gefehlt. Es hiess, ich solle doch ins Tor, da ich damals bei den F-Junioren bereits Goalie war. Danach habe ich zwischen Sturm und Tor gewechselt», so Zimmermann.
Das lief so auch in der 2. Mannschaft der Niederwiler weiter. Zimmermann war Torhüter und Stürmer. Erst als ein Trainer ihn aufgefordert hatte, sich zu entscheiden, fiel seine Wahl auf die Torhüter-Position. «Grundsätzlich macht mir aber beides Spass», so Zimmermann.
Klein, aber oho
Mit einer Körpergrösse von 1,74 m ist Zimmermann allgemein ein unkonventioneller Goalie. Seine fehlende Grösse kompensiert er mit guten Reflexen und Sprungkraft. «Und mit einer guten Abwehr», ergänzt er lachend.
Sein Vorbild auf der Goalie-Position, der Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer, ist mit 1,83 m nicht der Allergrösste. Dass Sommer Zimmermanns Sympathien hat, ist kein Zufall. Der Niederwil-Goalie ist Fan des FC Basel und hatte jahrelang eine Saisonkarte für die Heimspiele der Basler. So konnte er Sommer oft in Aktion erleben. Im Ausland sympathisiert er mit dem FC Bayern München. Deren Torwart Manuel Neuer ist ebenfalls ein fussballerisches Vorbild des Niederwilers. In seiner Kindheit hatte Zimmermann auch Sympathien für die Bayern-Legende Oliver Kahn. Der frühere deutsche Nationaltorwart gilt als Paradebeispiel des exzentrischen Goalies. Zimmermann glaubt nicht, dass dieses Klischee der Realität entspricht. «Ich denke, dass das früher extremer war. Mittlerweile gibt es solche Typen im Fussball immer seltener. Mich selbst würde ich nicht als so exzentrisch bezeichnen.»
Verwurzelt in der Region
Zum Fussball kam Zimmermann durch seinen älteren Bruder Philipp. Dieser hat, bedingt durch den damaligen Wohnort der Familie, zuerst beim FC Baden gespielt. Der drei Jahre jüngere Simon Zimmermann kennt nur den FC Niederwil. Der Verein ist ihm wichtig. Nie hat er in einem anderen Verein gespielt oder gar einen anderen Sport betrieben. «Ich liebe es, im Winter Snowboard zu fahren. Das ist meine andere sportliche Leidenschaft. Einen anderen Verein als den FC Niederwil kenne ich aber nicht.» In der Vorrunde wechselte Trainer Luigi Saporito im Tor zwischen Zimmermann und Samuel Staubli. Da Staubli länger auf Reisen ist, wird Zimmermann in der Rückrunde voraussichtlich die feste Nummer 1 im Niederwiler Tor sein. Umso stärker wird die Verwurzelung mit dem Verein werden.
Zimmermann lebt mittlerweile in Fischbach-Göslikon. «Das ist okay», sagt er. «Fi-Gö hat keinen Fussballverein. Fussballerisch ist das ‹FC Niederwil›-Gebiet», ergänzt er lachend. Aus der Region wegziehen könnte Zimmermann nicht. «Ich habe hier mein ganzes Umfeld, meine Familie und Freunde.» Die Region ist ihm auch im Fussball wichtig. «Die Derbys in der 3. Liga waren eine coole Sache. Es macht Spass, auf Gegner zu treffen, die man länger kennt und gegen die man schon oft gespielt hat.» Seit dem Aufstieg der Niederwiler in die 2. Liga sind die Derbys seltener geworden. «Für mich sind dennoch alle Spiele in der 2. Liga etwas Besonderes. Ich habe nie erwartet, auf diesem Niveau zu spielen.» Deshalb ist sein grosses Ziel mit dem FC Niederwil, die Klasse zu halten. Vielleicht trägt der Torwart, der einst Stürmer war, mit einem Treffer dazu bei.