Würdigen Ersatz gefunden
15.01.2019 ArbeitBerner Trachtenchor: Vergnügliches und Besinnliches am Berner Abend
Knappe Besetzung hindert den Trachtenchor nicht, sich an Anspruchsvolles zu wagen. Er punktet mit einem abwechslungsreichen Liederprogramm. Das mangels Regie eingekaufte Theaterstück ist mehr als ...
Berner Trachtenchor: Vergnügliches und Besinnliches am Berner Abend
Knappe Besetzung hindert den Trachtenchor nicht, sich an Anspruchsvolles zu wagen. Er punktet mit einem abwechslungsreichen Liederprogramm. Das mangels Regie eingekaufte Theaterstück ist mehr als ein Notnagel.
Lis Glavas
«Viel haben wir gearbeitet für den ‹Summerpsalm› von Fred Kaufmann», erklärte Chorleiterin Vreni Suter. «Es ist etwas anders als das Gewohnte. Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt.» Wie sollte sie nicht gefallen, diese feierlich anmutende Ode an laue Sommerabende und goldene Ährenfelder? Anspruchsvolle Einsätze, vorab die des wahrlich nicht üppig besetzten Tenors, liessen die Arbeit an diesem Lied erahnen. Die zwei Tenöre Hans Pfenninger und Heinz Schaffner aber lieferten gute ab.
Überraschung gelungen
Weder für den «Summerpsalm» noch für Jodellieder wie «My schöni Heimat» geizte das Publikum mit Applaus. Für Überraschung sorgt beim Berner Trachtenchor der traditionelle Programmpunkt «Musikalische Einlage nach Ansage». Er sorgt für Spannung und kommt immer gut an. Dieses Mal sind es Vreni Suter am E-Piano, Franz Bachmann am Akkordeon und Hans Dahinden mit den Löffeln, die für zusätzliche Stimmung sorgen. Die verlangte Zugabe hätten sie aber nicht lange geübt, gestand Vreni Suter. Kein Problem, es zählt die Spontanität. Auch die Kleinformation des Vereins tritt «nach Ansage» auf. Es ist das alte Lied «De Heimatvogel», das die Leiterin mit ihr erarbeitet hat. «Sie hat ein gutes Gespür für das, was für uns passt», rühmte Präsident Robert Füglistaller. Das Lied «Abendglocken», die Zugabe, war ein Friedensaufruf. «D’Wält het gnueg vom Striite», teilten die Sängerinnen und Sänger mit und forderten: «Müedi Wält, stand uf und seng mit.»
Nicht zum Zug kommt dieses Jahr die vereinseigene Theatergruppe. Es gelang trotz intensiver Suche nicht, die Regie zu besetzen. «Wir nutzten alle unsere Verbindungen», erklärte der Präsident, «hielten weitherum Ausschau und wurden mit der Theatergruppe Bözberg fündig. Sie sagte spontan zu.» Der Verein wird jetzt alles daran setzen, 2020 wieder die eigene Theatertruppe einsetzen zu können.
Sparen ja, aber nicht an Spielfreude
Mit der Theatergruppe Bözberg ist dem Trachtenchor ein sehr guter Einkauf gelungen. Viel Talent und Spielfreude konzentriert sich auf der Casinobühne. Die einzelnen Charaktere im Dreiakter «Spaarmaassnaame» von Walter G. Pfaus verkörpert das Ensemble überzeugend. Viel kommt das Publikum zum Lachen in der turbulenten Komödie. Bei der Familie Meier dreht sich alles um die eben eingetretene Arbeitslosigkeit des Vaters Hans (Didi Gygi). Ein etwas cholerischer Typ scheint er ohnehin zu sein. Jetzt aber läuft er zur Hochform auf im Bestreben, die gesamte Familie in den Sparmodus zu drängen. Eine 50-prozentige Kürzung des Haushaltsbudgets fordert er. Absolut kein Musikgehör haben Sohn Daniel (Marius Schneider) und Tochter Eveline (Fränzi Salm). Obwohl erwachsen, machen sie es sich im Hotel Mama gar zu gern gemütlich. Da ist auch Anna, die Grossmutter (Lilly Bolomey), die dem polternden Schwiegersohn unerschrocken Paroli bietet. «Sich eine Grossmutter zu halten, ist Luxus», meint der Hausherr, eine passendere Adresse wäre das Altersheim.
Ehefrau Rita Meier (Monika Leuenberger) bringt die erste Sparmassnahme auf den Tisch, Kutteln. Nur Stefan, Daniels Freund, isst sie ungerührt. Sich am Familientisch der Meiers verköstigen zu lassen, ist schliesslich seine ganz persönliche Sparmassnahme. Rita ist wahrlich nicht zu beneiden. Sie ist jetzt das einzige Familienmitglied, das einer bezahlten Arbeit nachgeht, findet keine Unterstützung im familiären Hotelbetrieb und hat zu allem Überfluss noch alle Hände voll damit zu tun, die liebestolle Nachbarin Irma (Simone Bertrand) vom Hals ihres Göttergatten Hans fernzuhalten.
Da es nicht gelingt, die Familie auf seinen Sparkurs einzuschwören, beschliesst Hans, das Sparschwein zu schlachten. Es ist geplündert. Dreck und Steine ersetzen die Barschaft, mit der jedes Familienmitglied seine eigenen Pläne gehabt hätte.
Der Trachtenchor hat für sein eigenes, vom Publikum geschätztes Theaterensemble einen würdigen Ersatz gefunden.
Zwei weitere Vorstellungen
Am ersten Berner Abend spielte das Schwyzerörgeliquartett Nachtgiele aus Büttikon zum Tanz auf. Am kommenden Samstag, 19. Januar, treten Bruno Stöckli & Band aus Bremgarten auf. Eine weitere Vorstellung gibt der Trachtenchor am Mittwoch, 16. Januar. Beide Vorstellungen beginnen um 20 Uhr. Das Menü wird ab 18.30 bis 19.45 Uhr und nach der Vorstellung serviert. Reservation: Telefon 056 633 44 61, Dienstag bis Freitag, 17 bis 19 Uhr.