Scheidung als Geburtshelferin
29.01.2019 MutschellenDer Natur- und Vogelschutzverein Berikon und Umgebung feiert das 50-jährige Bestehen
Die Vielfalt von Pfl anzen- und Vogelarten erhalten und pfl egen – dem fühlt sich der Natur- und Vogelschutzverein verpfl ichtet. Er tut dies auf ...
Der Natur- und Vogelschutzverein Berikon und Umgebung feiert das 50-jährige Bestehen
Die Vielfalt von Pfl anzen- und Vogelarten erhalten und pfl egen – dem fühlt sich der Natur- und Vogelschutzverein verpfl ichtet. Er tut dies auf unterschiedliche Weise. Seit bald 60 Jahren.
Erika Obrist
Die Menschen halten sich gern in der Natur auf. Wer jetzt in Feld und Wald unterwegs ist, der hält wohl nach Tierspuren im Schnee Ausschau, lauscht Vogelstimmen und bestaunt letzte Beeren an Sträuchern. «Ich halte mich am liebsten im Wald auf, wenn es so herrlich durftet nach Erde und Feuchtigkeit», sagt Rosmarie Groux aus Berikon, seit 20 Jahren Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereins Berikon und Umgebung. «Wenn der Wind durch die Wipfel bläst und wenn es überall summt von Insekten und die Vögel sich singend bemerkbar machen.»
Trennung vor 50 Jahren
Engagierte Vogelkundler (Ornithologen) waren denn auch Geburtshelfer des jubilierenden Vereins. Vor 60 Jahren stiessen sie zum Kleintierzüchterverein Berikon und Umgebung. Sie bauten Nistkästen für Eulen und Meisen und hängten diese im Beriker Wald auf. Schon bald begannen sich einzelne Mitglieder dem Vogelschutz zu widmen.
Weil sich die Naturschutzinteressierten von den anderen Vereinsmitgliedern zu wenig unterstützt fühlten, kam es am 31. Januar 1969 zu einer denkwürdigen Versammlung mit anschliessender Abtrennung. Der Kleintierzüchterverein blieb bestehen, das Vereinsvermögen, das 4000 Franken überstieg, wurde aufgeteilt.
Am 30. Mai 1969 wurde dann der neue Verein gegründet. Er nannte sich Natur-, Vogelschutz- und Verschönerungsverein Berikon und Umgebung. Erster Präsident war Robert Jenzer. Als Gemeinderat und Grossrat konnte er dem Verein oft weiterhelfen. Hans Schertenleib (Obmann Vogelschutz), Engelbert Koller (Obmann Naturschutz) und Robert Jenzer (Obmann Verschönerung) haben sich als Pioniere jahrelang sehr stark und unermüdlich zum Wohle des jungen Vereins eingesetzt.
Vom Reppischtal bis zum Sagenweg
38 Personen haben an der Gründungsversammlung teilgenommen, 28 schrieben sich als Mitglieder ein. Sie legten sich gleich mächtig ins Zeug und bauten Nistkästen für Höhlenbrüter und hängten diese über die Jahrzehnte hinweg in immer mehr Wäldern auf. Auch Kästen für den Waldkauz wurden gebaut. Nisthilfen für Rauch- und Mehlschwalben wurden von auswärts bezogen. Heute hängen an die 1300 Nistkästen zwischen Reppischtal und Sagenweg, gehören zum Einzugsgebiet des Vereins doch die Gemeinden Berikon, Oberwil-Lieli, Rudolfstetten, Widen, Zufikon und Bremgarten.
Die Ziele des Vereins haben sich in den 50 Jahren kaum verändert. Die Winterfütterung der Vögel gibt es zwar nicht mehr, «aber wir erstellen und unterhalten vor allem Anlagen und Einrichtungen zum Erhalt einheimischer Vogel- und Pflanzenarten und wir fördern ganz allgemein die einheimische Flora und Fauna», wie es Präsidentin Rosmarie Groux formuliert. «Der Verein führt auch Exkursionen durch, um der interessierten Bevölkerung die Natur näherzubringen.»
Der Verein versuche, mit seiner Arbeit präsent zu sein «und für unsere Ziele Werbung zu machen». Das wird er nächsten April auch an der Gewerbeausstellung MEGA tun. «Wir werden an der Ausstellung die Vielfalt in der Natur und in den Gärten zum Hauptthema machen», so die Präsidentin.
Waldwiesen pflegen, Neophyten bekämpfen
Neben den Nistkästen pflegt der Verein die drei Waldwiesen in Berikon, die von kantonaler Bedeutung sind. Er legt Hecken an und pflegt diese. «Gefreut hat mich, dass wir in den letzten Jahren die Baumallee auf den Hasenberg anlegen durften.» Dies mit finanzieller Unterstützung der Wider Ortsbürgergemeinde. Ebenfalls setzt sich der Verein gegen die Verbreitung von Neophyten ein. Das sind eingewanderte Pflanzen, die sich rasch verbreiten und einheimische Pflanzen verdrängen.
In früheren Jahrzehnten hat der Verein auch Feuerstellen an den Waldrändern angelegt und die Bäche unterhalten. Beides ist in die Obhut der Gemeinden übergegangen. In Obhut des Vereins befindet sich noch der Waldlehrpfad in Rudolfstetten, der 1999 angelegt und im gleichen Jahr von Sturm Lothar arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eröffnet wurde er dann im Jahr 2003. «Dieser Lehrpfad wurde letztes Jahr instand gestellt mit finanzieller Hilfe der Gemeinde Rudolfstetten und viel Freiwilligenarbeit», so Rosmarie Groux.
Exkursionen in die nahe und weitere Umgebung gehören ebenfalls zum Jahresprogramm des Vereins. Damit die Mitglieder eine grössere Auswahl haben, besteht seit dem Jahr 2002 eine enge Zusammenarbeit mit dem Naturschutzverein Bellikon.
Delegiertenversammlung im März, Feier im Juni
Hatte der Verein in den 1980er-Jahren mehr als 600 Mitglieder, so sind es heute deutlich weniger. Die Jugendnaturschutzgruppe, die es einst gab, existiert nicht mehr. «Es gibt erfreulicherweise immer wieder neue Mitglieder, die zu uns stossen», freut sich Rosmarie Groux. «Allerdings ist es schwierig, Leute für die Mitarbeit im Vorstand zu gewinnen.» Leider verliere der Verein aus Altersgründen auch langjährige, sehr aktive Mitglieder.
Das 50-Jahr-Jubiläum begeht der Verein in drei Teilen. An der Generalversammlung des Vereins am 15. Februar gibt es nach dem geschäftlichen Teil und einem Apéro riche einen Rückblick auf die letzten fünf Jahrzehnte. «Aufs Herausgeben einer Festschrift verzichten wir», so Rosmarie Groux. Eine solche wurde zum 40-Jahr-Jubiläum erstellt; nun wird diese mit einem Beiblatt ergänzt.
Am 30. März richtet der Verein die Delegiertenversammlung von «Birdlife Aargau» im Berikerhus aus. Und am 22. Juni wird das 50-Jahr-Jubiläum mit der Bevölkerung beim Spycher in Berikon gefeiert.