Gewappnet für jedes Holz
18.01.2019 MutschellenForstwart-Lehrlinge im 2. Lehrjahr bilden sich in den Wäldern von Oberwil-Lieli weiter
Jeder künftige Forstwart muss während seiner Ausbildungszeit mehrere Kurse besuchen. Der zweite überbetriebliche Kurs widmet sich der erschwerten ...
Forstwart-Lehrlinge im 2. Lehrjahr bilden sich in den Wäldern von Oberwil-Lieli weiter
Jeder künftige Forstwart muss während seiner Ausbildungszeit mehrere Kurse besuchen. Der zweite überbetriebliche Kurs widmet sich der erschwerten Holzerei. Die Lernenden aus dem Kanton Aargau belegen diesen Kurs in diesem Jahr im Forstbetrieb Mutschellen.
Sabrina Salm
Die Motorsäge heult auf. Er setzt an. Wums – der Ast knackst und fällt zu Boden. Gleich macht er sich an den nächsten. Wums. Ein Ast um den anderen. Es sieht schon sehr gekonnt aus, was der 17-Jährige da macht. Yanik Käppeli ist im zweiten Lehrjahr zum Forstwart. Der Boswiler arbeitet im Forstbetrieb Auw. In den letzten zwei Wochen aber war er mit 18 weiteren angehenden Forstwarten und Forstwartinnen in den Wäldern von Oberwil-Lieli tätig. Die erschwerte Holzerei stand im Mittelpunkt des überbetrieblichen Kurses, welcher von WaldSchweiz organisiert wird. Es ist der zweite von drei obligatorischen Kursen im Lehrgang. Am Ende des Kurses gibt es ein Feedback und eine Note von den Instruktoren.
Was ihre Schützlinge im Kurs gelernt und wie sie sich angestellt haben, erfahren deren Lehrmeister am Besuchstag. Es wird gefachsimpelt und ausgetauscht. Die Lernenden werden mit Fragen gelöchert und es wird ihnen bei der Arbeit über die Schulter geschaut.
Ehrgeizige Lernende
Das Holzen ist die Paradedisziplin der Forstwarte. In der Holzerei passieren aber auch die meisten Unfälle. «Deshalb ist es so wichtig, dass das Holzen, auch in erschwerten Situationen, gut gelernt wird und das jeder Handgriff sitzt», sagt Stefan Burch. Er ist der Leiter des überbetrieblichen Kurses. Ihm zur Seite stehen vier Instruktoren für die praktische Ausbildung der Lernenden im Wald. Sie alle machen dies im Nebenamt während zwei bis sechs Wochen im Jahr.
Die Einhaltung der Sicherheitsregeln und das richtige Anwenden von Vorschriften kommen an erster Stelle. Ein weiteres Ziel des Kurses sei laut Stefan Burch, dass jede Fällmethode besprochen und gezeigt wird. «Wenn möglich können die Lernenden auch gleich jede Methode selbst anwenden.» Die angehenden Forstwarte seien lernwillig, selbstständig und ehrgeizig, lobt der Kursleiter. «Sie haben teils hohe Erwartungen an sich selber. Wir müssen sie manchmal etwas bremsen», erzählt Stefan Burch den angereisten Lehrmeistern, Eltern sowie Behörde- und Kommissionsmitgliedern.
Forstgebiet eignet sich bestens
In der Geissweid in Oberwil-Lieli sind die Lernenden zugange. «Dieses Forstgebiet eignet sich bestens für den Kursteil der erschwerten Holzerei», weiss Christoph Schmid, Leiter des Forstbetriebs Mutschellen. Hauptsächlich werden Bäume gefällt, die in unwegsamem Gelände schief stehen. Die Lehrlinge vertiefen im Kurs Arbeiten wie das Festlegen der Fallrichtung, die Beurteilung des Holzes des zu fällenden Baumes, die richtige Schnitt- und Stichtechnik mit der Motorsäge und vieles mehr.
So wird den Lernenden zum Beispiel das Arbeiten mit dem Habegger-Seilzug beigebracht. Zwar komme diese Methode nicht mehr viel zum Einsatz, da es Maschinen gibt. Dennoch sei es wichtig, dass der Nachwuchs dies lerne. «Einerseits ist diese Methode günstig und es braucht nur eine Person dazu», erklärt Christoph Schmid, «andererseits spürt man so, welche Kräfte hier wirken.» Auch wenn es für den Leiter des Forstbetriebs Mutschellen und sein Team Mehraufwand bedeutet, die Lehrlinge im Wald arbeiten zu lassen, stellt er sein Forstrevier gerne zur Verfügung. «Es ist wichtig, dass der Nachwuchs üben kann.»
Vielseitiger Beruf
Forstwart ist ein sehr vielseitiger Beruf. Beginnend bei der Ausbildung. Neben Allgemeinbildung und Fachkunde stehen bei den Lernenden auch Biologie, Ergonomie und Ernährung auf dem Stundenplan. «Sie müssen fit sein, um die Arbeiten erledigen zu können», erklärt Christoph Schmid. Welchen Schulabschluss man hat, spielt nur eine sehr geringe Rolle. Wer wirkliches Interesse am Beruf hat und eine gute Auffassungsgabe, der hat eine gute Chance auf eine Lehrstelle als Forstwart und Forstwartin.
Für Yanik Käppeli war die Entscheidung, den Beruf des Forstwarts zu erlernen, goldrichtig. «Ich mag es, draussen zu sein», sagt er und fügt schmunzelnd an, «und natürlich das Gefühl, wenn ich einen Baum fälle.» Nun ist er ebenso wie die anderen Lernenden, auch für die erschwerte Holzerei gewappnet.