Durchgeschüttelt
28.12.2018 MutschellenJahresrückblick: Drei Vorkommnisse sorgten für Aufregung in der Bevölkerung
Verschlossene Türen beim Ärztezentrum, verdächtige Drähte in einer vergessenen Tasche und ein Zusammenstoss auf dem Bahnübergang: Weil das ...
Jahresrückblick: Drei Vorkommnisse sorgten für Aufregung in der Bevölkerung
Verschlossene Türen beim Ärztezentrum, verdächtige Drähte in einer vergessenen Tasche und ein Zusammenstoss auf dem Bahnübergang: Weil das politische und gesellschaftliche Leben in ruhigen Bahnen verlief, stachen andere Ereignisse in diesem Jahr heraus.
Erika Obrist
Mit einem Paukenschlag begann das Jahr 2018 auf dem Mutschellen. Die Patientinnen und Patienten des Ärztezentrums Mutschellen AG standen am Samstag, 20. Januar, vor verschlossenen Türen. Im Fenster hing ein A4-Blatt mit folgendem Text: «Das Ärztezentrum Mutschellen AG befindet sich nicht mehr an dieser Adresse. Der befristete Mietvertrag endete am 31. Dezember 2017 und wurde nicht verlängert.» Das teilte die Hauseigentümerin mit. Am Vortag schon wurden die Reklametafeln an der Wand der Liegenschaft an der Alten Bremgartenstrasse 2 entfernt und die Schlösser ausgewechselt.
Unrühmliches Ende
Die Gemeinschaftspraxis des Arztes Ingo Malm hatte grossen Zulauf. Auch dank der fremdsprachigen Ärzten. Viele Patientinnen und Patienten wussten nicht weiter. Der Zugang zu ihren Dossiers war nicht möglich, einen neuen Arzt zu finden nicht einfach. Eine lange Leidenszeit begann für die ehemaligen Patientinnen und Patienten.
Es war der unrühmliche Schlusspunkt unter die Tätigkeit des aus Deutschland zugezogenen Arztes. Er hatte erst eine Praxis in Rudolfstetten geführt, dann mächtig expandiert – und sich dabei übernommen. Der Arzt stand vor Gericht, weil er ohne Bewilligung Betäubungsmittel abgegeben hatte, die Krankenkassen reklamierten zu hohe Kosten. Die Praxis ging in Konkurs, der Kanton entzog dem Arzt 2012 die Berufsausübungsbewilligung. Ein neues Domizil war rasch gefunden in Berikon. Nun ist auch das Ärztezentrum Mutschellen AG in Liquidation. Der Arzt selber war in Untersuchungshaft.
Wie im Januar so platzte auch im April eine Bombe. Wegen eines verdächtigen Gegenstands in einer Plastiktasche, die in einem Postauto liegen geblieben war, ging während Stunden nichts mehr auf der Mutschellenkreuzung. Mit einem Grossaufgebot waren Polizei und Feuerwehr vor Ort. Wer im Coop im Berimärt die letzten Einkäufe tätigte, wurde aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Wer im Restaurant Berimärt beim letzten Bier sass, wurde aufgefordert, drinnen zu bleiben. Wer vom Bahnhof kam, musste auf vielen Umwegen nach Hause.
Kein sprengfähiges Material
Die Polizisten waren angespannt von der Zehen- bis zur Haarspitze. Der Begriff «Bombenalarm» machte die Runde unter den Umstehenden, die in gehörigem Abstand das Geschehen verfolgten. Die Tasche mit dem verdächtigen Gegenstand lag im Bushäuschen vor dem Berimärt. Spezialisten des forensischen Dienstes Zürich untersuchten den Inhalt mithilfe eines Roboters. Dann die Erleichterung: Es befand sich kein sprengfähiges Material in der Tasche. Der verdächtige Inhalt entpuppte sich als Elektronikbauteile.
Barrieren bleiben ein Thema
Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen kamen auch am 19. Oktober zum Einsatz, als ein Lastwagen und ein Zug am frühen Morgen auf der Mutschellenkreuzung ineinander prallten. Zugführer und Lastwagenfahrer wurden dabei leicht verletzt. Der Verkehr auf der viel befahrenen Passhöhe wurde weiträumig umgeleitet, die Bahnpassagiere schon bald mit Ersatzbussen befördert. Die Bergung von Lastwagen und Zug dauerte Stunden und behinderte den Verkehr auf Strasse und Schiene.
Der Zusammenstoss hat die Diskussionen um die geplanten Barrieren ein weiteres Mal befeuert. Die Verantwortlichen der Bahn wollen den Übergang seit Langem mit Schranken sichern, der Kanton Aargau und die Gemeinden Berikon und Widen führen dagegen Beschwerde vor Bundesverwaltungsgericht. Auf den Entscheid wird seit Monaten gewartet.
Sicherheit – ein verletzliches Gut
Übrigens: Der Zufall wollte es, dass in der Woche nach dem Zusammenstoss auf dem Bahnübergang auf dem Mutschellen derjenige unten im Bibenlos in Bremgarten mit Halbschranken gesichert wurde. Und niemand hat offen dagegen protestiert.
Bei allen drei «Erdbeben» im Zentrum Mutschellen wurde die Bevölkerung richtiggehend durchgeschüttelt. Es hat allen vor Augen geführt, dass Sicherheit – in welchen Lebenslagen auch immer – ein verletzliches Gut ist.



