Einmalig wie eine Lernstadt
06.11.2018 SchuleGrossaufmarsch am Tag der offenen Tür in der Kanti Wohlen: Rückblick auf den Bau der Schule vor 30 Jahren
Dieser Anlass ist stets rekordverdächtig. Am Tag der offenen Tür wird die Kanti jeweils von einer Besucherwelle überrollt. So ...
Grossaufmarsch am Tag der offenen Tür in der Kanti Wohlen: Rückblick auf den Bau der Schule vor 30 Jahren
Dieser Anlass ist stets rekordverdächtig. Am Tag der offenen Tür wird die Kanti jeweils von einer Besucherwelle überrollt. So war es auch heuer. Zudem wurden interessante Präsentationen geboten. Beispielsweise die Einflüsse von Architekt Calatrava auf den Kanti-Bau.
Daniel Marti
«Das ist ein wunderbarer Tag», sagte Kanti-Rektor Matthias Angst und schaute in sein «ausverkauftes» Gymnasium. Die Kanti ist so gefragt wie nie. Sie ist bei den Schülern hoch im Kurs, bei den Eltern und auch bei den bald austretenden Schülern der umliegenden Bezirksschulen. Das hat der Besuchstag mit dem Grossaufmarsch erneut bewiesen. Die Kanti Wohlen, ein beliebtes Freiämter Zentrum der Bildung.
Das war – gewiss – nicht immer so. Der Trend zeigt stets nach oben mit den gegenwärtig über 800 Schülerinnen und Schülern. Aber dorthin war es kein leichter Weg. Auch für die Infrastruktur. Einen wesentlichen Teil davon beleuchtete Daniel Krieg von Burkard Meyer Architekten. Er schaute 30 Jahre nach der Realisation des Hauptbaus der Schule auf den damaligen Neubau zurück. «Neubau der Kantonsschule Wohlen 1988 – ein Geflecht von räumlichen Bezügen», so betitelte Krieg sein Referat. Über die Anfrage für dieses Referat war er eher überrascht. «Was, sind schon 30 Jahre vorbeigezogen?», wunderte er sich. Und suchte zu Hause im Büro das Modell des Neubaus. Mit Erfolg. Mit ein bisschen Leim wurde es flottgemacht.
Zentrale Organisation und hohe Qualität
Die Ausschreibung des Kantons Aargau erfolgte im Jahr 1982. «Man wollte den Standort Wohlen festigen», erinnert er sich. Und tatsächlich ging der Auftrag an Burkard Meyer Architekten. Sein Team habe in der Vergangenheit bei rund 200 Wettbewerben teilgenommen, «und so bei jeder zehnten Teilnahme haben wir gewonnen». Laut Daniel Krieg haben Schulbauten in der Schweiz eine Tradition seit knapp über 100 Jahren. Mit unterschiedlichen Tendenzen. «Wir versuchten die Kanti Wohlen wie eine Lernlandschaft zu kreieren», so der Architekt. Eine Bezeichnung, die aktuell ist. Die Organisation, wie Rondell und Eingangsbereich, sollte zentral sein. «Und daraus sollte dann eine Lernstadt entstehen.» Heute wie damals findet der Architekt diesen Ansatz interessant. «Und einmalig, denn im Nachgang wurde in der ganzen Schweiz keine weitere Schule so gebaut.» Vor allem habe die Kanti Wohlen viel Qualität – nicht nur als Schule, sondern auch was die Bausubstanz betrifft.
Vor über 30 Jahren sind die Wettbewerbsteilnehmer davon ausgegangen, dass die alten Pavillons eliminiert werden. Weil die Schule ein ständiges Wachstum aufweist, wurden diese Gebäulichkeiten saniert. «Das Gleiche wird wohl mit dem Providurium passieren», meint Krieg. Der Atriumsbau wurde für eine Übergangsphase von fünf bis acht Jahren realisiert. Jetzt ist er seit sechs Jahren in Betrieb – und er wird wohl noch etliche weitere Jahre gebraucht.
Zurück zum eigentlichen Neubau. Der Eingang wurde so einladend realisiert, weil er eine Ausstrahlung bis zur Bünz haben sollte. Wichtiger sei jedoch die «funktionelle Verknüpfung», betont Krieg. «Der Innenraum wirkt wie ein Aussenraum. Und das Material hat sich bewährt, es hat eine gute optische Wirkung.»
Stararchitekt Santiago Calatrava legte seine Basis in Wohlen
Daniel Krieg kam natürlich nicht an einem Namen vorbei: Santiago Calatrava. Mittlerweile ein Weltstar. Aber tief mit der Kanti Wohlen verwurzelt. Er hat vier Tragelemente für die Kanti Wohlen entworfen – unter anderem den imposanten Eingang und die Kanti-Aula. «Calatrava war damals ein junger Ingenieur, der in Valencia Architektur studierte und in Zürich sein Büro hatte.» Und Calatravas erste Werke waren allesamt im Kanton Aargau, unter anderem das Rundhaus in Suhr. «Darum sind wir auf ihn aufmerksam geworden», erklärte Krieg. «Die Kanti Wohlen und der Umbau des Bahnhofs Zürich Stadelhofen waren die Basis für seine Karriere. Auf jeden Fall hat er in Wohlen viele Erfahrungen sammeln können.»
Inzwischen baut und plant Calatrava auf der ganzen Welt. Von New York bis hin nach Dubai. Wo er aktuell ein Hochhaus plant, das eine Höhe von knapp unter oder knapp über einem Kilometer aufweisen soll.
Palmenwedel in der Kanti und am Bahnhof in Lissabon
Daniel Krieg kann sich gut an den Stararchitekten erinnern. «Er nahm die Kräfte auseinander, diese Stärke hat er nahezu zelebriert.» Calatrava strotzte schon damals vor Ideenreichtum. Krieg nennt das Auladach. «Die erste Variante war zu teuer, über Nacht hat Calatrava eine neue Lösung erarbeitet.» Er entwarf eine Art Palmenwedel, die jetzt in der Kanti Wohlen und beim Bahnhof in Lissabon zu bestaunen sind.
Vor 30 Jahren konnte der Kanti-Neubau eröffnet werden. Übrigens eine Sanierung war bis heute nicht nötig, dies sagt genug über die Qualität aus. Die Kosten betrugen 18 Millionen Franken und entsprachen genau dem Kostenvoranschlag. Gebaut wurde das Gymnasium für rund 300 Schülerinnen und Schüler. Aktuell liegt die Schülerzahl bei knapp über 800 – wobei die Kanti Wohlen aus dem Haupthaus, den fünf Pavillons, dem Atrium und drei Turnhalleneinheiten besteht. Weiter wachsen könnte die Schule theoretisch auch, denn Landreserven sind vorhanden.



