Den Kindern ein Vorbild sein
09.11.2018 JugendElterncafé in Muri zum Thema Handynutzung
Sie heissen «Fortnite» bei den Jungs und «TikTok» bei den Mädchen. Beides Apps, die auf dem Pausenplatz und in der Freizeit das Thema sind. Auch allgemein, die Handynutzung bei einigen Kindern ist enorm – ...
Elterncafé in Muri zum Thema Handynutzung
Sie heissen «Fortnite» bei den Jungs und «TikTok» bei den Mädchen. Beides Apps, die auf dem Pausenplatz und in der Freizeit das Thema sind. Auch allgemein, die Handynutzung bei einigen Kindern ist enorm – enorm beängstigend auch für die Eltern. Das Elterncafé widmete sich diesem Thema.
Annemarie Keusch
Wer «Fortnite» nicht kennt, kann ihm nicht folgen. Erovind, ein Schüler der sechsten Klasse und als bester «Fortnite»-Spieler Muris bekannt, wirft mit Fachbegriffen um sich. Überforderung ist in den Gesichtern der rund hundert Eltern aber keine zu erkennen. Der Grund: «Fortnite» ist derart in aller Munde, dass alle Jugendlichen es spielen und sich die Eltern somit damit beschäftigen müssen. Um legendäre «Skins», also um Kleider, geht es. Und darum, die anderen zu töten und als Letzter zu überleben. «Bauen, schiessen, verteidigen – gleichzeitig. Das ist eine Kunst», sagt Schulsozialarbeiter Martin Schneider, der sich auch in «Fortnite» probiert hat.
Keine Kontrolle und Verbote
Viele Jugendliche, vor allem Jungs, verbringen Stunden mit dem Spiel. Anwesende Eltern berichten davon, ihre Kinder kaum mehr vom Handy wegzubringen. Und das macht Sorgen. «Wenn ich das sehe, beschäftigt mich das schon», sagt Schulleiter Hubert Anderhub. Wegschauen helfe aber nicht. «Wir müssen uns bewusst sein, dass es ein Thema ist.» Und das heisse auch, das Spiel mitzuspielen, es sich erklären lassen, findet Psychologin Brigitte Pfanner von der Pro Juventute. «Es ist mir doch zuwider, Menschen zu töten», antwortet eine Mutter.
Eine andere berichtet davon, durch ihren Sohn eine Faszination für das Spiel entwickelt zu haben. Neben dem Töten, das sie vehement ablehne, sei im Spiel viel Kreativität gefordert. Sorgen machen sich aber die meisten Eltern ob der häufigen Handy-Nutzung ihrer Kinder. Sei es «Fortnite», «WhatsApp», «Youtube», «Instagram» oder «TikTok». Vor allem festzulegen, wie lange sie gamen, chatten oder Filme hochladen dürfen, ist für viele Eltern schwierig. Die Psychologin rät zur Diplomatie. «Ihr müsst das immer neu verhandeln. Und vor allem sollt ihr mit euren Kindern im Gespräch bleiben.» Es gelte nicht zu kontrollieren und erst recht nicht zu verbieten. «Aber es gilt, Kenntnisse zu haben, zu wissen, was die Kinder im Internet machen.» Und das gehe am besten über Gespräche, die wichtigste Vertrauensbasis.
Fehler einsehen
Brigitte Pfanner formulierte «goldene Regeln» für die Eltern. Die erste und wichtigste sei, den Kindern ein Vorbild zu sein. «Wenn die Eltern ständig am Handy sind und am Abend fernsehen, können sie von den Kindern nicht erwarten, dass diese ein Buch lesen.» Wichtig sei auch, im Zusammenleben Offline-Zeiten einzurichten, beispielsweise am Tisch oder bei Hausaufgaben. Zudem sollen die Eltern unterschiedliche Freizeitaktivitäten fördern. «Eine gute Mischung machts aus. Kinder dürfen am Handy sein und im Internet. Kinder sollen aber genauso draussen spielen oder in Sportvereinen aktiv sein.»
Auf Fehler und Risiken machten zwei Sek-Schüler aufmerksam. Sie gründeten auf Instagram einen Account «muri.memes» und stellten Fotos von Klassenkameraden online. Dass dies verletzend und beleidigend ist, sehen sie im Nachhinein ein. Und betonten in ihrem Vortrag: «Das Internet ist kein rechtsfreier Raum.»