Haus für Generationen
05.10.2018 KelleramtArni: Ein über 200-jähriges Haus wurde saniert
Zwischen 1798 und 1802 wurde das Zweifamilienhaus an der
Hedingerstrasse 12 gebaut. Mit der aktuellen Sanierung ist der Grundstein für eine weitere langjährige Heimat der Familie Huber ...
Arni: Ein über 200-jähriges Haus wurde saniert
Zwischen 1798 und 1802 wurde das Zweifamilienhaus an der
Hedingerstrasse 12 gebaut. Mit der aktuellen Sanierung ist der Grundstein für eine weitere langjährige Heimat der Familie Huber gelegt worden.
Roger Wetli
Das grosse Haus an der Hedingerstrasse 12 liegt vom Dorfzentrum herkommend direkt vor dem Restaurant Bauernhof. Wer darüber spricht, der erwähnt auch unweigerlich den Namen Huber. Denn die Geschichte dieses Hauses ist eng mit derjenigen der Familie verbunden. Damit diese hier weitergelebt werden kann, wurden die beiden hinteren Hausteile komplett saniert.
Durch Glaubenskrieg ins Kelleramt
Vor über 200 Jahren wurde das Zweifamilienhaus gebaut. Die Chronik der Hubers kann aber noch weitere 250 Jahre zurückverfolgt werden. «Unsere Vorfahren zogen wegen der Reformationen um 1550 von Stallikon nach Unterlunkhofen und die darauffolgende Generation nach Jonen», weiss der 76-jährige Josef Huber. «Seit 1650 ist unsere Familie in Arni zu Hause.» Im Haus an der Hedingerstrasse sind zwei Kacheln mit den Jahrgängen 1798 und 1802 zu finden. «Wir gehen deshalb davon aus, dass es damals errichtet wurde.» Gebaut wurde es von zwei Brüdern bereits damals als Zweifamilienhaus. Der dazugehörige Stall stand auf der anderen Seite der Hedingerstrasse. Während der hintere Teil immer im Besitz der Familie Huber blieb, verkauften die Erben zwischen 1870 und 1880 den vorderen Teil. Erst 2008 wurde dieser von Josef Huber wieder erworben, der ihn seither vermietet.
Huber wuchs im jetzt sanierten mittleren Hausteil auf. Zusammen mit seiner Frau Christa baute er 1973 ein weiteres Haus an der Hedingerstrasse 14. Seine Eltern blieben im alten Teil bis zu ihrem Tod, der danach ebenfalls vermietet wurde, bevor sein Sohn Peter mit seiner Frau einzog. Dem Paar machte der alte Charme nichts aus. Bis zur jetzigen Renovation wurde das Haus mit einem Steinofen und einem Tibaherd beheizt. «Das Holz dazu lieferte unser eigener Privatwald. Wobei es im Winter sehr kalt wurde», erklärt Josef Huber. Nicht bewohnt war der hinterste Teil. Dieser war als Werkstatt und Lagerraum eingerichtet, verfügte über keinen Keller und besass keine direkte Verbindung zum Mittelhaus.
Möglichst viel alte Substanz
«Über eine Renovation haben wir lange gesprochen. Plötzlich ging es dann sehr schnell», erklärt Christa Huber. «Der Anbau war in einem sehr schlechten Zustand. Auf einmal fiel sogar eine Aussenwand raus.» Ideen für einen Glasbau lehnte die Familie ab. Vielmehr sollte die alte Struktur erhalten bleiben. «Wir sind dabei von unserem Architekten Andreas Marti sehr gut beraten worden», ist Josef Huber überglücklich. Und Marti ergänzt: «Ziel war es, so viel der alten Substanz wie möglich zu retten.» So wurde der Kachelofen im Haus gelassen, und die intakten alten Balken aus- und wieder eingebaut. Auch alte Türen werden weiterhin verwendet.
Platz wurde geschaffen, indem die Treppe, die ursprünglich im Mittelhaus stand, sich neu im Anbau befindet. «Das hat uns bereits sehr viel gebracht», ist Josef Huber begeistert. Die früher fast gänzlich vom Tageslicht abgeschnittene Küche im Mittelhaus wurde in den Anbau verschoben, wo sie zusammen mit dem Wohnzimmer im Mittelteil einen grossen Raum bildet. Beide Teile bieten nun zusammen Platz für zeitgemässes Wohnen. Dafür musste auch die Räucherkammer im obersten Stock weichen. Ab diesem Winter wird das gesamte Haus durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe beheizt. Dafür und als Waschküche wurde der historische Anbau erstmals unterkellert. Die beiden Gewölbekeller der anderen Hausteile bleiben erhalten.
Ohne Finanzhilfe renoviert
Josef Huber bedauert es, dass das Haus zwar als schützenswert eingetragen ist, aber nicht stehen würde, wie es geschützt wird. Dadurch erhielt er auch keine finanzielle Hilfe. Umso stolzer ist Huber, dass er das Haus mit eigenen Mitteln renoviert hat. «Die Familie trägt den Entscheid. Das ist mir sehr wichtig», strahlt Josef Huber.
Siebte Generation im Haus
Ins renovierte Haus ziehen wird sein Sohn Peter mit seiner Familie. «Seine Kinder sind die siebte Generation Huber, die darin lebt.» Und Architekt Marti blickt voraus. «Die Bausubstanz ist sehr gut. Bei entsprechender Pflege wird das Haus weitere 200 Jahre bestehen können.» Schafft es Josef Huber, seine Einstellung an seinen Sohn und seine Grosskinder weiterzugeben, werden die Hubers die Hedingerstrasse 12 noch lange prägen. «Ich habe immer wieder in dieses Haus investiert. Ein ganzes Leben lang.» Seiner Verantwortung bewusst, hatte er vor dem Umbau nochmals alle seine Geschwister, Enkel und Nachbarn zu einem Apéro mit Hausführung eingeladen. Dieser Anlass wird voraussichtlich wiederholt. Aktuell werden die letzten Arbeiten ausgeführt. Der Wiedereinzug von Peter Huber und seiner Familie ist nach siebenmonatiger Bauzeit noch für Oktober geplant.



