Falsche Bewirtschaftung
12.10.2018 KelleramtPro Natura Aargau plädiert für Umdenken
«Unser Ziel sollte sein, dass seltene Tiere nicht selten bleiben», betont Johannes Jenny, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. Die Reuss und ihre Nebengewässer seien ein guter Lebensraum für den ...
Pro Natura Aargau plädiert für Umdenken
«Unser Ziel sollte sein, dass seltene Tiere nicht selten bleiben», betont Johannes Jenny, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. Die Reuss und ihre Nebengewässer seien ein guter Lebensraum für den Biber. So auch die alte Jone. «Früher gab es hier weite Auenlandschaften», weiss er. «Diese Auen sind besonders in trockenen und heissen Sommern auch für den Menschen sehr attraktiv und nutzbar», erklärt Jenny. Langfristig wäre es deswegen besonders wertvoll, wieder neue Auenlandschaften und andere Feuchtgebiete zu schaffen.
Bleiberecht der Tiere
In der östlichen Reusstalebene sind vor allem drei Bodentypen relevant. «Zwei davon sind für die Landwirtschaft nicht ideal, da Dünger direkt ins Grundwasser versickert oder sich die Böden nur bedingt für Äcker eignen. Auch mit Drainagen lässt sich das Wasser nur schlecht abführen», betont Jenny.
Hier komme der Biber ins Spiel. Die von diesem Tier betroffenen Böden seien ohnehin nicht ideal für die Landwirtschaft. Dass die Bauern heute teils auf diese schlechteren Böden zurückgreifen müssten, hänge damit zusammen, dass die Landwirtschaft auf wertvollen Böden rund um die Dörfer zunehmend verdrängt wurde. «Diese sind heutzutage fast restlos überbaut.»
Biber war und ist hier heimisch
«Der Biber soll und darf in der Alten Jone heimisch bleiben. Früher gab es in der Region viele davon. Jetzt erobert er sich lediglich seinen Lebensraum zurück», erklärte Johannes Jenny. «Die Landwirtschaft hat ein legitimes Gegeninteresse. Diese schlechten Böden intensiv zu bewirtschaften, ist für uns aber weniger wichtig, als das Bleiberecht der Biber.» Das würde nicht heissen, dass keine Landwirtschaft mehr stattfinden solle. «Die Felder sollten aber nicht mehr beackert werden», moniert Jenny. «Besser wären Weiden. Denn Grünland ist optimal und entspricht der häufigsten Nutzung dieser Böden. Eine solche wäre auch wesentlich biberverträglicher.» Maisoder auch Weizenfelder würden hingegen sehr sensibel auf rückgestaute Nässe reagieren.
Einvernehmliche und nachhaltige Lösung als Idealziel
«Im Oberlunkhofer Fall geht es nicht um Infrastrukturschäden und die Landwirte erhalten bei nachhaltiger «biberkompatibler» Bewirtschaftung keinen Franken weniger», ist Jenny überzeugt. Der Biber würde sich wohl sehr schwer oder gar nicht mehr aus der alten Jone vertreiben lassen. «Und selbst wenn das gelingen würde, wären wohl in absehbarer Zeit bereits neue Tiere vor Ort», vermutet er. Deswegen sei es wichtig, dass man den Biber als Teil der Umwelt und Teil der heimischen Fauna akzeptiere und lerne damit umzugehen. «Unser Ziel ist nach wie vor ein einvernehmliches Gespräch mit den betroffenen Bauern zu führen, sodass wir gemeinsam eine nachhaltige und für alle dienliche Lösung erarbeiten können. Wir haben vor Kurzem erneut Kontakt aufgenommen und hoffen nun das Beste.» --jga