Die Gesetze der Gewinner
16.10.2018 BremgartenKellertheater: Die «Junge Bühne» feierte Premiere mit «Spieloptimierung»
Sieben Figuren aus der Businesswelt geben auf einem Spielplatz Einblick in eine Welt, in der das Spiel ernst geworden ist. Die im Kollektiv entstandene Produktion ...
Kellertheater: Die «Junge Bühne» feierte Premiere mit «Spieloptimierung»
Sieben Figuren aus der Businesswelt geben auf einem Spielplatz Einblick in eine Welt, in der das Spiel ernst geworden ist. Die im Kollektiv entstandene Produktion begeisterte das Publikum durch Schauspielleistung, Szenenmix, Bewegung, Musik und Bühnenbild.
Bernadette Oswald
Die Schauspielerinnen und Schauspieler kommen von oben über die steile Rutschbahn auf die Bühne. Der eine vorsichtig, die andere rückwärts oder die Dritte ganz lässig. Ein starker Auftritt, denn die unterschiedlichen Charaktere der sieben Manager sind bereits angedeutet. Die persönlichen Eigenschaften werden sich im Laufe der Handlung zwischen Erfolgsseminar, Vorstellungsgespräch, gruppendynamischen Übungen und Kinderspielplatz immer deutlicher zeigen. Diesem überzeugend gespielten Spannungsbogen liegt die Frage zugrunde: Was ist Spass und was ist bitterer Ernst?
Dramatische Kniffe vom Feinsten
Im Spiel folgt auf die Begrüssung der Seminarteilnehmer und das Erkunden vom Spielplatz die Vorstellungsrunde. Die Businessleute geben Einblick in ihre Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer, Banker oder Redaktor. Was nicht ohne erste Differenzen abgeht. Danach folgt bereits ein Höhepunkt. Severin Bossart singt mit Begleitung von Patrick Honegger am Bass den Song «Die Gesetze der Gewinner» und wird beim Refrain vom ganzen Ensemble immer temperamentvoller unterstützt. Der Text im selber vertonten Lied ist aus dem gleichnamigen Erfolgsratgeber von Bodo Schäfer. Daraus sind im Laufe der Handlung weitere Zitate zu hören. In dieser Aufführung verschmelzen Musik und Spiel ineinander, denn die beiden Musiker sind auch Figuren im Stück. Ihren immer wieder fliessenden Einstieg ins Spielgeschehen unterstützen sie mit Mikrofon und Loopgerät. Ein weiterer dramatischer Kniff ist der Einbezug der Technikgruppe in den Spielablauf. Sie hat sozusagen die Fäden in der Hand, indem sie mit Trillerpfeife oder Gong akustische Signale setzt. Zum Beispiel, wenn die Emotionen im Erfolgsseminar überborden.
Ähnlichkeit von Chefetage und Spielplatz
«Spieloptimierung» ist die vierte Produktion der «Jungen Bühne». Ihr Markenzeichen ist das gemeinsame Entwickeln der Inszenierungen. Das heisst, in einem kollektiven Prozess entsteht das Stück aus dem Nichts. Regie führt Theaterpädagoge Simon Landwehr in Zusammenarbeit mit dem künstlerischen und organisatorischen Team.
«Wir alle sind da, um erfolgreich zu werden», sagt ein Teilnehmer im selbstgeleiteten Seminar, das auf der Bühne seinen Fortlauf nimmt. Alle sieben Manager steuern ihren eigenen Teil bei und treiben dabei die Ähnlichkeit von Chefetage und Spielplatz auf die Spitze. Geschichten und Beziehungen werden in diesem Stück oft über körperliche Bewegung ausgedrückt. Was von den Schauspielern einiges an Körpereinsatz abverlangt. Wie etwa beim Sandkastenkampf, wo Silvan Melchior und Nicole Mercandelli sich wortlos ein bühnenreifes Duell liefern.
Bereits auf Gewinnerseite angekommen
Vom Pendenzenfuchs zum Businessloop und vom Entenmobbing zum «Magic Bamboo» legt die Handlung an Dynamik zu. Dazwischen suggerieren sich die Manager in einer Meditation Bonus, Lohnerhöhung oder die Dividendenausschüttung heran. «Was ist das Gegenteil von Angst?», ist die Frage in einer anderen Szene. Es sei nicht Mut, sondern Dankbarkeit, lernen alle dazu. «Das Ganze ist ein Spiel, die ganze Karrierenwelt, das ganze Leben», lautet eine weitere Erkenntnis auf dem Weg zum Gewinner. Der grosse Schlussapplaus und die Bravorufe bestätigten, dass die «Junge Bühne» mit «Selbstoptimierung» bereits auf der Gewinnerseite angekommen ist.
Damit das Publikum noch mehr vom Erfolgsseminar profitieren kann, ist im hervorragend gestalteten Programmheft nebst den «30 Gesetzen der Gewinner» auch das Karriereleiterspiel zu finden.
Weitere Aufführungen gibt es am Dienstag, 16. Oktober, Freitag, 19. und 26. Oktober, Samstag, 20. und 27. Oktober, und am Mittwoch, 24. Oktober, jeweils um 20.15 Uhr. Am Sonntag, 21. Oktober, beginnt die Vorstellung um 17.15 Uhr. Die Platzzahl ist beschränkt. Plätze können online unter www.kellertheater-bremgarten.ch reserviert werden.