† Alice Kuhn-Donat, Wohlen
21.09.2018 NachrufeIhre Mutter Anna Imgrüth hat die Jugend in Wallisellen erlebt und wurde als junge Frau von ihrem kinderlosen Wohler Götti, Schuhmacher Müller, adoptiert. Der Vater von Alice, Walter Donat, wuchs vis-à-vis der St. Anna-Kapelle auf und zog nach der Heirat ins Haus am Bankweg 3. ...
Ihre Mutter Anna Imgrüth hat die Jugend in Wallisellen erlebt und wurde als junge Frau von ihrem kinderlosen Wohler Götti, Schuhmacher Müller, adoptiert. Der Vater von Alice, Walter Donat, wuchs vis-à-vis der St. Anna-Kapelle auf und zog nach der Heirat ins Haus am Bankweg 3. Walter (1898 bis 1957) und Anna Donat-Müller (1902 bis 1993) hatten zwei Kinder. 1931 wurde Alice und 1936 Walterli geboren.
Alice besuchte die Bezirksschule, dann die dreijährige Handelsschule an der Kantonsschule in Aarau. Beide schloss sie mit Bravour ab. Die Klassenkameradinnen sind sich treu geblieben: Sie treffen sich jährlich, das nächste Mal ohne «Pica». Ihre erste Stelle fand sie in der Buchhaltung des Aarauer Kantonsspitals.
Walterli musste 1947 für eine kleine Operation ins Kantonsspital Aarau. Dort wurde er von Diphterie angesteckt und starb. Ihren originellen Bruder so früh zu verlieren, prägte Alice ihr Leben lang.
Im Herbst 1952 traten Alice und Jakob Kuhn vor den Traualter in der Wohler Pfarrkirche St. Leonhard. Anschliessend feierte die grosse Festgemeinde im Schloss Brestenberg am Hallwilersee. Immer wieder suchten wir Kinder im Hochzeitsalbum unsere wunderschöne Mutter unter den dunkel gekleideten, streng dreinblickenden Hochzeitsgästen. Jakob und Alice haben sechs Kinder – also uns – grossgezogen. Kurz der Überblick: 1953 Albert Walter, 1954 Dieter, 1955 Roman Karl, 1959 Thomas Albrik, 1963 Sabina Renata und 1967 Eric Adrian.
Alice managte nicht nur die grosse Familie, sie bildete auch 13 Jahre lang Haushaltlehrtöchter aus und stand Jakob als nach aussen unsichtbare Assistentin in der Leitung der Neumühle Wohlen zur Seite, sei es für einen Werbespruch, eine Beratung in Personalfragen oder ein Taufgeschenk für einen treuen Kunden. Weiter führte sie die vielfältige Familienagenda: zu den Verwandten, den Müllerkollegen, zum Verein Christlicher Unternehmer, der CVP Wohlen, den Privatwaldbesitzern und dem IC 68. Bis zu ihrem Tod nahm sie aktiv am Turnklub von Betli Hartmann teil. Weiter pflegte sie viele Freundschaften zur Nachbarschaft am Sonnenweg und weit über Wohlen hinaus.
Unsere Eltern pflegten diese Beziehungen an Versammlungen und Treffen, spontan im Dorf oder zu Einladungen. Alice war eine perfekte Gastgeberin am Sonnenweg. Auch die letzten Jahre pflegten Alice und Jakob an den Geburtstagen Open House. Den Anwesenden gab sie ein Müsterchen ihrer Küche, die sie genauso fein täglich für die Familie wie für sich selber pflegte. Unsere Mutter schrieb auch viele Briefe, in einer runden, gleichmässigen, ja wunderschönen Schrift.
Fitness und Gesundheitspflege – unter anderem auch mit guter Ernährung – waren im Haus Kuhn hoch im Kurs. Jakob versuchte ihnen bis ins hohe Alter mit intensiv betriebenem Langlauf nachzuleben. Fast hätte er seinen 90. Geburtstag feiern können. Doch kurz zuvor, im Mai 2013, war sein Herz nicht mehr stark genug.
Die Erledigung der kleinen und grossen Pflichten war Alice wichtig. Doch hie und da wollte Alice auch neue Kraft tanken. Kurze und längere Auszeiten nahm sie sich beim Teekränzli mit Schwägerin Margrit Kuhn-Rütter und Margrit Meyer-Mülli, bei einem Konzert oder Theater oder auch bei Reisen. Alice und Jakob unternahmen neben Ferien in den Nachbarländern auch einige Mal Reisen in ferne Staaten, etwa in den brasilianischen Amazonas oder in die russische Kulturstadt St. Petersburg. Am wichtigsten waren jedoch die Ferien in den Schweizer Bergen, besonders im Engadin. 2014 unternahm Alice eine Reise per Car in den Süden Schwedens. Der Stapel aktueller Reisekataloge in Griffnähe zeigte, dass sie etwas Ähnliches gerne bald wiederholt hätte.
Wir schätzten Alice über alles. Doch es ist unüblich, an dieser Stelle der eigenen Mutter mit Lobeshymnen zu gedenken. Nach der Lektüre der Kondolationsbriefe – auch von uns nicht bekannten Wohlerinnen und Wohlern – wagen wir dennoch einige Charaktereigenschaften, wie sie in vielen Briefen formuliert wurden, zu nennen. Unsere Mutter hatte Charme. Liebenswürdig, offen, ja grosszügig begegnete sie ihrem Umfeld. So bekamen etwa Handwerker immer einen Kaffee mit etwas Süssem oder gar ein währschaftes Znüni. Bei all diesen Kontakten hatte unsere Mutter eine ganz spezielle Gabe: Sie war eine aufmerksame, tolerante Zuhörerin. Darum hatten viele allen Alters ein grosses Zutrauen zu ihr. Im Zentrum ihres Beziehungsnetzes stand ihre grosse Familie mit den sieben über alles geliebten Enkelkindern.
Im Februar 2018 musste sie für Untersuchungen ins Kantonsspital Aarau. Danach lebte sie für gut drei Monate voller Energie in ihrem geliebten Haus am Sonnenweg, fuhr Auto und sorgte sich um ihre Lieben. Nun Mitte Juni meldeten sich die Beschwerden erneut. Alle ärztliche Kunst und gute Pflege konnten nicht mehr helfen. Sie verabschiedete sich am 7. Juli mit grosser Gelassenheit von ihrer grossen Familie.
Für die Trauerfamilie: Dieter Kuhn, Wohlen