Windenergie als Sorgenkind
25.09.2018 EnergieSie hat das Café Fédéral einst eingeführt, als sie 1999 in den Nationalrat gewählt wurde. Nun gastierte Doris Leuthard als Referentin am traditionellen Anlass der CVP Bezirk Muri. Im Zentrum stand das Thema Energie, ein Thema, das der Bundesrätin nicht nur von Amtes ...
Sie hat das Café Fédéral einst eingeführt, als sie 1999 in den Nationalrat gewählt wurde. Nun gastierte Doris Leuthard als Referentin am traditionellen Anlass der CVP Bezirk Muri. Im Zentrum stand das Thema Energie, ein Thema, das der Bundesrätin nicht nur von Amtes wegen am Herzen zu liegen scheint. Und auch in diesem Bereich verfolgt sie genau, was im Freiamt beziehungsweise auf dem Lindenberg läuft. --ake
Jeder einzelne Haushalt ist gefragt
Bundesrätin Doris Leuthard referierte in Mühlau am Café Fédéral der CVP Bezirk Muri über die Energiestrategie 2050
Effizienter werden, sparen, erneuerbare Energien forcieren: die Energiestrategie beschäftigt Doris Leuthard seit vielen Monaten. «Zu Hause» in Mühlau betonte die Bundesrätin, dass vieles nach Plan verlaufe. Im Hintertreffen ist die Windenergie – aber nur in der Deutschschweiz.
Annemarie Keusch
Windräder auf dem Lindenberg – ja oder nein. Diese Diskussion sorgt im Freiamt seit Monaten für hitzige Diskussionen. Diskussionen, die auch die Merenschwander Bundesrätin Doris Leuthard via Lokalmedien verfolgt. «Auf der Visualisierung hat das alles gar nicht schlecht ausgesehen», sagt sie. Sie finde Windräder etwas Schönes, wenn sie in der Gruppe installiert sind. Und sie weiss, dass sie damit nicht alleine ist. «Im Jura sind einzelne Orte zu Tourismusregionen geworden dank der Windräder», führte Leuthard aus.
Aber nicht nur aus ästhetischer, sondern vor allem aus energie-technischer Sicht ergeben laut Leuthard Windräder Sinn. «Sie sind sehr effizient und eine gute und günstige Energiequelle. Dies vor allem deshalb, weil sie auch im Winter aktiv sind, dann also, wenn deutlich weniger Solarstrom produziert wird als im Sommer.» Ohne Windenergie müsse im Winter mehr Strom importiert werden – und dieser wird vor allem in Deutschland auch in den kommenden Jahren noch aus Kohlekraftwerken gewonnen. Die Landschaft verschandeln, das wolle niemand. «Es gibt im Kanton Aargau fünf potenzielle Standorte, an denen Windräder laut Berechnungen sinnvoll sind», weiss Leuthard. Jener im Freiamt sorgt für viel Gesprächsstoff – überhaupt sei das in der Deutschschweiz so. «Hier ist Flaute, in der Romandie läufts», sagt die Bundesrätin dazu.
Klima-, Energie-, Wirtschaftsund Verkehrspolitik in einem
Über Energie und die Energiestrategie zu sprechen, ist für die Bundesrätin Routine. Dies zu Hause im Freiamt zu tun, eher nicht. Obwohl ihr Anreiseweg von Merenschwand nicht weit war, wurde die Bundesrätin im Elektroauto chauffiert. Andere kamen zu Fuss, mit dem Velo, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem «normalen» Auto. «Nur schon das ist eine energetische Entscheidung, die jeder trifft», betonte die Bundesrätin.
Energiepolitik sei Klimapolitik, Wirtschaftspolitik und Verkehrspolitik in einem. «Das macht das Ganze sehr komplex», führte sie aus.
In der Schweiz sind die Weichen seit Januar gestellt. Das neue Energiegesetz ist in Kraft. Das Ziel: den Verbrauch langfristig senken. Dazu gehören auch, dass die Effizienz gesteigert und erneuerbare Energien gefördert werden sollen. Potenzial gibts laut Bundesrätin Doris Leuthard vielerorts. «Im Bereich der Gebäude gibt es ein grosses Spektrum nach oben. Vor allem, weil dieser Bereich 40 Prozent der Energie braucht», sagte sie. Auch hier habe jeder Haushalt, jede Privatperson einen Einfluss. «Sie alle können sich gegen eine neue Ölheizung entscheiden, wenn Ihre alte kaputtgeht.»
Freier Markt unter den Elektrizitätswerken
Eindrücklich erläuterte die Bundesrätin, wie viel die Beleuchtung beim Energiebereich ausmacht. «Es sind ganze zwölf Prozent – das entspricht der Jahresleistung des Kernkraftwerkes Beznau II.» Auch hier: jeder Haushalt könne etwas machen, beispielsweise eine LED-Beleuchtung installieren und damit Strom sparen, ohne auf Komfort zu verzichten.
Rund 4,5 Prozent beträgt aktuell der Anteil an erneuerbarer Energie in der Schweiz. «Wir sind im Fahrplan bezüglich 2050», sagt Doris Leuthard und betont, dass es ein langwieriger Prozess sei, der viel Aufwand benötige. Viele Massnahmen sind gefragt – auch unbeliebte. So soll beispielsweise der Strommarkt geöffnet werden. Heisst, jeder Hauseigentümer soll wählen können, woher er seinen Strom bezieht. «Bis jetzt sind ausser den grossen Unternehmen alle dazu verpflichtet, den Strom vom Elektrizitätswerk ihres Dorfes zu beziehen. «Darum sind die Strompreise sehr unterschiedlich. Beispielsweise sind sie in Gemeinden im Bezirk Zofingen um einen Drittel höher als in Mühlau.» Der freie Markt soll hierbei Abhilfe schaffen. Und so den Schweizer Strom, den einheimischen Strom, zu einem Standardprodukt machen.
«Ich weiss, das Portemonnaie spielt eine Rolle und erneuerbare Energie aus der Schweiz ist teurer als importierte Kernenergie aus dem Ausland. Aber ich bin überzeugt, dass das Schaffen von Arbeitsplätzen und ein gewisser Patriotismus auch in diesem Bereich eine Rolle spielen», sagte sie. Schweizer Strom dürfe etwas kosten.
Urs Giger: «Windenergie ist wirksam und rentabel»
Neben der Bundesrätin sprach Grossrat Ralf Bucher aus Mühlau zum Aargauer Energiegesetz und Urs Giger, ebenfalls aus Mühlau, referierte über einen wirksamen und rentablen Betrieb von Windanlagen in der Schweiz. Giger ist Inhaber und Geschäftsführer der «GDC Urs Giger GmbH» und beschäftigt sich seit Jahren mit Windenergie.



