Der Schweiss läuft mir wie ein Wasserfall die Stirn hinunter. Beklagen will ich mich nicht – zumindest nicht zu fest. Hätte es mehrere Wochen durchgeregnet, wäre es auch nicht recht. Nichtsdestotrotz brauche ich jetzt eine Abkühlung.
Eine Glace am Kiosk? Ja, warum nicht. «So Gröbli, ...
Der Schweiss läuft mir wie ein Wasserfall die Stirn hinunter. Beklagen will ich mich nicht – zumindest nicht zu fest. Hätte es mehrere Wochen durchgeregnet, wäre es auch nicht recht. Nichtsdestotrotz brauche ich jetzt eine Abkühlung.
Eine Glace am Kiosk? Ja, warum nicht. «So Gröbli, gibts eine Glace?» Mit einem Strahlen über beide Ohren kommt mir Zwiifli entgegen. In der Rechten einen Handventilator, scheint ein Werbegeschenk zu sein, und in der Linken eine Raketen-Glace. Ein Klassiker.
Ich nicke ihm zu. «Weisst du, ich hab eine Raketen-Glace genommen», sagt er und beisst genussvoll die Schoggispitze ab. Ich schmunzle. Es gibt die Glace-Schlecker und die Glace-Beisser. Jedem das seine.
Wenn er schon am 1. August auf die Raketen verzichten musste, dann nun eben in Glaceform.
«Das war so ein Mist, das musst du dir mal vorstellen.» Er schaut mich vorwurfsvoll an, als wäre ich schuld daran. Die Glace wird zur Nebensache. «Wie soll man richtig 1. August feiern ohne ein richtiges Feuerwerksgeballere vom Nachbarn Hefti?» Er selber hätte nie Feuerwerk gekauft. «Nein, vergiss Säb, das ist ja angezündetes Geld.» Aber zugeschaut hat er dem Nachbarn immer gern. «Gopferdeckel. Der hat da Material hochgelassen, das reinste Spektakel und dann erst noch gratis», schwärmt er.
Seine Raketen-Glace scheint sich langsam zu verabschieden. Die Sauce läuft ihm über die ganze Hand und auf seine Schuhe. Zwiifli scheint es nicht zu interessieren. «Und dieses Jahr einfach nichts, nicht mal meinen Cervelat konnte ich am offenen Feuer bräteln.» Das sei wie Weihnachten ohne Geschenke gewesen. Der arme Zwiifli.
Ich versuche so zu tun, als hätte ich Mitleid. Ich möchte meine Glace kaufen gehen. Ich kann mich bei dieser Hitze sonst nicht konzentrieren und noch weniger dem klagenden Zwiifli zuhören. Da er mittlerweile nur noch das Stängeli in der Hand hält und von der Glace nichts mehr übrig ist, schlage ich dem Zwiifli vor, dass ich ihn auf eine Glace einlade.
«Ou ja, gern, hab gar nicht gemerkt, dass meine davongeschmolzen ist.» Kein Wunder, vor lauter Plappern vergisst er fast zu atmen. Er zweifle, wenn das so weitergehe mit dieser Hitze, ob er an Silvester sein Feuerwerk zu sehen bekomme. Ach Zwiifli, du und deine Sorgen. Ich drücke ihm eine Raketen-Glace in die Hand und die Welt scheint wieder in Ordnung zu sein.