Einsatz fürs Gewerbe
31.08.2018 GewerbeAlois Stutz wehrt sich gegen das Vorhaben, die Anzahl Parkplätze in der Unterstadt zu reduzieren
Nach der Sanierung der Werkleitungen in der Unterstadt werden die Gassen neu gestaltet. Voraussichtlich sieben von 25 Parkplätzen sollen wegfallen. ...
Alois Stutz wehrt sich gegen das Vorhaben, die Anzahl Parkplätze in der Unterstadt zu reduzieren
Nach der Sanierung der Werkleitungen in der Unterstadt werden die Gassen neu gestaltet. Voraussichtlich sieben von 25 Parkplätzen sollen wegfallen. Das möchte Alois Stutz verhindern; das Gewerbe sei auf Parkplätze angewiesen.
Erika Obrist
Es ist eine grosse «Kiste», zu der die Bremgarter Stimmberechtigten an der letzten «Gmeind» mit grossem Mehr Ja gesagt haben. Für etwas mehr als 8 Millionen Franken sollen die Strassen und Werkleitungen in der Unterstadt und Wohlerstrasse saniert werden. Wenn die Gräben wieder aufgefüllt sind nach der Sanierung, werden die Gassen neu gestaltet und Begegnungszonen geschaffen. Beim Kornhausplatz sollen die zwei bestehenden Bäume entfernt und die sechs Bäume ersetzt werden. Die bestehenden Parkplätze werden zum Teil aufgehoben oder verschoben. Neu sollen es 18 statt 25 Parkplätze sein in der Unterstadt, wie in der «Gmeinds»-Vorlage steht.
«Unfair und unseriös»
Gegen den Wegfall der Parkplätze und gegen die vielen Bäume wehrt sich Unterstadtanwohner Alois Stutz. Schon vor der Gemeindeversammlung im Juni hat er 150 Unterschriften gesammelt. An der «Gmeind» selber vertrat er sein Anliegen ebenfalls. An der Versammlung hatte Stadtammann Raymond Tellenbach gemeinsame Gespräche mit Unterstadtanwohnern und einer Vertretung des Gewerbes vorgeschlagen. Dieses Gespräch hat kürzlich stattgefunden.
Alois Stutz als Vertreter des Gewerbes hat das Gespräch in schlechter Erinnerung. «Von der Zusammensetzung der eingeladenen Personen war ich überrascht: Ein Vertreter des Stadtrats, ein Vertreter der Bauverwaltung und drei grün denkende Anwohner», sagt er. Er allein gegen fünf. «Das war unfair und unseriös», so Alois Stutz.
Nach den Vorstellungen der Stadt würden alle Parkplätze vor dem Kornhaus aufgehoben. Dafür gebe es zwei Parkplätze vor dem Stadtmuseum und zwei am Anfang der Spiegelgasse. «Damit kann ich leben.» Zu schaffen macht ihm aber, dass zwei Parkplätze beim Kornhausplatz zwecks Erweiterung des dortigen Cafés aufgehoben werden. Dies hat er den Plänen zur Neugestaltung entnommen, die er auf der Bauverwaltung eingesehen hat. «Das ist ein Affront gegenüber den Gewerbebetrieben in dieser Gasse und gegenüber allen, welche sich mit ihrer Unterschrift für das Gewerbe eingesetzt haben.»
Mächtig gestört hat Alois Stutz die negative Haltung gegenüber dem Gewerbe, die er beim Gespräch mit den Anwohnern erlebt habe. «Es wurde offen gesagt, dass das Gewerbe nicht in die Altstadt passe.» Mieter sollten sich zudem einen Parkplatz ausserhalb der Stadt suchen. «Weltanschauungen prallten derart aufeinander, dass keine Diskussion mehr möglich war.» Immerhin sei man sich darin einig gewesen.
Gewerbe schafft Arbeitsplätze
Etwas Positives habe doch resultiert beim Gespräch. Statt sechs Lindenbäume sollen auf dem Kornhausplatz deren vier gepflanzt werden. «Das sind immer noch zu viele», so Stutz. Ausserdem würden diese Bäume bis zu 20 Meter hoch und sie nähmen in den umliegenden Wohnungen zu viel Licht weg. «Man erklärte mir, dass ich es eh nicht mehr erleben würde, dass die Bäume 20 Meter hoch sind.»
Der 85-jährige Alois Stutz bevorzugt andere Baumarten: solche, die ebenfalls Schatten spenden, aber nicht so hoch werden. Zum Schluss des Gesprächs hätten die Anwohner den Stadtrat noch beauftragt zu prüfen, ob die Parkplätze in den blauen Zonen mit Parkuhren versehen werden könnten.
Stutz, während Jahrzehnten selber Gewerbetreibender, gibt zu, dass sein Einsatz nicht uneigennützig sei; er besitzt Räume in der Unterstadt, die an Gewerbetreibende vermietet sind. Parkplätze seien wichtig für das Gewerbe – und man dürfe nicht vergessen, dass das Kleingewerbe sehr viele Arbeitsplätze zur Verfügung stelle. Und wenn sein Einsatz keinen Erfolg zeigt? «Ich kämpfe weiter», versichert er. Notfalls auch mit Einsprachen bei der Auflage des Bauprojekts.
Vier Parkplätze weniger, kleinere Bäume
Das Gewerbe sei weiterhin willkommen in der Unterstadt, versichert Stadtammann Raymond Tellenbach. «Mit der Neugestaltung des Kornhausplatzes entsteht ein Mehrwert, der sich auch positiv auf das Gewerbe auswirken wird», ist er überzeugt.
Diverse Wünsche, die an der Aussprache zwischen Anwohnern und Gewerbevertreter vorgebracht wurden, seien ins definitive Auflageprojekt eingeflossen. Aufgehoben werden nun lediglich vier statt der einst geplanten sieben Parkplätze. In der Unterstadt stünden daneben fürs Abstellen der Autos Alternativen zur Verfügung: die Parkplätze beim Friedhof, beim Hexenturm, beim Werkhof und beim Casino. Bei der Aussprache habe die Meinung vorgeherrscht, dass viele Parkplätze oft nicht besetzt seien und weiterhin genügend davon zur Verfügung stünden. Dem Café werde nach der Neugestaltung gleich viel Platz zur Verfügung stehen wie heute, sagt Tellenbach.
«Die Anzahl Bäume auf dem Kornhausplatz wurden von sechs auf vier reduziert», so Tellenbach weiter. «Bei der Wahl der Baumart wird darauf geachtet, dass diese nicht höher als zehn bis fünfzehn Meter werden.» Dadurch sollen die Anwohner weniger stark betroffen sein vom Schattenwurf.
Bezüglich Zusammensetzung der Gruppe für die Aussprache verweist Tellenbach auf die Tatsache, dass sich noch an der Gemeindeversammlung letzten Juni zwei Einwohner aus der Unterstadt gemeldet haben – aber niemand vonseiten der Gewerbetreibenden. «Ein zweiter Vertreter des Gewerbes wurde deshalb von der Stadt direkt angefragt.»
Ob die Parkplätze künftig bewirtschaftet werden, werde geprüft. «Hier ist noch nichts entschieden.»
Möglichst nahe parkieren
Im Vorstand des Handwerker- und Gewerbevereins habe man den Abbau von Parkplätzen in der Unterstadt noch nicht diskutiert, sagt Präsident Andreas Burlet. Persönlich bedaure er aber den Verlust fürs Gewerbe. «Die Kundinnen und Kunden möchten möglichst nahe beim Geschäft parkieren können.» Angesichts der Konkurrenz mit dem Online-Verkauf sei es besonders wichtig, der Kundschaft diese Möglichkeit bieten zu können.