«Wenn ich etwas jünger wäre…»
18.05.2018 KirchePastoralraumpfarrer Kurt Grüter wird das Freiamt Ende November verlassen
Erst vor 16 Monaten wurde der Pastoralraum «Unteres Freiamt» errichtet. Per Ende November benötigt dieser einen neuen Leiter. Und einen neuen Priester. Kurt Grüter will etwas ...
Pastoralraumpfarrer Kurt Grüter wird das Freiamt Ende November verlassen
Erst vor 16 Monaten wurde der Pastoralraum «Unteres Freiamt» errichtet. Per Ende November benötigt dieser einen neuen Leiter. Und einen neuen Priester. Kurt Grüter will etwas kürzer treten, die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits.
Chregi Hansen
«Ich habe mich in Wohlen sehr wohl gefühlt. Meine Tätigkeit hier war spannend und interessant», sagt der scheidende Pfarrer. Und sein Weggang habe nichts mit der Einführung des Pastoralraums zu tun. «Natürlich hat sich der Aufwand für mich erhöht. Aber wenn ich etwas jünger wäre, dann würde ich mich dieser Aufgabe gerne stellen. Doch ich werde im nächsten April 65 Jahre alt», sagt er.
Kurt Grüter erreicht also im kommenden Jahr das Pensionsalter. Und im November finden die nächsten Wahlen statt. «Es macht keinen Sinn, dass ich mich in sechs Gemeinden für vier weitere Monate wählen lasse», erklärt er. Darum wechselt er per Ende November in einen anderen Pastoralraum und wird dort vermehrt in der Seelsorge tätig sein und sich weniger mit administrativen Arbeiten beschäftigen. «Ich will weiter arbeiten, aber nicht mehr im gleichen Umfang», erklärt er.
Hierbleiben kein Thema
Dass es nicht einfach wird, einen Nachfolger zu finden, ist allen bewusst. «Das macht natürlich auch mir Sorgen, aber gleichzeitig bin ich voller Hoffnung», sagt der Pfarrer. Doch warum bleibt er nicht hier und reduziert einfach sein Pensum? «Das wäre keine gute Lösung», glaubt er. «Der neue Leiter des Pastoralraums soll frei wirken können, ohne dass der alte Pfarrer im Team mitwirkt. Es braucht einen wirklichen Neuanfang.» Und überhaupt: Ein Wechsel sei immer auch eine Chance. Für alle Beteiligten. Am 25. November findet der Abschiedsgottesdienst statt. Kurt Grüter hat viele Reaktionen auf seinen Entscheid erhalten. Die Gläubigen im Pastoralraum würden den Weggang grösstenteils bedauern. Gleichzeitig erntet er auch Verständnis. «Viele glauben, mein Weggang habe mit der gestiegenen Belastung zu tun. Aber das stimmt nicht. Ich werde eben nicht jünger. Und ich möchte in Zukunft auch etwas mehr Zeit für mich haben», macht Grüter deutlich. Zudem ist er überzeugt, dass das Bistum eine gute Lösung findet. «Vielleicht gibt es zuerst eine Vakanz. Aber auch daran kann eine Pfarrei wachsen.»
Die Suche wird nicht einfach
Der Pastoralraum Unteres Freiamt braucht einen Nachfolger für Pfarrer Kurt Grüter
Im Oktober 2010 trat er seine Stelle als Pfarrer in Wohlen an. Seit 2017 ist Kurt Grüter jetzt als Pastoralpfarrer für sechs Gemeinden verantwortlich. Nun hat er per Ende November demissioniert. Das Bistum und der Zweckverband sind gefordert.
Chregi Hansen
Die Hoffnung, dass man per Ende November einen Nachfolger findet, sie ist klein. «Doch die Hoffnung stirbt zuletzt», sagt Pfarrer Kurt Grüter mit einem Lächeln im Gesicht. Auch er macht sich Sorgen, wie es weitergeht. Aber er hat nichts von seinem Optimismus verloren. «Und wenn doch, dann haben wir hier ein tolles Team. Sie werden die Vakanz sicher bestens überbrücken», so Grüter.
Im Gottesdienst am Christkönigsfest vom 25. November in Wohlen wird sich Grüter von den Gläubigen verabschieden. Schon bei der Errichtung des Pastoralraums im Januar 2017 war ihm bewusst, dass er diesen wohl nicht allzulange leiten wird. Schliesslich erreicht er im April 2019 das Pensionsalter. Dass er jetzt aber schon Ende November aufhört, das war damals noch nicht klar. «Dieser Entscheid ist in den letzten Monaten gereift. Es macht einfach keinen Sinn, mich nochmals für vier Monate wählen zu lassen», erklärt er.
Unbekanntes Terrain betreten
Der Abschied fällt ihm nicht leicht. Als er im Oktober 2010 seine neue Stelle in Wohlen antrat, wusste er nur wenig über die Gemeinde. «Ich kannte von meinen Einsätzen bei der Firmung die Kirche und einige Personen aus der Pfarrei», erinnert er sich. «Ansonsten war das alles Neuland für mich.» Inzwischen fühlt er sich wohl. Im Dorf. Im Pastoralraum. Im Team. «Mir hat die Arbeit immer gefallen. Für eine grosse Pfarrei verantwortlich zu sein, das war mein Wunsch, nachdem ich zuvor in anderen Funktionen tätig war.»
Auch seine neue Tätigkeit als Pastoralpfarrer hat er mit grossem Engagement ausgeübt. «Ich habe diese Aufgabe nicht gesucht, mich ihr aber gestellt.» Er sieht durchaus auch die Vorteile. «Es ist heute mehr ein Miteinander. Wir bilden ein Team.» Ein Team allerdings, das seit der Errichtung des Pastoralraums unterbesetzt ist. «Das Konzept sieht 610 Stellenprozente vor. Seit dem Anfang haben wir nur 560 belegt», erklärt Renato Widmer, der Präsident des Zweckverbandes. Dadurch kommen die grossen Vorteile des Pastoralraumes, die gegenseitige Vertretung und das Starten gemeinsamer Projekte, noch gar nicht zum Tragen.
Durch den baldigen Weggang von Kurt Grüter wird sich die Situation noch verschärfen, der Arbeitsmarkt ist ausgetrocknet. Doch böse ist dem scheidenden Pfarrer niemand. «Wir haben immer offen miteinander diskutiert. Es ist sein Entscheid, seine Gründe sind für uns alle nachvollziehbar», so Widmer. Die Belastung sei hoch gewesen in den letzten Monaten. Und doch ist es Kurt Grüter wichtig zu sagen, dass nicht der Pastoralraum schuld sei am Weggang. Sein Alter gab den Ausschlag. Die bevorstehende Pension. Und der Wunsch, es in Zukunft etwas ruhiger zu nehmen. «Ich will durchaus noch arbeiten, aber nicht mehr in diesem Umfang», sagt der 64-Jährige. «Dazu müsste ich zehn Jahre jünger sein.»
Das Bistum steht in der Verantwortung
Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits. Das Problem: Man braucht nicht nur einen neuen Leiter des Pastoralraums, sondern auch einen neuen Pfarrer. Das muss nicht unbedingt die gleiche Person sein. «Es ist durchaus möglich, dass ein Laientheologe den Pastoralraum leitet, aber wir brauchen trotzdem einen Geistlichen», erklärt Widmer. Der Zweckverband hat dafür eine Findungskommission eingesetzt und ein Inserat geschaltet. Letztlich aber ist das Bistum verantwortlich für die Besetzung der Stelle. «Es muss prüfen, ob ein Kandidat alle Anforderungen erfüllt», so Grüter. «Aber es würde kaum gegen den Willen der Gemeinden einen Pfarrer entsenden.»
Auf Vakanz vorbereiten
Wobei: Diese Gefahr besteht sowieso nicht. Dann schon eher umgekehrt – dass es gar keine Kandidaten gibt. Der Priestermangel ist bekannt. «Das Bistum ist sich der Situation bewusst und hat bereits Massnahmen ergriffen für eine Vakanz», berichtet der Präsident. Kommt dazu, dass noch immer eine Stelle als Pastoralassistent unbesetzt ist. «Das Bistum weiss um die Bedeutung des Pastoralraums Unteres Freiamt», betont Grüter. Schliesslich handelt es sich um einen der grössten Pastoralräume. Könnte es also passieren, dass man einen Pfarrer zwingt, nach Wohlen zu gehen? «Das nicht. Aber sie werden Gespräche führen und versuchen, mögliche Kandidaten zu motivieren und zu überzeugen», sagt Grüter.
«Das kirchliche Leben wird weitergehen»
Er selber will alles tun, um mit dem Seelsorgeteam die drohende Zeit einer Vakanz gut vorzubereiten. Und er bleibt optimistisch. «Veränderung kann auch eine Chance sein», ist er überzeugt. Und: «In den Gemeinden gebe es viele engagierte Menschen. Das kirchliche Leben wird weitergehen.» Allerdings: Wenn der Pastoralraum über keinen eigenen Priester verfügt, dann wird das nicht ohne Folgen bleiben. «Dann müssen wir Dienstleistungen reduzieren, beispielsweise weniger Gottesdienste anbieten», weiss Widmer. Doch so weit soll es nicht kommen. Ende Mai will das Bistum über das weitere Vorgehen informieren. «Ich bin jedenfalls voller Hoffnung», sagt Grüter.