Auf den Fisch gekommen
15.05.2018 LandwirtschaftBesenbürer Jungbauer mästet Catfish
Er ist der Einzige in der Schweiz. Der 32-jährige Michel Laubacher aus Besenbüren mästet Catfish. Was in Amerika die meist verkaufte Fischart ist, will er in der Schweiz bekannter ...
Besenbürer Jungbauer mästet Catfish
Er ist der Einzige in der Schweiz. Der 32-jährige Michel Laubacher aus Besenbüren mästet Catfish. Was in Amerika die meist verkaufte Fischart ist, will er in der Schweiz bekannter machen.
Mainstream, das mag Michel Laubacher nicht unbedingt. Es ist aber nicht der einzige Grund, weshalb der junge Landwirt sich entschloss, Catfish zu züchten. Und das als Erster in der Schweiz. Kreislaufsystem, Futter, Haltungsbedingungen – nichts gab es, als Laubacher vor sechs Jahren begann, die Mast von Catfish aufzugleisen. In Amerika und Asien sehr beliebt, kennt diese Fischart in der Schweiz kaum jemand. «Das will ich ändern», sagt er.
Und Laubacher fängt im Kleinen an. Ausschliesslich im Freiamt werden die von ihm gemästeten Catfish verkauft. Aktuell in verschiedenen Volgfilialen und im Besenbürer Restaurant Frohsinn. «Der Umweltgedanke soll auch beim Fischkonsum mehr gewichtet werden», findet Laubacher. Nur, von Catfish leben – das ist (noch) unmöglich. --ake
Wenn Fische mehr als faszinieren
Besenbüren: Michel Laubacher ist der einzige Landwirt in der Schweiz, der Catfish produziert
Fische sind seine Lieblingstiere. Und so kam der innovative Jungbauer Michel Laubacher auf die Idee, welche zu mästen. Seine Wahl fiel auf Catfish, weil diese Fischart ihn fasziniert. Die Kreislaufanlage, die Haltungsvorschriften, das Futter – alles hat der junge Besenbürer geholfen mitzuentwickeln.
Annemarie Keusch
Das Gebäude, in dem Michel Laubacher Catfish züchtet, ist unscheinbar. Ein alter Schuppen, unten Steinmauern, oben Holz. «Das ist eine kantonale Vorlage. Man darf von aussen nicht erkennen, dass hier Fische gezüchtet werden», erklärt der 32-jährige Landwirt. Dabei haben es ihm die Fische besonders angetan – seit Langem. «Fischen ist mein grösstes Hobby. Fische sind meine Lieblingstiere. Ich weiss nicht warum, sie interessieren mich einfach», sagt der Besenbürer. Und dieses Interesse ist so gross, dass Laubacher viel Freizeit darin investiert hat, dass er jetzt Fische halten kann.
Dass Michel Laubacher überhaupt Landwirt geworden ist, kam auch für ihn überraschend. Eigentlich arbeitete er als Automatiker, Elektroniker und Qualitätsmanager. Vor sechs Jahren begann er aber, mit einer Firma aus der Zentralschweiz eine Kreislaufanlage für Fischmästereien zu entwickeln, damit kaum Frischwasser verbraucht wird und das gebrauchte Wasser wieder auf bereit werden kann. Und weil Laubacher auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und er es schade gefunden hätte, wenn niemand diesen von seinem Vater übernommen hätte, stieg er ein. Laubacher ist primär Schweinemäster, ein Nebenerwerb soll irgendeinmal der Catfish sein.
Futter auf Basis von Getreide
Mehr ist nicht möglich. Als Fischmäster und später -züchter seine Brötchen zu verdienen, ist aktuell in der Schweiz nicht möglich. Laubacher erklärt: «Laut momentaner politischer Ansicht gehört die Fischzucht nicht in die Landwirtschaft, sondern in die Industrie.» Für ihn erstaunlich. «Überall fordern die Konsumenten lokale oder zumindest nationale Produkte, ausser bei den Fischen.» Zahlenmässig heisst das: Beim Schweinefleisch wird gegen hundert Prozent des Marktes von Schweizer Fleisch abgedeckt, bei Fischen sind es gerade mal drei Prozent. «Hier wäre enormes Potenzial vorhanden.»
Und dieses will er mithelfen zu nutzen. Neben dem Entwickeln des Kreislaufsystems hat Laubacher auch mitgeholfen, das ideale Futter zu finden. «Komplett vegetarisch, auf der Basis von Getreide, komplett in der Schweiz produziert und ohne Wachstumsfördernde Stoffe», erklärt der Jungbauer. Auch bei den Haltungsvorschriften war Laubacher involviert. «Die Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt lief super», sagt er.
Keine maschinelle Fütterung
Michel Laubacher hat bei null angefangen und ist «ein paarmal auf die Nase gefallen». Im Oktober letzten Jahres kamen die ersten Fische – 3000 Stück. Und jetzt kann der Besenbürer stolz sagen: «Es funktioniert.» Wie er überhaupt auf die dunklen, bärtigen Fische kam? «Sie erschienen mir von Anfang an am sinnvollsten. Catfish ist nicht Standard, das Fleisch schmeckt super, sie haben keine Gräte und sie riechen nicht nach Fisch», argumentiert er. Und dass das Marktmodell Catfish funktioniert, zeigen internationale Beispiele. In den USA ist es der meist gegessene Fisch, in Asien belegt er Platz zwei.
Mithalten mit den dortigen Produzenten kann Laubacher (noch) nicht. «Wir mästen unsere Tiere bewusst mit weniger Druck und brauchen doppelt so lange, bis sie genug schwer sind», sagt Laubacher. Von anfangs 10 bis 15 Gramm wachsen die Tiere auf seinem Hof bis auf ein Idealgewicht von 1,6 Kilogramm an. Dreimal am Tag füttert er sie – morgens, mittags, abends. Maschinell? «Nein, von Hand, so bin ich näher bei den Tieren. Das ist mir wichtig.»
In dunklen 1000-Liter-Tänken
Nicht nur gut, auch gesund, sei das Fleisch des Catfish. «Es ist das Gleiche essbar wie bei anderen Fischen. Sprich primär zwei Filets», erklärt Laubacher. Diese seien sehr einfach zuzubereiten. «Überhaupt ist das Fleisch mehr zu vergleichen mit anderen Fleischarten als mit Fisch», sagt er. Auf dem Grill könne es ohne Probleme ohne Alufolie gebraten werden. «Zudem hat der Catfish enormes Potenzial als ökologischer Proteinträger», führt er aus.
In mehreren 1000-Liter-Tänken in einer alten Scheune leben Laubachers Fische. Die Tänke sind schwarz, Licht fällt nicht viel in den Keller. «Das macht gar nichts. Das muss sogar so sein, weil Catfish Fische sind, die sowieso am Seegrund, also in der Dunkelheit leben.» An die Oberfläche kommen sie, wenn Laubacher sie füttert. Oder wenn sie das Idealgewicht erreicht haben und geschlachtet werden. Und dann? In den Grossverteiler? «Nein, da könnte ich preislich nicht mit den Anbietern aus dem Ausland mithalten.» Lokal soll es für Michel Laubacher sein. Der «Frohsinn», das Dorfrestaurant in Besenbüren, bietet Catfish-Produkte an und verkauft auch rohe Fische. Gleiches tun Volg-Filialen in der Region. Mit zusätzlichen Abnehmern ist er im Gespräch. Und einiges an Catfish essen er und seine Freundin Fabienne Wirth auch selber. «Qualitätskontrolle», meinen sie lachend.
Mehr Infos: www.catfish-company.ch oder beim Restaurant Frohsinn in Besenbüren.