Zwischen Benzin und Adrenalin
13.04.2018 SportMotorsport: Saisonstart für Freiämter Motorrad-Trio
Joel Sandmeier aus Fahrwangen, Patrick Tellenbach aus Muri und der Niederwiler David Ludin sind die Freiämter Aushängeschilder im Motorsport. Alle drei sind auf dem Motorrad unterwegs. Jeder in einer anderen Sportart. Sie sprechen über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Probleme im Motorsport.
Josip Lasic
«Rein von der Sportart her stehe ich zwischen ihnen beiden», sagt der 31-jährige Patrick Tellenbach. Der gelernte Automatiker fährt Supermoto. In diesem Sport ist man mit dem Motorrad sowohl auf der Strasse – wie Superbike-Fahrer David Ludin – als auch offroad – wie Motocross-Fahrer Joel Sandmeier – unterwegs.
Das Trio fährt in verschiedenen Motorsportarten. Sie verbindet ihre Liebe zum Motorrad und dass sie demnächst ihren Saisonstart haben.
Oder besser gesagt hätten. Der 24-jährige Joel Sandmeier hat sich beim lizenzfreien Motocross in Wohlen das Sprunggelenk gebrochen. Das Motocross Wohlen von diesem Wochenende wäre der Saisonstart für ihn gewesen. Jetzt muss er zunächst seine Verletzung auskurieren. Saisonziel: «Gesund werden.»
Das Vize-Duo greift an
Erfolgreich ist Sandmeier in seinem Bereich. Im Schweizerischen Autound Motorradfahrerverband (SAM) wurde er 2016 in der Kategorie Motocross Masters MX1 Schweizer Meister. Letztes Jahr holte er Bronze.
Der 29-jährige Ludin und Tellenbach wurden in ihren Sportarten im vergangenen Jahr jeweils Vize-Schweizer-Meister. Als Sportler wollen sie sich steigern. Das bedeutet den Angriff auf den Titel. «Mein offizielles Saisonziel lautet: ein Platz unter den ersten drei», sagt Ludin. «Wir haben starke Fahrer in unserer Kategorie. Insgeheim habe ich den Traum vom Titel aber nicht aufgegeben.» Auch Patrick Tellenbach weiss, dass der Weg zum Titel nicht einfach wird. Philippe Dupasquier, der letztes Jahr Meister wurde, wird nach wie vor ein harter Konkurrent für ihn sein.
Ludin wird am Wochenende vom 19. bis zum 21. April mit zwei Rennen im spanischen Valencia starten. Am selben Wochenende greift Tellenbach ins Geschehen ein. Er startet im französischen Villars-sous-Écot.
Motorsport unterverkauft und mit schlechtem Image
Die drei sind sich einig, dass der Motorsport in der Schweiz zu wenig zur Geltung kommt. Ludin muss beispielsweise all seine Rennen der Schweizer Meisterschaft im Ausland fahren. Spanien, Frankreich, Tschechien, Slowakei, Italien. In diesen Ländern startet er. In der Schweiz fehlen die Strecken.
Tellenbach hat es diesbezüglich einfacher. Seinen Saisonstart hat er zwar in Frankreich. Die restlichen Rennen finden allerdings in der Schweiz statt. Auch Sandmeier kann seinen Sport im Land betreiben. Dennoch könnte der Motorsport ihrer Meinung nach mehr Präsenz bekommen. Sandmeier: «Letztes Jahr gab es viele Unfälle. Einige mit Todesfällen verbunden. Die mediale Aufmerksamkeit für den Motorsport war in letzter Zeit eher negativ.» Tellenbach ergänzt: «Ich finde es schade. Jeder hat seine Leidenschaft. Der eine geht sonntags in die Kirche, der andere geht jagen und wir fahren Motorrad. Mehr Akzeptanz untereinander wäre gut. Motorsport wird oft mit viel Lärm und Unfällen in Verbindung gebracht.» Ludin: «Vor allem betreiben wir alles in einem geregelten Rahmen. Natürlich fahren wir schnell. Aber wir tun das in Rennen, die dafür vorgesehen sind und wo entsprechende Sicherheitsvorkehrungen herrschen. Ich liebe die Geschwindigkeit. Mir würde es aber nie in den Sinn kommen, mich auf der Strasse so zu verhalten wie auf einer Rennstrecke. Lieber Motorsport betreiben, als ein Raser im Strassenverkehr zu sein.»
Freiamt als Aushängeschild
Diesbezüglich haben alle drei lobende Worte für den Motorsport im Freiamt. «Mit dem Motocross Muri und dem Motocross Wohlen haben wir in der Region zwei Veranstaltungen, die zu den besten im Land gehören, was den Motorradsport betrifft», so Sandmeier.
Als positiv betont Tellenbach auch, dass die Rivalität im Motorsport stets positiv ist. «Das Motocross Muri und das Motocross Wohlen stehen zwar in Konkurrenz zueinander, aber auf einer freundschaftlichen Ebene. Und unter den Motorsportlern gibt es Sticheleien, aber alles auf friedlicher Basis.» Ludin ergänzt: «Im Fussball sieht man beispielsweise schon in unteren Ligen oft Ausschreitungen. Das würde man im Motorsport nie in diesem Ausmass sehen.»
Das Trio sieht das Freiamt als ein Vorzeigebeispiel für den Motorradsport in der Schweiz. Doch sehen sich die drei auch als Aushängeschilder der Region? «Aktuell sind wir vielleicht die drei Erfolgreichsten», sagt Sandmeier. Alle sind sich aber einig, dass neben ihnen ein weiterer Name genannt werden muss. Daniel Müller aus Muri. Mittlerweile 53 Jahre alt und immer noch aktiv, wurde letztes Jahr im Supermoto in der Kategorie Prestige 8., sechs Ränge hinter Tellenbach. «Es ist unglaublich, wie hart er in seinem Alter noch trainiert und was er leistet.»
Viel Arbeit und viel Respekt
Das Trio trainiert auch sehr viel, um fit zu bleiben. Neben dem Adrenalin beschreiben sie das als eines der schönsten Gefühle im Motorsport. Tellenbach: «Wenn du am Start bist und weisst, dass du intensiver und härter trainiert hast als die Konkurrenz, pusht dich das zusätzlich. Vor allem, wenn du es während dem Rennen merkst und die Früchte deiner Arbeit ernten kannst.»
Unter den dreien herrscht ebenfalls grosser Respekt voreinander. Sandmeier: «Im Motorsport gibt es das nicht, dass einer behauptet, sein Sport sei besser als der andere. Ich habe beispielsweise enormen Respekt vor den Geschwindigkeiten, mit denen David Ludin unterwegs ist.» Während Ludin mit bis zu 300 km/h fährt, sind Tellenbachs Höchstgeschwindigkeiten bei rund 170 km/h und diejenigen von Sandmeier im Motocross bei rund 100 km/h.
Ludin erklärt, dass er sich dafür niemals trauen würde, solche Sprünge zu riskieren, wie es die Motocross-Fahrer tun. Tellenbach, der beides kennt, sagt: «Joel Sandmeier hat mit dem Motocross aus meiner Sicht die beste Basis und könnte einfacher zum Supermoto oder auf die Strasse wechseln. In jedem Fall würde aber viel Arbeit und Training dahinterstecken.»
Sehr viel Arbeit und sehr viel Training haben die drei bisher schon investiert und wollen sie weiterhin investieren. Man darf gespannt sein, wohin die Reise des Trios noch geht und wie schnell sie auf dieser Reise unterwegs sind.