Zitterpartie geht weiter

  26.11.2021 Wohlen

Chlausauszug in Wohlen hat Bewilligung erhalten – unter Vorbehalt

Nach der Absage im letzten Jahr soll der Chlausauszug diesmal stattfinden. Ein umfangreiches Schutzkonzept macht es möglich. Doch nicht nur Corona beschert den Organisatoren einen erheblichen Mehraufwand.

Chregi Hansen

Bis zuletzt stand der grosse Auszug vom Sonntag, 5. Dezember, auf der Kippe. Von einer «Zitterpartie» spricht Röfe Wüst. Und auch jetzt noch gibt es keine Sicherheit. «Der Kanton hat den Anlass zwar bewilligt. Aber er hat bis drei Tage vorher noch die Möglichkeit, diese Bewilligung wieder zu entziehen», berichtet der Wohler Chlausvater.

Denn: Der Wohler Chlausauszug lockt jeweils über 3000 Besucher an. Und gilt darum als Grossanlass. «Wir mussten uns bereits im Sommer ganz verschiedene Szenarien überlegen», so Wüst weiter. Für ihn war aber immer klar: Der Auszug und auch die Familienbesuche sollen, falls immer möglich, stattfinden. Beides sind in Wohlen tief verwurzelte Traditionen. Zudem feiert das Brauchtum dieses Jahr sein 80-Jahr-Jubiläum. Einfach nichts machen, das kam für die Verantwortlichen nicht infrage. Und darum war man auch bereit, einen erheblichen Mehraufwand auf sich zu nehmen.

Weg führt in die Steingasse

Doch die Sicherheitsmassnahmen sind nur ein Aspekt. Ein weiteres Problem stellt die laufende Sanierung der Nutzenbachstrasse dar. Weil gleichzeitig die Baustelle an der Sorenbühlstrasse nicht vom Fleck kommt und als Ausweichroute nicht zur Verfügung steht, kann dieses Jahr der Kreisel am Kirchenplatz nicht komplett für den Verkehr gesperrt werden. Heisst: Der Verkehr von Dottikon her wird weiter über den Kreisel und dann in die Bünzstrasse geleitet, lediglich die Ausfahrt Richtung Bremgarten wird gesperrt. «Wir mussten uns also eine neue Route überlegen, wohin der Chlaus und die Schmutzli nach dem Auszug gehen», erklärt Marco Spano vom Jubiläums-OK. Nun führt der Weg eben in die Steingasse und zum Chlaushüüsli auf dem Sternenplatz.

Aber auch die Familienbesuche stellten die Verantwortlichen vor eine Herausforderung. «Oberstes Ziel ist, dass sich niemand ansteckt», verdeutlicht Chlausvater Wüst. Darum wird nicht nur die ganze Vorbereitung entsprechend angepasst, auch die Familien müssen gewisse Vorbereitungen treffen. Das hat Folgen: Die Zahl der Familienbesuche ist viel tiefer als sonst. Aber: Zumindest kann das Brauchtum stattfinden.


Alles machen, was möglich ist

Der Chlausauszug und auch die Hausbesuche sollen nächste Woche stattfinden

Der Samichlaus hat eine grosse Tradition in Wohlen. In diesem Winter feiert das Brauchtum sein 80-Jahr-Jubiläum. Damit überhaupt ein Programm möglich ist, sind umfangreiche Vorbereitungen nötig.

Chregi Hansen

Wenn am Sonntag nächste Woche die zehn Samichläuse aus der Kirche kommen, dann wird der Anblick, der sich ihnen bietet, ungewohnt sein. Zwar werden vermutlich erneut über 3000 Besucher auf sie warten, doch die verteilen sich nicht über den ganzen Chileplatz, sondern nur über die rechte Hälfte. «Wegen der Sanierung der Nutzenbachstrasse war es nicht möglich, den Kreisel zu sperren», bedauert Chlausvater Röfe Wüst.

Gesperrt werden nur der Parkplatz samt Einfahrt, der Abzweiger Richtung Bremgarten, der Kirchenrain und die Steingasse bis zum Schlössli. Die Verbindung von der Kapellstrasse zur Bünzstrasse und umgekehrt muss hingegen offen bleiben, dies eine Vorgabe des Kantons. «Das ist schade», findet Wüst. Doch die Organisatoren machen aus der Not eine Tugend. Die Chläuse und ihre Schmutzli marschieren nach dem Auszug in die Steingasse. «Die Route endet direkt beim Chlaushüüsli, das ist ein schöner Abschluss», macht Wüst deutlich.

Die Verkehrsprobleme waren aber nur das kleinere Übel. Mehr zu schaffen machte dem Jubiläums-OK die Coronapandemie beziehungsweise die deswegen nötigen Sicherheitsmassnahmen. «Wir kommen nicht um eine Zertifikatsppicht herum», sagt Marco Spano, Mitglied des OKs. «Und wir empfehlen, trotzdem auf dem ganzen Gelände eine Maske zu tragen.» Denn es wird eng auf dem Gelände. Damit die 3G-Regel auch kontrolliert werden kann, muss das Areal eingezäunt werden, der Zugang wird an vier Orten kontrolliert. Dafür wurde ein Security-Team engagiert. «Die Mehrkosten in diesem Jahr sind enorm», stellt Spano fest. Aber da es ein Jubiläumsjahr ist, wollte man den Auszug nicht wieder absagen. Eine Testmöglichkeit vor Ort wird nicht angeboten, wer kein Zertifikat hat, muss das Spektakel eben von weiter weg beobachten.

«Es wird sicher ein Puff geben. Und wir müssen schauen, dass unsere Chläuse den Weg durch die Menschen finden», ergänzt Wüst. Um das Ganze etwas zu entzerren, werden die zehn Chläuse gestaffelt losmarschieren. «Wir hoffen auf das Verständnis der Besucher. Und fordern alle auf, sich vernünftig zu verhalten», fügt Spano an. Letztlich ist es das Bestreben des OKs, dass es keine Ansteckungen gibt. Die Gesundheit geht vor.

Familien müssen ihren Anteil leisten

Das gilt auch für die Familienbesuche. Diese finden nächste Woche statt, wenn auch anders als sonst. «Wir tun alles für die Sicherheit. Und erwarten das Gleiche von den Familien», macht der Chlausvater deutlich. Die Vorbesuche, an denen in Wohlen noch immer festgehalten wird, dienen auch dazu, die Sicherheitsmassnahmen zu besprechen. Die Familien erhalten ein Schutzkonzept, das sie zu Hause einhalten müssen und zu dem sie sich mit Unterschrift verpflichten. «Wir sind in dieser Hinsicht knallhart. Wer sich nicht daran hält, der wird nicht besucht», so Wüst.

Heisst: Es wird einiges anders als sonst. Ein Teil der Schmutzli muss draussen warten, die Stube ist vor dem Besuch gut zu lüften, auf ein Händeschütteln wird verzichtet. Das Gespräch mit dem Kind erfolgt mit Abstand, das Versprechen wird mit der Hand aufs Herz geleistet und nicht mit einem Händedruck. Und:

Die anwesenden Familienmitglieder müssen Masken tragen. «Wir wissen nicht, wer geimpft ist. Und können das auch nicht kontrollieren», erklärt Wüst. Umgekehrt tragen auch Schmutzli und Diener Masken, während die Samichläuse und Oberschmutzli alle geimpft sind. Sind es diese Massnahmen oder die generell unsicheren Zeiten? Jedenfalls haben sich viel weniger Familien angemeldet als sonst. Statt wie üblich 200 sind es etwa 140.

Doch schon vor dem Besuch ist das Brauchtum-Team gefordert. Denn auch beim Einkleiden und Schminken sind Vorschriften zu beachten. In diesem Jahr bleiben die verschiedenen Gruppen komplett unter sich, jede bereitet sich in einem anderen Raum vor. «Ich habe jeden freien Raum im Chappelehof gemietet», lacht Wüst. Nach jedem Abend werden die Räume desinfiziert und sind die Teilnehmenden angehalten, keinen Kontakt zu den anderen Gruppen zu haben. Auch die gemeinsame Feier am Sonntagabend fällt aus. «Wir werden das alles im Frühling nachholen», verspricht der Chlausvater.

Start ins Jubiläum
Im Moment sind Wüst und Spano optimistisch, dass alles wie geplant stattfinden kann. Schliesslich ist es ein Jubiläumsjahr. Und die Feierlichkeiten dafür beginnen schon dieses Wochenende. Dann ist das Chlaushüsli erstmals Fondue-frei und steht dem Nikolaus und den Besuchern zur Verfügung. Heute Abend findet ein Kinderkonzert in der Kirche statt. Morgen Samstag besuchen Chlaus und Schmutzli den Adventsmarkt. Und eine Woche später steht neben dem Chlaushüsli ein Streichelzoo.

Man habe alles getan, was möglich ist, um den Anlass durchzuführen und trotzdem die Sicherheit zu gewährleisten, betonen Röfe Wüst und Marco Spano. Trotzdem bleibt ein Rest Unsicherheit. «Der Kanton kann den Auszug auch noch kurzfristig absagen. Dann waren die viele Arbeit und die vielen Mehrkosten umsonst», sagt Wüst. Und hofft, dass die Zitterpartie bald beendet ist.

 

 

 

 


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