TV Wohlen: Güdels heftiger Sturz

  26.07.2018 Leichtathletik

Horrorsturz und trotzdem positiv
Leichtathletik: Nico Güdel vom TV Wohlen verletzte sich an der Aktiv-SM schwer

Es ist eine grosse Leichtathletik-Party in Zofingen. Die SM der Aktiven bietet vielen Athleten Grund zum Feiern, alles, was Rang und Namen hat in der Schweizer Leichtathletik-Szene, ist da. Höhepunkt: Sprintstar Mujinga Kambundji knackt die 11-Sekunden-Marke. Neuer Schweizer Rekord in 10,95. Die Wohler dürfen auch feiern: Stefan Grob holt Gold im Diskus, Serena ­Raffi ergattert sich Bronze im Dreisprung. Der Anlass wird von einem Unfall überschattet. Nico Güdel vom TV Wohlen stürzt aus 4,5 Metern und verletzt sich schwer.

«Es ging alles sehr schnell»

Erstmals seit vielen Jahren durfte an der SM wieder ein Athlet des TV Wohlen im Stabhochspringen teilnehmen. Seit drei Jahren trainiert Nico Güdel diese Disziplin. «Früher machte ich Kunstturnen. Irgendwann fand ich durch Studienkollege Luca Raffi zur Leichtathletik und zum TV Wohlen», sagt der in Seon wohnhafte Güdel. Der 25-jährige Sport- und Geografiestudent macht grosse Fortschritte im Laufe der drei Jahre seit seinem Start. Er hatte sich für die nationalen Titelkämpfe einiges vorgenommen. Mit 4,50 Metern hält er den Wohler Vereinsrekord.

Viel Unterstützung von Familie, Freunden und Freundin

Seine erste SM-Teilnahme endet aber heftig. Passiert ist es beim Versuch, die 4,50-Meter-Marke zu überspringen. «Es ging alles sehr schnell», sagt er. «Ich habe zu wenig Kraft und Schub nach vorne entwickelt», beschreibt er den Moment, als er aus 4,5 Metern nach unten stürzte. «Ich wollte dem Einstichkasten ausweichen», sagt er. Doch er fällt hinein und so wird ein sowieso schon übler Sturz noch heftiger. Mit voller Wucht prallt er auf den Boden. «Ich sah sofort, das mein Bein einen Winkel drinhatte, und wusste, das ist ein Schien- und Wadenbeinbruch. Ich hatte noch nie solch starke Schmerzen.»
Alle Anwesenden erleben diesen Schockmoment. Fans zucken zusammen, die Konkurrenten eilen zu Hilfe. Sie hörten alle die Knochen brechen. Güdel wird mit dem Krankenwagen in die Hirslanden-Klinik in Aarau gefahren. Nach dem Röntgen ist klar: Eine Operation ist aufgrund der heftigen Schwellung nicht möglich. Mittlerweile wurde ihm der Muskel aufgeschnitten, zur Entlastung. «Die Schwellung ist immer noch gross», sagt er. Sobald sie abnimmt, kann operiert werden. Dies sollte in den nächsten Tagen geschehen. «Ich hoffe, dass ich Ende dieser Woche nach Hause kann.»

Beim Gespräch mit Nico Güdel erlebt man seine sehr positive Art. Trotz schwieriger Situation sagt er Sätze wie: «Mir geht es gut», «ich bin sehr zuversichtlich, dass alles wieder gut kommt» oder «jetzt habe ich mir ein Netflix-Abo angelegt und habe viel Zeit zum Fernsehschauen». Nico Güdel erhält im Spital viel Besuch. Familie, Freunde, Teamkollegen des TV Wohlen. Als «megaherzig» beschreibt er die viele Besuche und Genesungswünsche, die er erhalten hat.  «Meine Familie und meine Freundin Ladina Schlumpf kümmern sich hervorragend um mich», so der junge Sportler. Auch das OK der Schweizer Meisterschaften in Zofingen besuchte ihn im Spital. «Eine schöne Geste», betont er.
«Mein Leben steht gerade still», sagt er. Er kann darin aber viel Positives erkennen. Nach der OP freut er sich darauf, nach Hause zu gehen. Dann ist er einige Zeit liegend an sein Bett gefesselt.
Ende August will er dann sein Praktikum als Lehrer an der Berufsschule in Aarau beginnen. Und irgendwann auch wieder mit dem Stabhochspringen? «Ja, wenn es geht», sagt Güdel. «Schritt für Schritt will ich mich von den Ängsten lösen und wieder anfangen.» Denn was passiert ist, hat Spuren hinterlassen. Aber es ist keine Hürde so hoch, dass dieser positive junge Mann sie nicht überspringen könnte.

Von Stefan Sprenger


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