Wohlen: Wo ein Wille ist, ist «Vins»

  10.03.2017 Region Wohlen

«Ich weiss nicht mehr», sagt Vincenzo Munia. Was vor genau sieben Jahren passierte, ist nicht mehr in seinem Kopf. Im März 2010 stürzt er beim Snowboarden 70 Meter in einen Felsspalt. Schwer verletzt wurde er mit der Rega ins Spital gebracht. Sein Leben hing aufgrund schwerster Kopfverletzungen an einem seidenen Faden. Er liegt danach monatelang im Koma. Aus dem sportlichen 84-kg- Mann wird ein 42 kg schwerer Rollstuhlfahrer, der halbseitig gelähmt ist. Doch der lebensfrohe «Vins» – wie ihn seine Freunde nennen – schafft es zurück ins Leben. Unzählige Stunden Physio- und Ergotherapie. Heute kann er «fast alles selbstständig machen. Es dauert eben ein wenig länger», sagt er. «Genny» hat ihm viel dabei geholfen. «Genny» ist ein Segway, den er mit seinem Oberkörper steuert. «Ein sehr geniales Ding», sagt er.

Munia war vor seinem Unfall ein Autoliebhaber. Doch irgendwann wieder Auto zu fahren erschien unmöglich. «Es gibt wenig Hoffnung», sagte er dieser Zeitung im Januar 2015. Er fügte damals an: «Wieder Auto zu fahren, das ist ein riesiger Traum für mich.» Heute – zwei Jahre später – ist dieser Traum erfüllt. «Der absolute Wahnsinn. Autoprüfung bestanden», schreibt er auf Facebook. Fast 300 Menschen gefällt das. «Mir am meisten», lacht er.

Steiniger Weg mit Happy End

Er musste viele Tests aufgrund der körperlichen und geistigen Verfassung bestehen, bis er die Autoprüfung machen konnte. «Es war ein weiter, steiniger Weg. Aber nun ist alles in Ordnung», sagt er. Nun wartet er auf sein Auto. «In drei Monaten sollte ich es haben.» Denn das Automobil muss zuerst noch umgebaut und auf die Bedürfnisse von Munia angepasst werden. «Genny» kann er dann immer im grossen Kofferraum mitführen. Mit einer mechanischen Vorrichtung wird sein Segway-Rollstuhl in das Auto gehoben. «Das geht ganz schnell», sagt er. Er freut sich jetzt schon darauf, mit seiner Freundin Ausflüge zu machen. «Und einfach wieder ein Stück Freiheit zu haben.» Munia möchte den Menschen etwas mit auf den Weg geben: «Glaubt immer an eure Träume. Egal, wie aussichtslos sie erscheinen.»

Dank an die Freundin

Sein Unfall jährte sich gestern Donnerstag zum siebten Mal. Und genau vor zwei Jahren kam er mit seiner Freundin zusammen. «Sie hat mich enorm unterstützt auf meinem Weg, wofür ich ihr sehr dankbar bin.» Sein nächster Traum? Munia überlegt: «Eine Familie gründen.» Man darf sich fast sicher sein, dass er dies schaffen wird.

Stefan Sprenger


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote