Unterwegs mit dem Samichlaus

  06.12.2016 Region Wohlen

Am Wochenende besuchte der Wohler Samichlaus 228 Familien – bei einer durfte diese Zeitung dabei sein
«Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.» So beginnt jeder Samichlaus-Besuch. Der christliche Brauch findet nach wie vor riesigen Anklang. Bei einem seiner letzten Besuche am Sonntagabend öffnet der Samichlaus seinen Sack und diese Zeitung durfte bei einem seiner Besuche dabei sein.

Gedichte und Zeichnungen
Total vier Kinder sind da. Schon bevor er auftaucht, sind sie nervös. «Wann kommt er? Wann kommt er?», fragen die Kinder immer und immer wieder. Schliesslich ist es so weit und der Samichlaus kommt – natürlich superpünktlich. Er wird begleitet von sechs Schmutzli und einem Diener. Er schüttelt allen Anwesenden freundlich die Hand. Die Namen der Kinder kennt er auswendig. Die erste Frage: «Habt ihr Angst?» Die Kinder schütteln schüchtern den Kopf. Der Samichlaus zeigt die Glocke seiner schwarzen Begleiter, der Schmutzli. Er tut dies auf enorm einfühlsame Art und Weise. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Kinder.
Doch die dürfen ihrem bärtigen Mega-Star Gedichte vortragen. Alle vier Kinder tun dies. Der Samichlaus «geht jedes Mal auf die Knie, hört gespannt zu und bedankt sich mit grosser Herzlichkeit. Alle vier Kinder haben auch eine Zeichnung dabei für den Samichlaus. «Das habt ihr wunderschön gezeichnet.»
Nun gehört das Wort dem Samichlaus. Er erzählt die «Chlaus-Geschichte». In allen 228 Stuben, wo er an diesem Wochenende unterwegs war, erzählte der Samichlaus dieselbe Geschichte.

«Da gehen Dinge kaputt»
Und dann folgt das, worauf sich die Eltern mehr freuen als die Kinder. Der Diener reicht dem Samichlaus das goldene Buch. Wo gute und schlechte Taten verewigt sind. Der Samichlaus lobt Sport, Hilfsbereitschaft oder gute Schulnoten. Wenn die Kinder in der Schule nicht aufpassen oder nicht auf die Eltern hören – darauf reagiert er allerdings allergisch. Oder, wie im Fall von Sharon, wenn sie in der Wohnung Fussball spielt. «Da gehen Dinge kaputt. Das solltest du sein lassen», sagt der Samichlaus. Sharon steht da und schaut ihn mit grossen Augen ehrfürchtig an. «Ja, du hast recht. Ich versuche, es in Zukunft besser zu machen», muss Sharon versprechen. Während die junge Dame noch ziemlich schüchtern ist, wird sie gleich nachdem der Samichlaus weg ist, mit einem schelmischen Lächeln sagen: «Der macht mir keine Angst mehr.»

«Ich freu mischo uf negscht Johr»
Dann folgt der Höhepunkt für die Kinder: die Geschenke. Im Falle dieser Familie gibt es für jedes der Kinder ein grosses Paket – das der Samichlaus zwar überbringt, allerdings von den Eltern gekauft wurde. Der Mann in Gelb (jeder der Wohler Samichläuse hat eine andere Farbe) verteilt wie immer den «Chlausbatzen» an die Kinder. Die Erwachsenen kriegen ein «Schöggeli» oder einen «Chlausstumpen.»
Danach gibt es noch ein Foto mit dem Samichlaus und seiner Crew. Und natürlich auch ein Selfie mit dem Mega-Star, den alle Kinder in der Schweiz fürchten und verehren.
Es folgen Worte an die Eltern. «Aus Fehlern lernen, das ist wichtig», sagt der Samichlaus. Die Eltern nicken. Die Kinder sind bereits mit auspacken der Geschenke beschäftigt. Es gibt noch eine Rute als Andenken. Nach rund 20 Minuten ist der Samichlaus mit seinem Besuch fertig. «Friede sei mit euch allen.» Der Samichlaus geht wieder seines Weges. Natürlich verabschiedet er sich bei jedem persönlich. Freundlich und mit festem Händedruck. Draussen vor der Tür gibts noch Getränke für die Schmutzli. Als Stärkung. Denn der Abend ist noch nicht vorbei. Nach wenigen Minuten formiert sich die Gruppe wieder. Ein Oberschmutzli vorne und hinten. Dazwischen vier kleinere Schmutzli und der Samichlaus mit seinem Diener.
«Tschüüüüüüüss Samichlaus», rufen die Kinder und winken ihm hinterher. Dieser winkt sekundenlang zurück, bevor er immer weiter in die Ferne
zieht. Die Kinder gehen noch nicht rein, sondern versuchen, noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen. Irgendwann ist er nicht mehr zu sehen und verschwindet in der Nacht. Man hört nur noch das Gebimmel seiner Schmutzli. «Ich freu mi scho uf negscht Johr», sagt Sharon. Für die Eltern ist dies die Gewissheit: Der Brauch des St. Nikolaus lebt und wird geschätzt. Von den Eltern wie auch von den Kindern.

Stefan Sprenger


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