Gesandt zu den Armen

  13.04.2018 Rudolfstetten

Rudolfstetten: Am 22. April feiert Pater Ernst Wildi sein goldenes Priesterjubiläum

Schon als Kind wollte Ernst Wildi Priester werden. Nach beschwerlichem Weg empfing er die Weihe vor 50 Jahren. Lange Jahre war er als Missionar in Afrika tätig; damit ging für ihn ein Traum in Erfüllung.

Erika Obrist

«Pater Ernst Wildi ist im Ausland», teilt das Sekretariat der Missionsgesellschaft Bethlehem (SMB) in Immensee mit. Besuche bei den Mitbrüdern in aller Welt gehören zu den Aufgaben des Generaloberen. Im Mai 2013 hat ihn das Generalkapitel in diese Führungsposition gewählt. «Ich habe den Auftrag, die Gemeinschaft der Brüder und Priester aufrechtzuerhalten», sagte Pater Ernst Wildi bei einem Gespräch vor gut zwei Jahren am Christkindlimärt in Rudolfstetten, an dem er regelmässig Gast ist.

Seinen Auftrag auszufüllen falle ihm nicht leicht. Zusammen mit seinen Mitbrüdern im Generalrat müsse er Entscheide in letzter Instanz treffen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. «Ich habe nur noch Rom über mir.» Und den Herrgott. «Ich rede lieber mit den Menschen und versuche mit ihnen zusammen Lösungen zu finden.»

Schulgeld zusammengebettelt

Dass er dereinst der Gemeinschaft der Weltpriester und Weltbrüder in Immensee vorstehen wird, wurde Ernst Wildi nicht in die Wiege gelegt.

Er ist im Jahr 1941 in Rudolfstetten auf die Welt gekommen. Sein Vater, ein gebürtiger Wohler, ist früh gestorben. Seine Mutter, eine Ruedistetterin, war oft krank. Priester werden wollte der junge Ernst Wildi. Diesen Weg hat er konsequent verfolgt, obwohl einige Leute im Dorf von ihm erwarteten, dass er eine Ausbildung machen und zum Einkommen der Familie beitragen müsse.

Nach der Primarschule hat er das Gymnasium in Rebstein besucht, danach des Priesterseminar in Immensee. Das Schulgeld muss er sich mit Kollektieren verdienen: Betteln von Tür zu Tür, meist versehen mit einem wohlwollenden Schreiben des Ortspfarrers. «Ich musste an vielen Türen klingeln, bis die 700, 800 und später bis zu 1000 Franken beisammen waren», erzählte Wildi vor drei Jahren.

In den USA promoviert
Er ist Priester geworden: Vor 50 Jahren empfing er die Weihe. Eine Woche später zelebrierte er die erste Messe an seinem Wohnort. Primiz feierte er. Nun steht wieder eine Feier an: Am 22. April feiert er das goldene Priesterjubiläum. In Immensee diesmal. Zusammen mit vier weiteren Jubilaren der Gemeinschaft. Zudem feiern vier Mitglieder der Gemeinschaft das 60-Jahr-Priesterjubiläum.

Pater Ernst Wildi hat sein Leben in den Dienst der Menschen gestellt. Er hat am Gymnasium in Immensee unterrichtet, an der Universität Berkeley (USA) den Master erworben und in Washington (USA) den Doktortitel. Und er war Missionar in Afrika. «Wir sind gesandt zu den Armen», so Pater Ernst Wildi.

Nach Sambia – «das ist meine zweite Heimat» – ist er erstmals 1974 gereist. «Damit ging ein Traum für mich in Erfüllung.» Dort hat er an einem Priesterseminar Theologie unterrichtet. Der Aussendungsgottesdienst fand – natürlich – in Rudolfstetten statt. Nach 13 Jahren kehrte Pater Ernst Wildi in die Schweiz zurück.

Von 1999 bis 2013 war er erneut in Sambia tätig. In der Hauptstadt Lusaka baute er ein Aidshospiz auf. Er hat vielen aidskranken Kindern und Erwachsenen Trost zugesprochen und in den Tod begleitet. «Wenn jemand friedlich und getröstet nach einem guten Gespräch einschläft, so finde ich Ruhe.» Wenn er im richtigen Moment das Richtige getan hat.

An die Zukunft denken

Vor fünf Jahren hat er Afrika schweren Herzens verlassen. Er wurde zurückgerufen nach Immensee. Als erster Aargauer wurde er Generaloberer der Missionsgesellschaft Bethlehem. An ihm liegt es auch, die Gemeinschaft in die Zukunft zu führen. Die meisten der Weltpriester und Weltbrüder sind über 80 Jahre alt. Sie spüren die Last des Alters, ihre Zahl nimmt ab. Auf dem Areal der SMB soll nun die Mehr-Generationen-Siedlung «Im Bethlehem» gebaut werden. Preisgünstige Wohnungen für Grossund Kleinfamilien, für Paare und Einzelpersonen, für Geschiedene und Verheiratete, für Leutselige und Insich-Gekehrte, für Junge und für in die Jahre Gekommene, die auf leichte Hilfe angewiesen sind und einen Lift und ein hindernisfreies Zuhause brauchen. Und für die alt gewordenen Mitglieder der SMB. Wieder: Dienst am Mitmenschen leisten, diesmal in der Schweiz.

Fünfjährige Amtszeit geht zu Ende

Kommenden Juni findet das nächste Generalkapitel der SMB in Immensee statt. Diesem gehören 13 SMB-Mitglieder an. Das Generalkapitel dauert fast drei Wochen und wird vom Generaloberen Pater Ernst Wildi geleitet. Seine fünfjährige Amtszeit geht zu Ende. Auf der Traktandenliste des Generalkapitels steht auch die Wahl eines neuen Generaloberen. «Eine Wiederwahl des Amtsinhabers ist rechtlich möglich», heisst es dazu aus dem Sekretariat.


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