Rollstuhlfechten: Hofer im Fokus

  25.12.2017 Sport

En garde auf vier Rädern

Rollstuhlfechten: Der Zufiker Patrick Hofer will an die Paralympics und die unbekannte Sportart populärer machen


Patrick Hofer hatte es von Geburt an nicht einfach. Er kam zur Welt mit einem offenen Rücken und war fortan auf den Rollstuhl angewiesen. Doch der Mann kämpfte für sein Glück und seine Anerkennung. Und dies ist beeindruckend.
Heute hat der 41-Jährige einen guten Job, engagiert sich sonst an mehreren Fronten und hat eine grosse Passion gefunden: das Rollstuhl­fechten.

Auf Augenhöhe mit Fussgängern

Die Sportart ist in der Schweiz noch sehr unbekannt. Als es im Mai dieses Jahres einen Schnuppernachmittag  im Paraplegikerzentrum in Nottwil gab, «probierte ich es einfach mal aus», sagt Hofer. Das Fechten hinterliess riesigen Eindruck. «Ich hatte grossen Spass und wollte unbedingt weitermachen», sagt der Zufiker. Er suchte nach Trainingsmöglichkeiten und wurde beim Fechtclub Baden fündig. Dort hat es ebenfalls einen Rollstuhlfechter. «Das Tolle am Rollstuhlfechten ist, dass auch Fussgänger die Sportart ausüben können und man sich dann auf Augenhöhe begegnet», sagt Hofer. Er selbst machte schnell grosse Fortschritte in der Technik und der Bewegung. Er ist ein Naturtalent. Dies sagt auch sein Trainer Andi Haldimann vom Fechtclub Baden.

Im Fechten hat er grosse Ziele. Er will sich weiter verbessern und an internationalen Turnieren teilnehmen. In der Schweiz wollen er und seine Kollegen vom Rollstuhlfechten die Sportart schmackhaft machen für andere Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Das grosse Ziel: die Teilnahme an Europa- und Weltmeisterschaften. Das gigantische Ziel: die Paralympics 2024 in Paris. «Dafür muss und ­werde ich hart trainieren», sagt der Zufiker.
Dass er hart für seine Ziele arbeiten muss, ist er sich gewohnt. Bereits als Kind hatte er es nicht einfach. Mit einem offenen Rücken geboren, war er an den Rollstuhl gefesselt. Ein paar Schritte kann er jeweils zu Fuss gehen. Alleine dies ist eine grosse Erleichterung.

Schützenverein, Guggenmusik

Die Schul- und Lehrzeit war nicht einfach. Schliesslich fand er seinen Traumjob als Bauzeichner bei der HALFEN Swiss AG in Wallisellen. Er zeichnet Pläne für Natursteinfassaden und Betonfassaden. Ein verantwortungsvoller Job. «Ich habe ein super Team, eine tolle Firma, das findet man nicht alle Tage», sagt der Freiämter. Die Arbeitsstelle, bei der er bald zehn Jahre seinen Lebensunterhalt verdient, sei für ihn «wie ein 6er im Lotto».
Hofer war früher im Schützenverein tätig – wie sein Vater. Dort war er auch Jungschützenleiter. Und auch bei der Guggenmusik «Näbelhacker» in Bremgarten war er Mitglied und als Aktuar im Vorstand tätig. Im Alltag lässt er sich nicht von seiner Behinderung beeinflussen, sondern lebt ganz normal – wie ein Fussgänger. «Es muss im Kopf stimmen, man braucht die richtige Einstellung», sagt er. Er kenne nichts anderes, meint er lächelnd. So ist es für ihn auch alltäglich, dass er Auto fährt (dabei bremst und gibt er Gas mit den Händen).

«Normal behandelt werden»

Sein Handicap habe er akzeptiert und sieht sogar Vorteile darin. «Wenn man will, geht alles», sagt Hofer, der jeweils offen auf Menschen zugeht und vor allem eines will: «Normal behandelt werden.»
Nun freut sich der sympathische Mann auf Weihnachten. Und dann geht auch schon wieder das Training los. Im Rollstuhlfechten soll 2018 ein grosses Jahr für ihn werden, wo er den Samen sät, um in einigen Jahren vielleicht die Früchte zu ernten. «Ich glaube daran», sagt Hofer.

 

Stefan Sprenger

 


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